Schenefelds Stürmer Marcel Jobmann erzielt bei Ergo-Cup drei Tore. Bitter für Rugenbergen ist die Verletzung von Kevin Lohrke.

Schenefeld. "Wir warten noch, bis mein Vater Matthias, der inzwischen nicht weit von uns den Niendorfer TSV II trainiert, von seinem Spiel zurück ist. Dann schmeißen wir den Grill an. Zwei, drei Freunde kommen auch." So entspannt plante Marcel Jobmann, 20, den späten Sonntagnachmittag im Schoß der Familie.

Ein paar Kilometer entfernt in Norderstedt bereitete sich Kevin Lohrke, 21, "bei gefühlten 50 Grad" Zimmertemperatur auf seine schriftliche Prüfung demnächst an der Hochschule für angewandte Wissenschaften (Berliner Tor) vor. Unterschiedlicher konnte die Gemütsverfassung beider Jungkicker gar nicht sein. Stürmer Jobmann sonnte sich im Garten und in dem Hochgefühl, für die Landesliga-Fußballer von Blau-Weiß 96 beim Ergo-Cup des SC Alstertal-Langenhorn in zwei Begegnungen bereits drei Treffer erzielt zu haben. Offensivverteidiger Lohrke wird den Arzt anstatt die Badeanstalt besuchen.

Fortbewegen kann er sich zurzeit nur an Gehhilfen ("Krücken"), nachdem ihn ein Gegenspieler des HSV III im ersten Gruppenspiel des Bönningstedter Oberligateams beim Ergo-Cup (5:0) am linken Fuß verletzte. "Mit Sicherheit war es keine Absicht, er hatte ja auch ein bisschen den Ball getroffen, dabei ich bin umgeknickt", nahm Lohrke, der einen Bänderriss und eine vier- bis sechswöchige Pause befürchtet, den Gegenspieler in Schutz.

Weniger moderat äußerte sich sein Trainer, der den rabiaten Einsatz des HSV-Spielers nach 25 Minuten irgendwo im Mittelfeld des Kunstrasens am Beckermannweg verurteilte. "Das muss nicht sein, doch nicht in einem bedeutungslosen Vorbereitungsspiel. Meinen Leuten habe ich jedenfalls verboten, zu grätschen. Das dürfen sie nur in höchster Gefahr für das eigene Tor", schimpfte Ralf Palapies. Lohrkes Verletzung und die Aussicht auf wochenlanges Fehlen eines wichtigen Stammspielers habe ihm das sonnige Wochenende "total verdorben". Die zweite Halbzeit mit Toren von Max Scholz (3), Hendrik Rühmann und des eingewechselten Dennis von Bastian heiterte ihn nicht auf. Lichtblick der im zweiten Durchgang einseitigen Partie war der vom MTV Dannenberg (Landesliga Niedersachsen) dazu geholte Scholz, 23, der wegen eines Praktikums in Hamburg seinem bisherigen Verein den Rücken kehrte. Die Dannenberger verloren einen Eckpfeiler, der 21 Punktspieltreffer erzielt hatte. Die Bönningstedter gewannen wahrscheinlich einen dazu. "Schusstechnik, Schnelligkeit, körperliche Robustheit. Er bringt alles mit, was ein Stürmer braucht", schwärmte Dennis von Bastian vom neuen Teamgefährten.

Ganz so weit wie Scholz ist Marcel Jobmann noch nicht. "Aber ich verbessere mich mit jedem Training", glaubt der Abiturient, der am 1. August eine Ausbildung als Industriekaufmann antritt. Der Schenefelder Fußball-Abteilungsleiter Andreas Wilken wird etwas präziser: "Nachdem er im Winter aus der Kreisliga zu uns kam, hat Marcel technisch und an Spielverständnis zugelegt, an Gewicht aber abgelegt."

Von einer Stammplatz-Garantie könne nicht die Rede sein: "Jeder unserer 26 Spieler hat dieselben Chancen." Der Nachwuchsstürmer weiß unterdessen ganz genau, was die Bosse hören wollen. "Zehn bis 15 Saisontore traue ich mir zu. Doch der Erfolg des Teams steht über allem", betont er. In Langenhorn ließ er die Fakten für sich sprechen. Beim 3:1 (0:1) über den VfL Pinneberg verwandelte er das 0:1 von Daniel Brehmer mit zwei Treffern in eine 2:1-Führung. Den Ausgleich beim 1:1 (0:1) gegen den Niendorfer TSV erzwang er mit einem Freistoß aus 20 Metern kurz vor dem Abpfiff, um sich sogleich wieder in Bescheidenheit zu üben: "Den hätte der Torwart eigentlich halten müssen." Die Blau-Weißen, die am Mittwoch, 10. Juli, um 18 Uhr im letzten Gruppenspiel dem SC Sperber gegenübertreten, haben realistische Chancen aufs Halbfinale. Wenn er um 20 Uhr die Niendorfer schlägt, kann auch der VfL weiterkommen. Das 2:1 (0:0) über den SC Sperber bedeutete eine Steigerung im Vergleich zum Vortag. Torschützen waren Christian Kulicke und Mikail Pekdemir, während Thomas Koster einen Foulelfmeter verschoss.

Die Niederlage gegen die Schenefelder hatte VfL-Trainer Michael Fischer klaglos akzeptiert: "Wir hatten nur wenige Auswechselspieler dabei. Am Ende fehlte die Kraft." Beim dritten Gegentreffer von Diego Ballester Martinez, der letzte Serie über die Rolle des Edelreservisten in Pinneberg nicht hinausgekommen war, zuckte er mit keiner Miene. Dass aber VfL-Gewächs Jannik Swennosen, 20, ab sofort nicht mehr für seinen Stammverein, sondern für die Schenefelder kickt, versteht er bis heute nicht: "Wenn Jannik der Aufwand in der Oberliga zu hoch gewesen ist, wie er sagt, dann hätte er doch auch für unsere in die Landesliga aufgestiegene Zweite spielen können. Dieser Wechsel ist und bleibt für mich nicht schlüssig."