Nach verkorkster Saison bereitet VfL-Trainer Michael Fischer seinen Spielerkader im Trainingslager von Aschendorf vor.

Pinneberg. Michael Fischer fasste seine Eindrücke in einem Satz zusammen. Der könnte die Fans des VfL Pinneberg hellhörig machen. "Ich habe überhaupt keine Bedenken, dass wir ganz schnell eine Einheit sein werden", sagte der Trainer der Pinneberger Oberliga-Fußballer bei der Abfahrt aus Aschendorf. Dort, im 8000 Einwohner zählenden Stadtteil von Papenburg, 245 Kilometer fern der Heimat, hatten die Kreisstädter drei Tage lang ihr Trainingslager aufgeschlagen.

Was vergangene Saison gewesen ist - ein in mehrere Lager gespaltenes Team rettete sich mit Ach und Krach vor dem Abstieg - ist ab sofort erledigt und abgehakt. Mit vielen neuen Gesichtern und "altem" Coach, der in sein neuntes Jahr an die Fahltsweide geht, fängt der VfL noch einmal ganz von vorn an.

Längst nicht alle Spieler der ersten Mannschaft konnten es sich einrichten, die Fahrt an die Ems anzutreten. Dafür waren Vito Wegner, Sören Lühr und Keeper David Poerschke von der Zweiten mit von der Partie. Heiko Klemme und Jörn Jacbsen, die Trainer der zweiten und dritten Mannschaft, reisten am Sonnabend hinterher.

Viele Beteiligte sind bemüht, einen guten Geist heraufzubeschwören

Obwohl nicht einsatzfähig machten sogar Martin Staegemann und Fabian Knottnerus den Ausflug mit, ebenso die Brüder Norman und Marvin Baese (TuS Krempe), die sich als Gastspieler Hoffnung auf ein Engagement beim VfL machen. Selbstverständlich durften auch die Co-Trainer David Fock und Börje Scharnberg nicht fehlen.

Dies und auch die Anwesenheit von Ligaobmann Manfred Kirsch und des 2. Vorsitzenden Konrad Kosmalla könnten der Beweis sein: Beim VfL sind viele Beteiligte darum bemüht, einen "guten Geist" heraufzubeschwören, ein förderliches Klima entstehen zu lassen und Geschlossenheit zu demonstrieren. "Aschendorf war der Einstieg in eine sportlich ruhige und erfreuliche Zukunft", glaubt Michael Fischer.

Es fing schon damit an, dass sich die Pinneberger in ihrem Bauernhaus direkt an den gepflegten Sportplätzen des TuS Aschendorf ganz ausgezeichnet untergebracht und bewirtet fühlten. Ein im Emsland beheimateter Sportbuch-Autor hatte der Reisegesellschaft diese Unterkunft vermittelt. Bis unters Dach seines Renault gestapelt waren die Kästen und Boxen, aus denen Michael Fischer die Trainingsanzüge und Trikots an die neuen Spieler im Pinneberger Kader verteilte.

In drei Trainings- und Laufeinheiten floss der Schweiß in Strömen. Die Karten kamen beim Pokern und Skat auf den Tisch. Dass einige Akteure am späten Sonnabend ausbüxten und sich in einer nahe gelegenen Diskothek vergnügten, interessierte den Trainer nur am Rande. Während seiner aktiven Zeit als Stürmer des FC Elmshorn war Fischer ja auch kein Kind von Traurigkeit. Am Sonntag um 7.45 Uhr fanden sich alle pünktlich zum Geländelauf ein, nur das zählte.

Ganz gewiss erfreute den VfL-Coach auch ein Lob, das er von einem Kollegen zu hören bekam. "Alle Achtung. Das hat mir imponiert", staunte Thomas Preuss, der den RSV Emden in der Bezirksliga Weser-Ems trainiert. Obwohl Fischer munter wechselte und 18 Akteure einsetzte, trotz des Trainings am Vormittag, gewannen die Pinneberger den Vergleich mit dem Rasensport-Verein mühelos 5:0 (1:0). Angetan zeigte sich Fischer vor allem von Artur Frost, der zusammen mit drei weiteren Akteuren vom SV Rugenbergen zum VfL gewechselt war. Mit seinen Sprints und Vorstößen über die rechte Seite leitete Frost nicht weniger als drei VfL-Treffer in die Wege. Vier weitere Neuerwerbungen glänzten als Torschützen, wobei Alexander Borck schon in der sechsten Minute das 1:0 erzielte.

Da lachte doch das Herz von Manfred Kirsch, der vor einigen Wochen schon einen weiteren Weg auf sich genommen hatte, Borck vom TSV Winsen/Luhe loszueisen. Mikail Pekdemir (früher TSV Uetersen, Wedeler TSV, TBS) verwertete einen Querpass von Vito Wegner (bisher TV Haseldorf) zum 2:0 (56.). Schließlich trafen auch Christian Kuhlicke aus der A-Jugend von Altona 93 (65.) und Daniel Zass von Oberliga-Aufsteiger SV Blankenese (80.), ehe in der 85. Minute mit Sören Badermann auch einmal eine Stammkraft der vergangenen Jahre zum Zuge kam.

SCALA-Cup-Teilnahme wird erste Erkenntnisse bringen

Das alles stimmte Michael Fischer froh. Erste Fingerzeige, was er von seinem Team wirklich erwarten darf, verspricht er sich aber erst vom SCALA-Cup übernächste Woche mit Gruppenspielen gegen Blau-Weiß 96 am 6. Juli (15 Uhr), den SC Sperber (7. Juli, 15 Uhr) und den Niendorfer TV (9. Juli, 20 Uhr). Dass der Spaß irgendwo aufhört, werden die Spieler in den nächsten Tagen merken, wenn sie der Trainer mit der Stoppuhr in der Hand und wachsamen Blick den Elbstrand entlang scheucht.