SC Rist verpflichtet 22 Jahre alten Collegespieler Diante Watkins aus Chicago. Pro-B-Headcoach Gleim mit U20-Nationalteam unterwegs

Wedel. Selbst dort, wo andere zu dieser Jahreszeit ihren Urlaub genießen, denkt Sebastian Gleim, Jugendkoordinator und Zweitliga-Headcoach des SC Rist, fast nur an Basketball. Vom italienischen Mosciano Sant'Angelo unweit der Adriaküste reiste der 29 Jahre alte Assistenztrainer der deutschen U20-Nationalmannschaft aus Wedel mit dem DBB-Tross um Bundestrainer Harald Stein weiter nach Istanbul. In der Metropole am Bosporus müssen die deutschen Talente von Mittwoch, 26. Juni, an fünf Spiele an ebenso vielen Tagen absolvieren. Gegner sind Gastgeber Türkei, Frankreich, Serbien, Schweden und Russland.

Die Reise in die türkische Metropole kann Sebastian Gleim trotz der damit verbundenen Arbeit voll Vorfreude genießen. Sein Pro-B-Team, das sich zurzeit unter Anleitung des Trainer-Trios Felix Bienwald, Torben Haase und Stefan Altemüller fit hält, erhält in Kürze Verstärkung aus Übersee. Diante Watkins, 22 Jahre alter College-Absolvent aus Chicago (US-Bundesstaat Illinois), wird die Wedeler in der kommenden Saison als Aufbau- und Flügelspieler verstärken.

Schneller und treffsicherer Neuzugang entspricht Vorstellungen des Trainers

"Wir haben seit einigen Monaten mit Diante Kontakt und konnten uns auf einen Vertrag für die kommende Saison einigen", sagt Sebastian Gleim. Für den Rist-Headcoach ist der nur 1,75 Meter große, dafür aber überaus schnelle, trickreiche und treffsichere Mann aus dem Mittelwesten genau der Spielertyp, den er für die kommende Saison gesucht hat. In Wedel soll Watkins aber nicht nur das Spiel des Zweitliga-Teams lenken. "Diante wird neben seiner Aufgabe als Pointguard für die Pro-B-Mannschaft auch in der Jugendarbeit mithelfen", sagt Gleim

Dass Watkins, der im Süden Chicagos aufwuchs und im Alter von vier Jahren erstmals einen Basketball in den Händen hielt, selbst für einen Spielmacher ungewöhnlich klein ist, stört weder seinen künftigen Coach noch den bisherigen Studenten. "Unzählige Male wurde mir erzählt, ich sei zu klein, doch für mich waren solche Komplimente eher Motivation", sagt der Aufbauspieler. Statistiken aus seiner College-Zeit belegen dies. In der Saison 2011/12, die das Energiebündel für das Richard-J.-Daley-College in Coroapolis (Bundesstaat Pennsylvania) absolvierte, brachte es Watkins pro Partie im Schnitt auf 24,4 Punkte, 7,4 Vorlagen zu Korberfolgen (Assists) und 2,1 Ballgewinne (Steals). Honoriert wurden diese Leistungen vom Dachverband National Association Intercollegial Athletics (NAIA) mit der Auszeichnung als Spieler des Jahres.

Nach Abschluss seines Studiums (Fächer: Medical Health Studies, Sportmanagement) zog es Watkins zurück in seine Heimatstadt am Lake Michigan. Dort schloss er sich zunächst dem IBA (Independent Basketball Association)-Team Chicago Redline an, ehe der Pro-B-Club aus Wedel bei ihm anfragte. Lange zu überlegen brauchte er nicht. "Ich freue mich sehr darauf, in der neuen Saison in Deutschland zu spielen", sagt Watkins, der zuvor den Rat eines Landsmanns einholte, der ebenfalls aus Chicago stammt. Mark Miller, 37, war 2000/01 deutscher Vizemeister mit den Telekom Baskets Bonn und wurde zum wertvollsten Bundesliga-Spieler der Saison gekürt. "Er hat nur gute Dinge über Deutschland erzählt, das hat mir die Entscheidung erleichtert."

Basketball bewahrt Diante Watkins vor Abgleiten in die Kriminalität

Wie manch anderen Jugendlichen in Chicago bewahrte auch den jungen Diante Watkins die Sportbegeisterung vor dem Abgleiten in die Kriminalität. "Ich bin an der 63. Straße aufgewachsen, das ist keine gute Gegend", sagt der künftige Wahl-Wedeler. "Wenn man dort heranwächst, heißt es oft: Entweder du spielst Basketball, oder du gerätst auf die schiefe Bahn." Letzteres hätte vor allem seine Mutter verhütet. "Ich wollte immer, dass sie stolz auf mich ist und mir war klar, dass mir der Basketball helfen würde, das College zu besuchen und etwas zu erreichen."

Auf sein Engagement in Wedel bereitet sich Watkins schon jetzt akribisch vor. "Jeden Morgen gehe ich laufen, danach treffe ich mich mit einem Trainer." Bis zum Abflug nach Deutschland will er zudem an Summerleagues und Turnieren teilnehmen.