Jan Bluhm vom Pinneberger Kampfkunstclub Golden Lions gewinnt seinen ersten MMA-Profikampf in Alsterdorf

Pinneberg. Als der Gong zur ersten Runde vor 700 Zuschauern in der Alsterdorfer Sporthalle ertönte, ging alles ganz schnell. Jan Bluhm tänzelte eine halbe Minute vor seinem Gegner Sadat Suljovic. Nach zwei, drei Tritten warf Suljovic ihn zu Boden. Bluhm konterte, lag kurz darauf oben und setzte Suljovic mit gezielten Treffern an den Kopf zu. Der erfahrene Ringrichter Kurt Braun brach den Eröffnungskampf der von Superior FC ausgerichteten Veranstaltung im Mixed Martial Arts (Gemischte Kampfkünste) nach 118 Sekunden ab. "Blume, Blume, Blume", schrien seine zahlreichen Fans. Er zeigte ihnen die Siegerfaust.

"Dieser Erfolg fühlt sich wahnsinnig gut an", freute er sich. Bluhm, 29, Trainer im Mixed Martial Arts bei den Pinneberger Golden Lions und deutscher MMA-Meister bei den Amateuren, ist ein Phänomen. Wer Wahrscheinlichkeitsrechnungen vertraut, hätte seinen Triumph in der Alsterdorfer Sporthalle vor Jahren nicht vorhersagen können.

Mit sechs Jahren hatte für ihn beim Hockey alles angefangen

In seiner Jugend schien Bluhm einen anderen Weg einzuschlagen. Bereits im Alter von sechs Jahren interessierte er sich für Hockey. Er spielte beim Rissener SV, war Jugendnationalspieler. Einer seiner Freunde war der spätere Weltmeister Sebastian Biederlak. Mit 15 Jahren beendete Bluhm dennoch seine Hockeykarriere. "Viele Freunde spielten nicht mehr in der Mannschaft und irgendwann waren Mädchen dann auch interessanter", sagt er. Sportlich probierte er vieles aus, fand über Fußball und Basketball zum Kung Fu. Schließlich landete er über seinen Freund Alexis Zolakidis zunächst beim Kung Fu und schließlich bei MMA. Anfang 2011 absolvierte Bluhm ein erstes professionelles Training bei MMA-Legende Ismail Cetinkaya. Ergebnis: Nasenbruch. "Das war keine Absicht", erklärt Cetinkaya und lächelt.

Er hatte mit MMA bereits 2001 begonnen, als die Sportart, die durch eine Mischung aus vielen Kampfkünsten wie beispielsweise Thaiboxen, Jiu-Jitsu, Judo, Karate und Ringen sehr facettenreich daherkommt, noch nicht so populär war wie heute. Beim zweiten Training brach sich Bluhm die Rippe an, beim dritten kugelte er sich die Schulter aus, die Bizepssehne riss. Die übliche Reaktion, sich nach einem anderen Sport umzusehen, blieb aber aus. "Ich wollte MMA unbedingt lernen", sagt Bluhm. "Ich habe die falschen Bewegungen gemacht."

Also machte der Kampfsportler weiter und wurde im Dezember im westfälischen Witten sogar deutscher Meister der Amateure. Nach Viertel- und Halbfinale wollte er jeweils nach Hause fahren, glaubte, er könne nicht mehr. Diese Rechnung hatte er aber ohne seinen Trainer gemacht. "Ich habe ihm gesagt, ich fahre hier nicht um die halbe Welt, damit du aufgibst", sagt Cetinkaya. Er habe gewusst, dass Bluhm ein Aufgeben bereuen würde. Daher überredete er ihn, im Finale anzutreten. Bluhm siegt.

Danach fühlte er sich bereit für seinen ersten Profikampf, schuftete acht Wochen lang neben dem Training in Pinneberg im Mixed Sports Gym von Cetinkaya. Nur der Sonntag war Ruhetag. Sonst absolvierte er pro Tag mindestens zwei Einheiten in der 300 Quadratmeter großen Halle. Sparring, Kraftübungen, Pratzenarbeit - Bluhm trainierte acht Wochen lang voll durch, bis er schließlich die 77-Kilo-Marke unterschritt, im Weltergewicht gegen Suljovic zu seinem ersten Profikampf in der Alsterdorfer Sporthalle antrat und wieder jubeln durfte.

Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit ging er diesmal schon vor dem Auftritt hoch konzentriert zu Werke. "Ich war nicht wie üblich erst im Ring voll da", analysiert Bluhm.

Nur ein paar hundert Euro beträgt die Gage beim MMA

Seinen Lebensunterhalt, das weiß er, wird er mit MMA nicht mehr verdienen. Reich wird er durch diesen Kampf nicht. Nur ein paar hundert Euro beträgt die Gage. Einige Kämpfe möchte er aber noch bestreiten.

Nebenbei ist er, obwohl er sich nicht in diese Rolle drängt, ein gutes Aushängeschild für die Sportart. Er bietet im sechs mal sechs Meter großen Hochring keine wilde Schlägerei, wie es MMA-Sportlern oft vorgeworfen wird. "Auch wir kämpfen nach Regeln. Eine wilde Schlägerei gibt es nur, wenn unprofessionell gekämpft wird", sagt Bluhm. Das trifft auf ihn nicht zu. Einen Profikampf hat er schon, will nun sehen, was noch drin ist. Sollte er überraschen, wäre es nicht das erste Mal.