Polospieler und Turnierveranstalter Christopher Kirsch im Interview über seinen exklusiven Sport und prominente Gegner von Schauspielern bis Royals

Groß Offenseth-Aspern . In Hamburg, mit dem ältesten Polo Club Deutschlands von 1898, in Düsseldorf, Frankfurt, München, Berlin - hier trifft sich die feine Gesellschaft beim Polo. Seit einigen Jahren aber gehört auch Groß Offenseth-Aspern, die kleine Gemeinde bei Elmshorn, zu diesem exklusiven Kreis. Christopher Kirsch, einer der populärsten deutschen Spieler und umtriebiger Turnierveranstalter, hat in der ländlichen Idylle aus einem alten Bauernhof einen neuen Mittelpunkt des Polosports in Schleswig-Holstein geschaffen. Vom 31. Mai bis 2. Juni werden auf Gut Aspern wieder acht Teams um den Bucherer High Goal Cup kämpfen. Diesmal auch dabei, nicht als Ehrengast, sondern als Spieler mit einem eigenen Team: Film- und Fernsehschauspieler Heino Ferch. Ein gesellschaftliches und sportliches Highlight auf dem Lande - darüber sprach das Hamburger Abendblatt mit dem 43 Jahre alten Gastgeber Kirsch.

Hamburger Abendblatt:

Herr Kirsch, was lockt eigentlich Menschen aus Hamburg und zum Teil aus ganz Deutschland zum Polo aufs Dorf? Die verschwitzten und verdreckten Männer auf ihren schnaubenden Pferden oder eher der gekühlte Champagner und das erlesene Buffet?

Christopher Kirsch:

Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Polo hat nun einmal dieses Champagner-Image. Es ist ja auch vielleicht die letzte wirklich exklusive Sportart. Das ist schade einerseits, weil es für viele Menschen, die durchaus neugierig auf unseren Sport sind, eine Hemmschwelle aufbaut. Deshalb können wir diese nicht als Zuschauer gewinnen. Andererseits ist es gerade diese Exklusivität, die Polo für unsere Sponsoren so attraktiv macht.

Ihr Titelsponsor ist Bucherer. Muss man den kennen?

Kirsch:

In Hamburg betreibt Bucherer ein Juweliergeschäft am Jungfernstieg. Das Schweizer Unternehmen besitzt acht Filialen in Deutschland.

Die Unternehmen, die sich im Polosport engagieren, sprechen also eine exklusive Kundschaft an. Mit welchen Argumenten überzeugen Sie als Veranstalter die Werbepartner?

Kirsch:

Polo ist in, mehr denn je. Polo ist ein rasanter, schneller Sport, erfordert Härte, aber auch Teamgeist. Alles Dinge, mit denen sich die Marken selbst gerne identifizieren. Wichtig für unsere Sponsoren ist auch, dass Kunden und Geschäftspartner, die sie zu unserem Turnier einladen, sehr gerne kommen. Zum Polo können sie die ganze Familie mitbringen.

Wer zu diesem erlesenen Kreis ins VIP-Zelt einladen will, muss für den Zehner-Tisch immerhin 2100 Euro zahlen.

Kirsch:

Dafür kommt bei uns aber auch das Catering vom La Belle Epoque, dem Gourmetrestaurant des Columbia Hotels in Travemünde. Und das hat immerhin drei Michelin-Sterne.

Während draußen die Spieler mit Ihren Pferden über den Rasen hetzen, Kommandos schreien und sich beim Kampf um den Ball gegenseitig bedrängen, amüsiert sich die feine Gesellschaft beim Small-Talk im Zelt und genießt Gänseleber oder Sonne, Mond & Sterne, wie im Belle Epoque das Streuselkucheneis mit warmer, weißer Schokolade heißt.

Kirsch:

Aber spätestens zum Finale drängen doch alle ans Spielfeld, selbst wenn es in Strömen gießt wie zuletzt in München. Wenn der Boden unter den Hufen der Pferde vibriert, die Schreie der Spieler, die langen Galoppaden, diese einmalige Atmosphäre, die fasziniert und fesselt doch jeden.

Apropos München: Gibt es modische und gesellschaftliche Unterschiede bei diesen Prominententreffs?

Kirsch:

Oh ja. In München kommen viele in Tracht, das ergibt immer ein schönes buntes Bild. In Düsseldorf tragen manche Damen große Hüte, was eigentlich beim Polo nicht angesagt ist. Aber die Düsseldorfer sind ohnehin herausgeputzter und angemalter. Die Hamburger dagegen geben sich bodenständig. Die kommen, wenn es das Wetter erfordert, sogar in Gummistiefeln.

Als Sie 2005 den Polo Club Schleswig-Holstein in Aspern gründeten, hatten Sie sich auf die Fahne geschrieben: "Polo muss volkstümlicher werden."

Kirsch:

Ist es doch auch. Bei uns drängt sich doch nicht nur die noble Gesellschaft im VIP-Zelt. In den vergangenen Jahren haben wir immer mehr Stammgäste aus der Umgebung begrüßen können. Wir bieten Ponyreiten und eine Hüpfburg für die Kinder, Bier- und Weinstände. Diesmal kann man einen Helikopterflug über Schleswig-Holstein buchen. Am Sonntag zum Finale endet bei uns ja auch die Oldtimer-Rallye durch Schleswig-Holstein. Polo in Aspern, das ist eine fröhliche Landpartie für die ganze Familie.

Wenn ein Star wie Heino Ferch mitreitet und mitkämpft, lockt das neue Zuschauer an?

Kirsch:

Ja, das bringt unserem Sport größere Popularität. Das spüren wir schon.

Aber lange ist der Schauspieler noch nicht aktiv, und im Übrigen wird er in diesem Jahr auch schon 50 Jahre alt.

Kirsch:

Mein Vater ist 73 und spielt immer noch. Heino Ferch hat sich in den vergangenen zwei Jahren im Polo enorm verbessert. Er ist ja ohnehin sehr sportlich und noch immer sehr ehrgeizig. Sie dürfen nicht vergessen, als Kunstturner gehörte er einst zu den Besten in Deutschland. Seine Frau Marie-Jeanette wiederum ist als Vielseitigkeitsreiterin bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney für Deutschland gestartet. Jetzt zählen beide zu den etwa 600 Aktiven, die in Deutschland Polo spielen.

In England sind es die Royals, die diesem Ballsport hoch zu Ross königlichen Glanz und Glamour verleihen.

Kirsch:

Prinz Harry hat gerade erst wieder bei einem Charity-Turnier in den USA mitgemacht. Das ging durch die Weltpresse. Der populärste Polospieler aus dem Königshaus aber war sein Vater Prinz Charles.

Sie haben gegen ihn gespielt. Konnten Sie auch mit ihm sprechen?

Kirsch:

Nein, nicht wirklich. Der war recht abgeschottet. Aber ich hatte so großen Durst, dass ich ihm den Drink, der für ihn reserviert war, weggetrunken habe.