Die abstiegsbedrohten Oberliga-Fußballer des VfL Pinneberg kassieren gegen Norderstedt die zweite Pleite binnen vier Tagen.

Pinneberg. VfL-Trainer Michael Fischer stand am Spielfeldrand keinen Moment still, schrie unaufhörlich Anweisungen ins Spielfeld hinein, gestikulierte mit allen Gliedmaßen. Am Ende standen die Pinneberger wieder mit leeren Händen da. Drei Tage nach dem 1:3 (1:1) gegen die SV Halstenbek-Rellingen verloren sie auch ihr Heimtreffen gegen Eintracht Norderstedt, diesmal 1:2 (1:1). Damit hing an der Abendpartie des Drittletzten Bramfelder SV gegen den Niendorfer TSV. Wenn die Bramfelder dieses Spiel gewonnen haben, wird es kritisch für die Oberliga-Fußballer des VfL Pinneberg. Dann benötigen sie weiterhin einen Sieg zum Klassenerhalt. Im Falle einer Bramfelder Niederlage reichte dem VfL ein Punkt in den Auswärtspartien am Mittwoch, 22. Mai, um 19.30 Uhr beim USC Paloma oder zwei Tage später bei Meister FC Elmshorn, um sicher gerettet zu sein.

Beim VfL Pinneberg heißt es nun weiterzittern. "Das Pfingstfest ist mir gründlich verdorben", sagte der langjährige Vereinsmitarbeiter Roland Lange. Rudi Eggert, 81, hockte kopfschüttelnd auf der Tribüne. "Ich mache mir Sorgen", grämte sich der Kapitän und Regisseur der 60-iger Jahre. Damals hatten die VfL-Herren Mumm. Wie ist es um die aktuelle VfL-Generation bestellt? "Ich erkenne nicht, dass sich einer hängen lässt. Die Einstellung der Mannschaft ist sauber", versicherte der frühere VfL-Verteidiger Christopher Dobirr, der sich nach einem Zwischenstopp beim FC Itzehoe nun dem Wedeler TSV anschließt. Dobirr glaubt zu sehen, wer und was den Pinnebergern fehlt: "Ein Typ, der mitreißt. Der Verlust von Thorben Reibe und Dirk Hellmann vor einem Jahr hat sich als schwer wiegend herausgestellt."

An der Seitenlinie versucht Fischer derjenige zu sein, der dem Team ein bisschen Feuer macht. Offenbar fehlt aber die Qualität, die gut gemeinten Ratschläge, die in der Zwischenzeit auch einmal robust vorgetragen werden, umzusetzen. Seit etwa zwei Wochen wirkt daher auch der VfL-Coach angeschlagen. "Ganz sicher steigt der VfL nicht ab. Wir Halstenbeker wünschen dem Team jedenfalls von Herzen den Klassenerhalt", sagte HR-Trainer Thomas Bliemeister. Fischer winkte ab: "Ich kann das alles nicht mehr hören. Es wird bis zum letzten Spieltag ein Tanz auf der Rasierklinge, ich mache mir da gar nichts vor."

Nach einem Eigentor von Torwart Sascha Dittrich, dem ein Eckball von Danijel Suntic entglitt (31.), und dem 1:1 von Sören Badermann (37.) durften die Pinneberger im Derby immerhin auf ein Unentschieden hoffen. "Dann hat sich der Schiedsrichter als Fußball-Gott aufgespielt", beschwerte sich Fischer. Tatsächlich verstand niemand, warum Dennis Krohn (TSV Reinbek) die Grätsche von Suntic in die Beine Ömür Kaplans an der Mittellinie durchgehen ließ. Aus dem Gegenangriff in Überzahl resultierte das Halstenbeker 2:1 von Jaques Rodrigues de Oliveira. "Ich hatte erst den Ball und dann den Fuß des Gegenspielers getroffen", sagte Suntic. Sogar die Teamgefährten sahen es anders. "Für mich war es ein Foul", räumte Jan Erdmann ein. Der verletzte Kaplan wurde von Co-Trainer David Fock und Stürmer Pablo Moreira vom Platz getragen, VfL-Verteidiger Sonay Hayran sah wegen Meckerns Gelb-Rot und donnerte den Ball so heftig an die Werbebande über den Köpfen der Zuschauer, dass sich Michael Fischer für dieses Verhalten später entschuldigte. Es kam noch der Moment des eingewechselten Heung Yun Son, der in der Nachspielzeit seinen ersten Pflichtspieltreffer für die Halstenbeker erzielte (3:1).

Die Niederlage gegen die Norderstedter war ebenfalls von einem Torwart-Patzer überschattet. David Poerschke von der zweiten Mannschaft, der gegenüber Ditttrich den Vorzug erhielt, ließ sich bei einem Freistoß von Jan-Philipp Rose überraschen (1:1/29.). Damit hätten die Pinneberger, deren 1:0 Badermann in der 19. Minute geschossen hatte, leben können. Doch dann durften sich die Norderstedter den Ball nach einer Flanke von links ungestört im Strafraum hin- und her schieben. Der eingewechselte Ivan Sa Borges Dju überwand den nach der Pause guten Poerschke mit einem Flachschuss an den linken Pfosten (1:2/57.).

Gäste aus Norderstedt sind 3:1 näher als die Pinneberger dem Ausgleich

Danach waren die Gäste dem 3:1 näher als die bemühten, aber viel zu harmlosen Pinneberger dem Ausgleich. "Für den schlimmsten Fall haben wir Pläne in der Schublade", verriet der stellvertretende Fußball-Abteilungsleiter Konrad Kosmalla. Die Frage würde dann lauten, ob sich der VfL nach dem Aufstieg seiner Reserve zwei Mannschaften in der Landesliga antun will. Seine konkreten Gedanken dazu wollte Kosmalla nicht äußern. "Wir hoffen inständig, dass wir diese Schublade nicht öffnen müssen." Der Trainer steht nach seinen Worten so oder so nicht zur Disposition.