Mit dem 3:1 in Blankenese steht der FC Elmshorn im Pokalendspiel und will am Sonntag gegen Altona 93 den Oberliga-Titelgewinn perfekt machen

Elmshorn. Trainer Achim Hollerieth gab spontan zwei Tage frei. Doch das 3:1 (1:1) bei der SV Blankenese und den Einzug in das Endspiel um den Oddset-Pokal ausgiebig zu feiern, das war den Fußballern von Oberliga-Tabellenführer FC Elmshorn nicht vergönnt. Gleich nach dem Abpfiff erinnerte sie der Coach an ihre nächste Herausforderung. "Am Sonntag sind wir so heiß, da wollen wir die Meisterschaft", rief Hollerieth.

Aus 20 Kehlen ertönte ein einhelliges "Ja". Spieler und Trainer sind fest entschlossen, Vereinsgeschichte zu schreiben. Der 12. Mai könnte das Datum sein, an dem sie mit einem Sieg im Heimtreffen um 15 Uhr über Verfolger Altona 93 den Titelgewinn in Hamburgs höchster Spielklasse perfekt machen. Am Pfingstmontag, 20. Mai, im Pokal-Endspiel um 16 Uhr gegen den SC Victoria, winkt nunmehr das Double. Wenn dieser doppelte Triumph gelingt, waren die Jubelszenen auf dem Sportplatz Waldesruh nur ein Vorgeschmack auf das, was dann an der Krückau los wäre.

Achim Hollerieth, mit dem FC St. Pauli zwischen 2004 und 2006 dreimal Oddset-Pokalsieger, sprach "ein Riesenkompliment ans Team" aus: "Ich freue mich für die Jungs, die nun ein ganz besonders Ereignis im Stadion an der Hoheluft genießen dürfen." Dass Cupverteidiger SC Victoria, im anderen Halbfinale mühsam 2:1 beim Meiendorfer SV siegreich, dort seine Regionalliga-Heimspiele austrägt und jeden Grashalm kennt, muss nichts heißen.

Immer wieder fördert der Pokalwettbewerb Überraschungen zutage. Die Blankeneser zum Beispiel waren den Elmshornern mit der Empfehlung gegenübergetreten, in den Runden davor drei Gegner aus der Oberliga (Niendorfer TSV, SV Halstenbek-Rellingen, SV Rugenbergen) ausgeschaltet zu haben.

Als frischgebackener Landesliga-Meister (Hammonia-Staffel) spielten sie auch diesmal euphorisch auf. Fast 800 Fans machten sich nach 90 lebhaften Minuten hoch zufrieden auf den Heimweg. "Insgesamt war der FCE deutlich besser", räumte SVB-Coach Sven Piel zwar ein. Doch die Spannung wich erst in der 86. Minute aus der Partie. Jubelnd schwenkte Jan Lüneburg sein grünes Trikot, als er einen Flachpass von der linken Seite zum 3:1 verwertet hatte.

Da herrschte endlich Sicherheit, dass die respektlos auftretenden Blankeneser auch wirklich keine Scherereien mehr machen würden. "Bis wir unsere Ziele erreicht haben, ordnen wir alles dem Fußball unter", versprach Stürmer Lüneburg im Namen der Teamkollegen. Auf der Agenda steht auch der Regionalliga-Aufstieg.

Im Zulassungsverfahren für diese Spielklasse bekamen die Elmshorner in der Zwischenzeit bestätigt, dass sie den Nachweis, die Sicherheitsauflagen erfüllen zu können, sowie wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit erbrachten. In seiner Kalkulation hat FCE-Sportdirektor Helge Melzer dabei die 100.000 Euro, die das Fernsehen den Teilnehmern an der ersten Runde des DFB-Pokals garantiert, natürlich unberücksichtigt gelassen.

Auf ganz niedrigem Amateur-Niveau bewegten sich die Preise im vornehmen Blankenese: Drei Euro Eintritt, zwei Euro die Flasche Bier. Dafür bekam das gut gelaunte Publikum bei schönsten, frühlingshaften Temperaturen aber eine ganze Menge geboten. Thorben Reibe überraschte den zu weit vor seiner Torlinie postierten Claus Hencke mit einem "Heber" aus 20 Metern. Damit führten die Elmshorner schon nach fünf Minuten 1:0.

Erinnerungen werden wach an Rasensport und den 6. Juni 1993

In der Folgezeit bot Hencke eine Glanzparade nach der anderen. Die Gastgeber richteten sich an ihrem Torwart auf. Als der starke Jan-Marc Schneider auf der rechten Seite zwei Elmshorner stehen ließ, war es passiert: Der eingewechselte Harry Kühl schoss das viel umjubelte 1:1 (37.). Letztlich war diese Blankeneser Darbietung auch eine Werbung für den Landesliga-Fußball. Der Favorit schien zu wanken, aber er bekam die Begegnung wieder in den Griff. Jan Lüneburg lenkte einen Flankenball mit der Brust zu Milos Ljubisavljevic. Der ließ den Ball genüsslich über die Torlinie rollen. Auf dieses Tor zum 1:2 in der 54. Minute wussten die Blankeneser dann keine passende Antwort mehr.

Fußball-Elmshorn aber träumt von einer Wiederholung des 6. Juni 1993, als FCE-Vorgänger FTSV Rasensport als bisher einzige Mannschaft den Pokal mit einem 3:1-Erfolg über KS Polonia in den Kreis Pinneberg holte.