Schenefelder Dressurreiterin Alexandra Bimschas trifft aber auf starke Konkurrenz

Schenefeld. Auf dem Gelände des Reitstalles Klövensteen herrscht emsige Betriebsamkeit - so wie bei den meisten Reitsport-Assen der Region, die sich und ihre Pferde in diesen Tagen auf das Deutsche Spring- und Dressurderby von Donnerstag, 9. Mai, bis Sonntag, 12. Mai, auf der Anlage in Hamburg-Klein Flottbek vorbereiten. Dort trifft sich die nationale und internationale Elite nun schon seit 1920 ununterbrochen beim traditionsreichen Großereignis. 750.000 Euro Preisgeld werden bis zum Wochenende ausgeschüttet. Ein Etat von 2,5 Millionen macht die Durchführung des Meetings möglich.

Auch Alexandra Bimschas und ihr Lebensgefährte Rainhard Nielsen denken dieser Tage an den Auftritt im Derbypark. Jetzt aber genießen sie noch den späten Frühling, die milden Temperaturen. Die beiden kümmern sich aber vor allem um das Wohlbefinden der von ihnen betreuten und trainierten Pferde, für die es von Donnerstag an ernst wird. Die 41 Jahre alte Alexandra Bimschas, mehrfache Landesmeisterin, Siegerin bei ungezählten Turnieren und schon seit vielen Jahren eine der Besten ihres Metiers in Norddeutschland, geht auf Derbytour in der Dressur.

Die Amazone, die ihren Wohnsitz im Dezember vergangenen Jahres von Boostedt nach Schenefeld verlegte (dort hat sie mit ihrem Partner ein Haus gekauft) und seitdem im Stall von Jürgen Böckmann als Bereiterin ihrem Beruf nachgeht, rechnet sich gute Chancen aus, im Vergleich mit der deutschen Dressurspitze eine gute Rolle spielen zu können - trotz der Teilnahme versierter Dressurspezialisten wie Anabel Balkenhol (Münster), Christoph Koschel (Hagen), Kathleen Keller (Hamburg) und dem Niederländer Aat van Essen. Diese Tatsache mindert ihre Ambitionen nicht. Alexandras Startpferde sind Dick Tracy, ein erfahrener 13 Jahre alter Hengst ("Auf ihn kann ich mich verlassen, wenn es darauf ankommt.") und Wallach Daintree ("Er geht stets entschlossen voran und kennt keine Angst."), der mit seinen elf Jahren noch als Nachwuchstalent zu bezeichnen ist.

Auch wenn das Dressurderby lange nicht den Stellenwert der internationalen Springentscheidung besitzt, ist die Turnierteilnahme für Alexandra Bimschas, 41, eine große Sache. "Die Konkurrenz ist extrem stark, doch an einem guten Tag ist sicher etwas möglich", sagt sie, die im Stall Klövensteen unter anderem die Pferde von Cornelia Böckmann-Heinrich (Kiel) reitet.

Insgesamt 20 Reiter und Reiterinnen sind fürs Derby gemeldet. In allen Dressurprüfungen sind es 55 Kandidaten mit 98 Pferden aus elf Nationen. Im Derby gilt es sich zunächst in einem Grand-Prix-Wettbewerb die Teilnahmeberechtigung für das Finale der besten drei zu erkämpfen, das am Finaltag (Sonntag) auf dem Programm steht. Diejenigen, es nicht schaffen, bestreiten anschließend noch einen Grand Prix Special und eine Grand Prix Kür.

Für die drei Finalisten wird es in jedem Fall knifflig: Jeder Starter bietet nicht nur sein eigenes Pferd auf, er muss auch mit den jeweiligen Pferden der Konkurrenten ins Dressurviereck. Alexandra Bimschas: "Es bleibt nur kurze Zeit, um sich mit den fremden Vierbeinern und deren Verhalten vertraut zu machen. Einerseits ist das ziemlich schwierig, andererseits erhöht es den Reiz, eigene Erfahrungen im Sattel einzubringen." Eine Problematik, die in der Vergangenheit schon für so manchen Derbyfavoriten eine zu hohe Hürde war.

Die Tage von Klein Flottbek beginnen für Alexandra Bimschas und ihren Partner Rainhard Nielsen, der im Reitstall Klövensteen als Pferdewirtschaftsmeister tätig ist, im Prinzip schon am Mittwoch. Die Pferde werden auf einen Transporter verladen und zum Turniergelände gefahren, wo sie sich am Nachmittag einer Veterinär-Kontrolle unterziehen müssen. Laufen die ärztlich Untersuchungen programmgemäß ab, bekommen die Derbykandidaten endgültig ihre Startberechtigung.

Für Alexandra Bimschas und Rainhard Nielsen stellt sich die Frage, wie sie ihre Derbyaspiranten auf den Punkt in Topform ins Dressurviereck bringen. "Dick Tracy und Daintree sind gut drauf, konditionell sowieso, man muss sie im Vorfeld einfach nur ein bisschen bewegen und sie vor allem nicht übertrainiert an den Start bringen." Die aktuelle Championesse bei den VR Classics in Neumünster hat den Bogen raus, wie man es alles handhabt. Schließlich ist sie den Umgang mit Dressurpferden von Kind auf gewohnt. Mit drei Jahren saß die Amazone zum ersten Mal auf einem Pferderücken, mit sechs begeisterte sie sich fürs Voltigieren und mit 18 Jahren widmete sie sich intensiv der Ausbildung der Vierbeiner.

"Ja, es stimmt wohl, dass ich ein ganz gutes Händchen habe, jedenfalls bekomme ich diese Beurteilung oft zu hören." Den Grundstock dafür bilden neben Begabung vor allem Engagement, Fleiß und Konstanz. Das war schon vor rund zehn Jahren so, als sie noch mit Springreiter Thomas Voss (Schülp) liiert war. "Für den Springsport habe ich mich aber nie begeistern können", sagt die Dressur-Championesse, von deren Erfolgen diverse Pokale und Ehrenpreise in der heimischen Vitrine zeugen.

Bleibt neben all den Aktivitäten hoch zu Ross denn überhaupt noch Zeit für Familie und Freizeit? "Es gestaltet sich diesbezüglich etwas mühsam, aber das wird sich eines Tages ändern", sagt Alexandra Bimschas. Die Neu-Schenefelderin möchte sich mit ihrem Partner demnächst mal wieder eine Kreuzfahrt auf der Aida gönnen. "Mehr als eine Woche dürfte aber wohl nicht drin sein", sagt sie. Und dann gibt es neuerdings noch eine andere Leidenschaft, der sie kaum widerstehen kann. Die Dressur-Meisterin macht gerade ihren Motorradführerschein, denn sie steht kurz vor dem Kauf einer Harley-Davidson. "Auf einer heißen Maschine bekomme ich am besten den Kopf frei", sagt sie.