Niedergeschlagenheit bei Wedeler Landesliga-Fußballern nach 1:2 gegen HSV III. Das Team ist in akuter Abstiegsgefahr

Wedel . "All in", forderte TSV-Fan Dirk Meier. Alles oder nichts. Am Spielfeldrand schrie sich Ersatzspieler Daniel Möller die Lunge aus der Kehle: "Zum Abschluss kommen, schnell, schnell." Zweimal spurtete Torwart Oliver Firgens mit nach vorn und hoffte darauf, dass ihm die Freistöße von Mahmoud Ben-Djebbi vor die Füße oder auf den Kopf fallen würden - vergeblich. Die abstiegsbedrohten Wedeler Landesliga-Fußballer verloren ihr Gastspiel beim Tabellenletzten HSV III 1:2 (1:1).

"Wir stehen weiterhin überm Strich. Verloren ist noch nichts", munterte Trainer Thorsten Zessin seine geknickten Akteure, die er gleich nach dem Abpfiff um sich versammelte, auf. Aber alles hängt am seidenen Faden. "Ihr dürft euch noch genau eine Minute ärgern. Dann müsst ihr schon an das nächste Spiel denken", sagte Zessin junior außerdem. Am Dienstag, 30. April, geht der Kampf um den Klassenerhalt Punkt 18.30 Uhr im Stadion der ebenfalls gefährdeten SV Lieth weiter. Die restlichen Gegner sind TBS Pinneberg und TuS Osdorf, zwei ambitionierte Teams der oberen Tabellenhälfte.

In dieser Saison sollte alles besser werden - weit gefehlt

Walter Zessin, der Ligaobmann und Vater des Trainers, mag gar nicht daran denken, dass es dreimal schief geht. "Ich hatte eine unruhige Nacht", räumte der langjährige "Macher" des Wedeler TSV am Tag danach ein. "Mein erster Gedanke beim Aufwachen war die Sorge ums Team." Es ist nicht die erste Saison, die der Mann leidet. 2011 sackte er auf der Tribüne der Adolf-Jäger-Kampfbahn in sich zusammen, als Grün und Weiß mit einem 0:0 bei Altona 93 den Klassenerhalt in der Oberliga verspielten. 2012 retteten sich die Wedeler in der Landesliga erst am letzten Spieltag. "In der neuen Saison wird alles besser", schworen sie sich. Doch es hört und hört einfach nicht auf.

Dabei hatten sich Manager Kadir Katran und Walter Zessin von der scheinbar sicheren Tabellenposition vor dem Beginn der Winterpause keineswegs blenden lassen. Als Vorsorgemaßnahme verpflichteten sie die gestandenen Oberliga-Akteure Dirk Hellmann und Anton Freundt, auch Keeper Oliver Firgens, Hüseyin Ayik und Christian Stock galten als Verstärkungen. Dann aber traten unvorhergesehene Ereignisse ein. Manuel Henkel und Khaled Belkodja verletzten sich schwer. Stürmer Marcel Plewka verabschiedete sich aus privaten Gründen. Schließlich erwischte es auch Anton Freundt, der sich auf dem Kunstrasen am Ochsenzoll zwar warm machte, aber abwinkte: "Immer noch die Zerrung, es geht einfach nicht."

Schwache Form von Hinze und Mühlich schwächt die Elf zusätzlich

Unübersehbar formschwach, jetzt, wo es drauf ankommt, ist Mark Hinze, der in der Hinrunde Spiele noch ganz allein entschied. Der junge Felix Mühlich stagniert in seiner Entwicklung, vorsichtig ausgedrückt. Plötzlich haben die Wedeler (fast) keinen mehr, der Tore schießen kann. Dass Pascal Gertschat, der sich im Januar eigentlich in die Kreisliga zum SuS Waldenau zurückziehen wollte, aus der Drehung das 1:1 (32.) erzielte, sagt schon alles.

Das übliche Pech, das man hat, wenn man erst einmal in der "Abwärtsspirale" (Abwehrchef Heiko Barthel) steckt, begleitete den TSV bei einem Lattenschuss von Ben-Debbi (20). Wenig später nutzte Torben Arndt ein Abwehr-Durcheinander zum 1:0 der Gastgeber. "Ein Punkt reicht uns nicht, wir benötigen drei ", sagte HSV-Co-Trainer Thomas Janiczek, der nächste Saison den TV Haseldorf anführt, zur Pause.

Als die Wedeler einmal die Arbeit auf ihrer rechten Abwehrseite vernachlässigten und Barthels Grätsche einen Moment zu spät kam, war der frühere Vorsitzende von Kickers Halstenbek ebenso am Ziel seiner Wünsche wie HSV-Chefcoach Michael Noffz, der von "verspäteter Rache" für seine Entlassung in Wedel 2007 nichts wissen wollte. HSV III-Torschütze: ausgerechnet Müslüm Kayin, Chancentod des Wedeler TSV an jenem verhängnisvollen 27. Mai 2011, unfassbar.

Damit wahrte die HSV-Dritte ihre letzte Chance auf den Klassenerhalt. Den seinerzeit abgeschlagenen SC Poppenbüttel hatten die Wedeler am 2. März (1:2) sportlich wiederbelebt. Es war der Beginn einer unheilvollen Serie mit nur einem Sieg in neun Partien. "Diese negative Entwicklung hätte ich nicht für möglich gehalten", sagt Defensivspieler Dirk Hellmann, der es vielleicht wert wäre, über ihn als Stürmer (wie früher in seiner ersten Zeit beim VfL Pinneberg) nachzudenken.