Schulsozialarbeiter verwandelten für Pinneberger Kinder die nüchterne Jahnhalle in eine Fun-Sport-Arena, in der jeder seine sportlichen Grenzen austesten kann.

Pinneberg. Rolle vorwärts, Feldaufschwung, Völkerball. Sportunterricht nach Schema nullachtfünfzehn lässt manches Kind zum Bewegungsmuffel werden. Das Kontrastprogramm erlebten jetzt eine Woche lang viele Hundert Schüler aus Pinneberg. Während des Projekts "Abenteuer Sport" verwandelte sich die Jahnhalle an der Grund- und Gemeinschaftsschule (GUGS) in eine Fun-Sport-Arena. Jeweils zwei Stunden lang konnten die Schüler der Klassenstufen eins bis sieben bei lustigen Bewegungsspielen mitmachen, Ritterkämpfe auf dem Schwebebalken ausfechten und sich an schwierigen Kletterübungen bis unters Hallendach versuchen.

"Es geht auch darum, einmal seine körperlichen Grenzen auszutesten, sich zu überwinden", sagte Schulsozialarbeiter Jochen Hinrichsen, der "Abenteuer Sport" zusammen mit seinem Pinneberger Kollegen Saim "Kasi" Cetinkaya und mit Sozialtrainer und Sportpädagoge Timo Zarpe und dessen Team aus Neumünster organisiert hatte.

Die größte Überwindung kostete die Mädchen und Jungen, sich - angeseilt und abgesichert von Kletterprofis - von einem Gerüst aus annähernd vier Metern Höhe in die Tiefe zu stürzen und dann wie Tarzan an der Liane zu schwingen. "Das war die tollste Sache. So müsste der Sportunterricht immer sein", sagte Luc, 13 Jahre alt.

"Die Kinder reichen sich beim Balancieren die Hand zur Hilfe, feuern sich untereinander an. Und freuen sich wie Bolle, wenn sie beim Klettern oben ankommen", beobachtete Sozialarbeiter "Kasi". Er und Jochen Hinrichsen hatten eigens einen Kletterschein gemacht, um ihren Schützlingen buchstäblich Hochgefühle verschaffen zu können.

Auffällig war aus Sicht der Organisatoren, dass gerade vermeintlich unsportliche Kinder nach einer gewissen Aufwärmphase mit Begeisterung mitmachten. "Diese Kinder muss man besonders motivieren. Dann haben auch sie beim Sport Spaß. Darauf kommt es an", so Cetinkaya. Hatten die Kinder beim Kistenstapel die nächste Stufe erklommen, sagte Cetinkaya mit Roboter-Stimme: "Sie erreichen jetzt das nächste Level."

Ganz unterschiedlich reagierten die regulären Klassen- und Sportlehrer. Einige stürzten sich selbst mit sichtlicher Freude ins Getümmel. Andere beäugten diese Art Sportunterricht eher distanziert und skeptisch.

"Das ist hier schon ein besonderes Projekt", lobte Sozialtrainer Zarpe. "Beim Aufbau sind wir davon ausgegangen, was uns selbst als Kind Spaß gemacht hätte." Zarpe brach eine Lanze für die "normalen Sportlehrer": "Viele kennen solche Aufbauten und Übungen. Aber sie haben häufig gar nicht die Zeit oder scheuen das Risiko." In der Turnhalle bedürften die Kinder Hilfestellung und Zuwendung - das fange schon beim Wählen für Ballspiele an. "Schulsport kann der Mobbing-Prävention dienen, kann Mobbing aber auch fördern - wenn die unbeliebten und unsportlichen Kinder am Ende immer übrig bleiben." Beim "Abenteuer Sport" waren derweil alle von Anfang bis Ende mit Begeisterung dabei.