Zum siebten Mal wird der Elmshorner Emil Powierski Jugend-Landesmeister. Scharfsinn und Konzentrationsfähigkeit zählen zu seinen Tugenden.

Elmshorn. "Schach ist ein brutaler Sport. Es geht darum, den Gegner dumm aussehen zu lassen. Wir müssen nicht nett zueinander sein, obwohl mir das am liebsten wäre."

Mit diesen Worten hat sich Lewon Aronjan, 30, in einem Zeitungsinterview einmal geäußert. Der ehemalige Weltmeister im Schnell- und Blitzschach aus Armenien und jetziger Bundsligaakteur der Schachfreunde Berlin, kann sich gut in die Psychologie dieses Sports hineindenken, hat er sich als internationaler Großmeister doch mehrfach mit Gegnern seiner Leistungskategorie auseinandergesetzt.

Ähnlich reich ist der Erfahrungsschatz von Emil Powierski am Brett noch nicht. Und der Topspieler des Elmshorner Schachclubs befasst sich auch nicht mit Aussagen wie denen des prominenten Großmeisters aus Armenien. Noch nicht vielleicht, denn der bald 17 Jahre alte Schüler der Elmshorner Bismarckschule gilt als einer der bemerkenswertesten und erfolgreichsten Jugend-Schachspieler seit Jahren in Schleswig-Holstein.

In neun Partien zieht Emil nicht einmal den Kürzeren

Den Beweis liefert der siebenmalige Gewinn der Landesmeisterschaft (je zweimal in der U 10 und U 12, U 14 und U 16). Den jüngsten Titel errang Emil Powierski jetzt in Neumünster, als er in der U18-Meisterrunde nicht zu schlagen war. Eine Woche lang spielten 189 Kinder und Jugendliche in den einzelnen Altersklassen um die Titel, das sind rund ein Drittel aller gemeldeten Schach spielenden Nachwuchs-Asse des Landes.

In der Gesamtwertung brachte es der ungeschlagene Elmshorner auf sieben Siege, zweimal trennte er sich von seinem Gegner remis - das ist schon eine beeindruckende Bilanz im Feld der besten zehn Spieler in der Meisterklasse des ältesten Jugendjahrgangs. "Ich bin total glücklich, dass es so gut für mich lief. Ein Landestitel ist für mich noch immer viel wert." Hinter dem Gewinner zeigte auch Alex Kossinz (ebenfalls Elmshorner SC) als Zweiter mit vier Siegen, vier Remis und einer Niederlage eine ansprechende Leistung. Der in Quickborn wohnende und ebenfalls für den Elmshorner SC spielende Kevin Mike Hopson wurde mit nur einem Erfolg Neunter des Klassements.

Bereits mit acht Jahren setzte sich Emil Powierski zum ersten Mal ans Brett. Damals bewegte er die Schachfiguren noch in der U 10. Schon früh begannen sich erstaunliche Erfolge aneinander zu reihen. Nicht wenige erkannten damals das Talent, das in dem zurückhaltenden Jungen schlummerte.

Ein langjähriger Begleiter des jugendlichen Meisterspielers ist der Elmshorner Malte Ibs, bis 2012 Jugendwart des ESC und heute Vorsitzender der Schachjugend Schleswig-Holstein. "Emil neigte früher dazu, sich selbst nicht so viel zuzutrauen", sagt der 32 Jahre alte Ibs, bundesweit ein anerkannter Kenner der Schach-Nachwuchsszene, über den letztjährigen Sechsten der deutschen Meisterschaften. "Dabei ist er nervenstark und konzentriert wie kaum ein anderer." Stärker als Emil scheint im Land nur der Lübecker Rasmus Svane zu sein, der inzwischen für den Hamburger Schachklub in der Bundesliga am Brett sitzt.

Zu seiner persönlichen "Taktik" mag vielleicht auch gehören, dass Emil Powierski sich Gegner zuweilen vor den bis zu fünf Stunden dauernden Partien bewusst stark redet. Steigert das die Motivation? "Ja, man kann es wohl so nennen", sagt der schleswig-holsteinische Dauerchampion. Der ist für seinen Scharfsinn bekannt, er hat Eröffnungen auswendig gelernt und verstanden und erkennt in kurzer Zeit, welche Strategie Kontrahenten gegen ihn wohl wählen. Seine eigenen stimmen meist zu hundert Prozent. "Beim Schach sollte man aber vor allem gut rechnen können", sagt Malte Ibs. "Das beherrscht Emil hervorragend." Um gut Schach spielen zu können, müsse ein Spieler Mathematik beherrschen und logisch denken können.

Schachspieler werden häufig scherzhaft als Denksportler oder Geistesakrobaten bezeichnet. Emil Powierski muss wiederum keine geistigen Salti oder Kopfstände vollführen, wenn er die Figuren zieht, seine Kontrahenten in Verlegenheit bringt und sie schließlich schachmatt setzt.

Dieses selbstbewusste Auftreten haben auch schon Rivalen in der Landesliga erkennen müssen. Emil spielt für die erste Jugend- und Herrenmannschaft des Elmshorner SC an Brett eins, weist in der noch laufenden Saison jeweils eine makellose Bilanz auf. "Das Männerteam hat den Klassenerhalt geschafft, die Jugend kann sogar noch in die Bundesliga aufsteigen", sagt Pressewart Sven Allerkamp, dem es imponiert, dass sich der Landesmeister am Brett schon wie ein Profi verhält. "Zweitbundesligaformat hat er schon."

Fußball und Basketball gehören zu seinen Hobbys

Emil selbst sieht alles derzeit noch locker, hat in Sportbereichen noch andere Interessen. Dazu gehört Basketball, bei der SV Lieth kickte er längere Zeit in Fußball-Jugendmannschaften. Seine zwei Jahre jüngere Schwester Luna, 14, kann sich für Schach nicht unbedingt begeistern, freut sich allerdings mit, wenn ihr Bruder wieder einmal mit einem stolzen Erfolg nach Hause kommt und darüber berichtet.

Weitere Platzierungen von Elmshornern:

U 12: 18. Maik Jason Bahrenfuß, 37. Siegfried Falke.

U 10: 19. Ornella Falke, 36. Franziska Falke.