Hamburger Fußballverband ehrt 32 freiwillige Vereinsmitarbeiter für deren Verdienste, darunter sechs aus dem Kreis. Idealismus und Freude sind wichtig für das Engagement.

Pinneberg . Die E-Mail kam um 12.50 Uhr. Andreas Voß (VfL Pinneberg) meldete sich krankheitsbedingt ab. Ihre Sitzung immer dienstags im Tornescher Gasthof Kröger mussten die Fußball-Schiedsrichter im Kreis Pinneberg ohne ihren Spiele-Ansetzer abhalten. Lehrwart André Neumann (FC Elmshorn) übernahm die Aufgabe, die Regelkenntnisse der Kameraden zu überprüfen und die Partien des kommenden Wochenendes zu verteilen. Obmann Klaus Sommer (TuS Appen) begrüßte die Anwesenden und achtete darauf, dass alles seine Richtigkeit hatte. Einmal mehr zeigte sich der Vorstand des Schiedsrichter-Ausschusses Pinneberg, zu dem auch Beobachter Andreas Hübner (TSV Heist) zählt, so eingespielt, wie man sich Schiedsrichter und dessen Assistenten auf dem Spielfeld wünscht.

Klaus Sommer, Andreas Voß und André Neumann sind aber nur drei von zahlreichen Menschen beiderlei Geschlechts, die den Hamburger Fußball mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz hinweg geprägt haben. Bei einer Zusammenkunft aller freiwilligen und hauptberuflichen Verbands-Mitarbeiter im Hotel Steigenberger ehrten HFV-Präsident Dirk Fischer und Schatzmeister Volker Okun 32 Frauen und Männer für ihre Verdienste über Jahre hinweg. Anja Kurowski, seit 1992 Kassenwartin des SC Cosmos Wedel, Werner Wilson, nunmehr 30 Jahre der SV Halstenbek-Rellingen in verschiedenen Funktionen zu Diensten, Neumann und Sommer nahmen die silberne Ehrennadel in Empfang. Andreas Voß, seit 1997 Schiedsrichter, und Helmut Peers, Beisitzer im Verbands-Jugendausschuss sowie Betreuer des Junioren-Auswahl-Kaders (Jahrgang 1997) aus den Reihen des FC Elmshorn freuten sich über die DFB-Verdienstnadel.

"Wie immer war es sehr stilvoll", lobte Eugen Igel den Abend an festlich gedeckten Tischen. Als Anerkennung für seine Arbeit als Trainer der Hamburger Spitzen-Schiedsrichter bekam der frühere Erfolgscoach von Rasensport Elmshorn, inzwischen Teammanager des souveränen Oberliga-Spitzenreiters FC Elmshorn, eine Armbanduhr mit eingraviertem HFV-Emblem überreicht. Der HFV lässt seine Freiwilligen nicht verhungern. Ständig bewirbt der Verband das Ehrenamt, dem Sport zu helfen.

"Aus gutem Grund", sagt Ingo Desombre. Der frühere Trainer der SV Halstenbek-Rellingen II, der zum Rissener SV wechselte, erinnert sich noch intensiv an seine Zeit mit Werner Wilson als Manager der zweiten Mannschaft. Wilson unterstützte den Coach, wo er nur konnte und solange die Kräfte reichten. Das fing schon vor dem Anpfiff damit an, dass der Betreuer den Spielbericht ausfertigte.

In der Halbzeitpause reichte er die Getränke in die Kabine, auch den Schiedsrichtern. Hinterher sammelte er die Trikots ein und legte sie zum nächsten Spiel wieder fein säuberlich auf die Bänke. Verbandsangelegenheiten, Spielverlegungen und die Organisation von Trainingslagern waren sein Metier. Dafür wollte er allenfalls gelegentlich ein "Danke" hören. Desombre: "Werner war mein Rundum-Sorglos-Paket."

Der neue Coach Oliver Berndt aber will dem erfahrenen Betreuer, der am 9. April eine Bandscheiben-Operation über sich ergehen lassen musste und schon vor vielen Jahren ein neues Herz transplantiert bekam, Schonung auferlegen: "Wir freuen uns über jedes Spiel, in dem er dabei ist. Aber geleistet hat er nun wirklich genug. Er soll jetzt mal ein bisschen kürzertreten." Wilsons Rat in allen Lebenslagen bleibt aber gefragt.

Spielberichte sortieren, Rote Karten dem Verband melden, Ausweise verlängern und bearbeiten, Urkunden ausstellen, daheim in Wedel am PC Berichte für das Verbandsorgan "Die Pfeife" verfassen - das ist der Arbeitsalltag des Klaus Sommer, der 2007 den verstorbenen Gustav Hell (TSV Seestermüher Marsch) als Vorsitzender der Pinneberger Schiedsrichter beerbte. Rund 50 Begegnungen leitet der 62 Jahre alte Pensionär pro Saison noch selbst, in 15 weiteren greift er zu Block und Kugelschreiber, um andere Unparteiische zu benoten.

Mit viel Idealismus und Spaß an der Gemeinschaft sei dieses Engagement verbunden, sagt er, aber nicht immer mit Freude. Beim TSV Holm schied er am 6. Dezember 2012 aus, weil sich der Verein weigerte, ihm eine in Rechnung gestellte Druckerpatrone zu bezahlen. Die Gewalt auf den Spielfeldern, die nach einer Statistik des Hamburger Fußball-Verbandes jedoch nicht zugenommen hat, stößt ihn ab. Die silberne Ehrennadel trägt er stolz am Revers, "doch eigentlich brauche ich kein Schulterklopfen. Lieber wären mir Toleranz und Respekt auf dem Spielfeld."