Serie „Mein Verein“: Vier Elmshorner Clubs haben sich vor neun Jahren der FTSV Fortuna angeschlossen. Fünf Vereine unter einem Dach - weitere sind willkommen.

Elmshorn . "Viel Sport unter einem Dach", lautet das Motto der FTSV Fortuna Elmshorn. Den Verein gibt es gleich im Fünferpack. "Wir sind einmalig in Schleswig-Holstein", sagt der Vorsitzende Hans-Peter Schwider. "Das liegt am außergewöhnlichen Vereinsmodell."

Es entstand aus Platzmangel. Anfang der 90er-Jahre fehlte gleich vier Vereinen der Raum für ihre sportlichen Aktivitäten. Die Sportler vom Tanz- und Gesellschaft-Club Schwarz-Rot, Fortuna Langelohe, Judo-Klub Elmshorn und die Elmshorner Sportkegler einte dieses Problem. Also taten sie sich zusammen und stemmten ein gewaltiges Projekt. Mit einer Mischung aus Eigenkapital, Zuschüssen und Fremdfinanzierung bauten sie für 5,2 Millionen Mark ein riesiges Sportzentrum am Ramskamp. Die Idee hinter dem Projekt: endlich Platz für alle. "2004 folgte die zweite Fusionsrunde", sagt Schwider. Fortuna Langelohe und die FTSV Elmshorn verschmolzen zur FTSV Fortuna Elmshorn. Beide Fußballabteilungen wurden gemeinsam zu einem neuen Verein: FC Elmshorn. "Die FTSV Fortuna wurde damals zum Hauptverein erklärt. Ihre vier mit Kooperationsverträgen ausgestatteten Partner sind der FC Elmshorn, der TGC Schwarz-Rot, Judo-Klub Elmshorn und die Elmshorner Sportkegler. Mit anderen Worten: Bei uns finden sich fünf Vereine unter einem Dach", sagt Schwider.

Sportlich können diese fünf Partner zusätzlich zur traditionellen Ausrichtung auf den Breitensport einiges vorweisen. Das beginnt beim Hauptverein. Die FTSV Fortuna stellt eine Tischtennis-Damenmannschaft in der Oberliga Nord. Diese rangiert auf dem sechsten Platz. "Wir haben einen tollen Zusammenhalt, auch außerhalb der Regie des kleinen weißen Balles", sagt Ellen Zuna.

Die Tischtennis-Spartenleiterin ist in der 2. Damenmannschaft (Landesliga) an der Platte aktiv, Tochter Berit, 18, wurde 2012 Landesmeisterin und Dritte bei den norddeutschen Meisterschaften. Hartmut Lohse schaffte es sogar bis in die zweite Bundesliga, wurde gerade norddeutscher Meister.

Die Jazzdancerinnen sind nach vielen Landesmeistertiteln sogar bereits international erfolgreich. 2011 vertraten sie die deutschen Farben bei der Weltgymnaestrada in Lausanne. Mit 17 Tänzerinnen zeigten sie in ihrer Choreographie namens Sehnsucht eine moderne Tanzgestaltung mit Baufolien, Tanz und Gymnastikband. "Es war eine besondere Ehre für uns, unser Land zu vertreten", sagt Tänzerin Alexandra Schaar. Sie wurde bereits mit 16 Jahren Jazzdance-Trainerin und ist nach wie vor fasziniert von der Mischung aus Körpersprache und Musik.

Auch die Kooperationspartner haben was zu bieten. Der FC Elmshorn stieg im vergangenen Jahr von der Landesliga in die Oberliga auf, in der er nun einsam an der Spitze thront. Präsident Helge Werner Melzer und die Seinen wagten die Meldung für die Regionalliga. So gibt es, wenn die Aufstiegsspiele erfolgreich bestritten werden, bald Viertligafußball in Elmshorn zu sehen. "Die Tänzer des TGC Schwarz-Rot können ebenfalls mit ein paar tollen Paaren aufwarten", sagt Schwider.

Der eindrucksvolle Tanzsaal im Sportzentrum mit 300 Quadratmeter Übungsfläche befördert das Training. Etwas Nachwuchssorgen haben allerdings die Elmshorner Sportkegler. Sie stellen zwei Mannschaften in der Kreisliga. Die Anlage, auf der trainiert wird, hat jedoch sogar den Status einer Bundeskegelbahn. Hier wurden auch schon deutsche Meisterschaften ausgetragen. Sehr erfolgreich hingegen ist der Judo-Klub Elmshorn. "Dabei geht es gar nicht nur um Judo", erläutert Trainer Frank Meyer. "Wir haben auch eine eigene Abteilung im Karate, im Aikido, im Kendo und im Iaido." Meyer selbst trainiert mit Daniela Bendmann, 22, und Franziska Burckert, 20, zwei Talente, die auch bei Landesmeisterschaften Furore machten. Nettes Kuriosum am Rande: Beide trainieren auch ihn in einer gemischten Judo-Erwachsenengruppe. "Ich will schließlich auch noch fit bleiben und das eine oder andere schauen sie sich schon von mir ab", sagt Meyer.

Er ist schon lange dabei, hat beide Fusionen miterlebt. Den jetzigen Stand bewertet Meyer als "positiv". Nur mit dem FC Elmshorn gebe es manchmal Probleme. Der damals geschlossene Kooperationsvertrag sei nicht optimal für die FTSV Fortuna. "Wir müssen aber natürlich akzeptieren, dass der FC Elmshorn auf diesem Vertrag besteht", sagt Meyer.

Vorsichtig optimistisch sieht auch Schwider die Lage. Natürlich sei es schwierig, "immer so viele Vereine unter einen Hut zu kriegen, aber wir arbeiten daran", sagt er. "In einem solchen Konstrukt besteht eben ein erhöhter Diskussionsbedarf", sagt seine Geschäftsführerin Annegret Prystawik. Fortschritte seien auch schon zu verzeichnen. So entstand unter anderem aus der 2010 gegründeten und vom stellvertretenden Vorsitzenden des Kreissportverbands Holger Thiedemann geleiteten Initiative "Verein im Aufbruch" ein Haushaltsausschuss, an dem die fünf Vereine beteiligt sind. "So fühlen sich alle vertreten und wir werden uns schneller einig. Wir arbeiten an einem Wir-Gefühl", sagt Schwider.

Für seinen stellvertretenden Vorsitzender, Dierk Paulsen, kann dieses "Wir" sich noch ausweiten. "Wir nehmen auch gerne neue Vereine auf. Bevor sich jemand auflöst, soll er lieber zu uns kommen. Es geht uns schließlich auch mit unserem Modell darum, den Sport zu erhalten und zu fördern."