Marketingleiter Thorsten Fechner spricht vor dem Play-off-Start des Zweitliga-Teams über die Perspektiven des Wedeler Basketball-Clubs

Wedel. Der Basketball-Club SC Rist steht vor der erfolgreichsten Saison der jüngeren Vereinsgeschichte. Die Damenmannschaft hat den Aufstieg in die 1. Regionalliga Nord schon geschafft, die Zweitliga-Herren beendeten die reguläre Saison der 2. Bundesliga Pro B Nord als Staffel-Vizemeister, empfangen am Sonntag, 17. März (16 Uhr, Steinberghalle) zum ersten Play-off-Achtelfinale das Junior-Team des Bundesliga-Clubs Frankfurt Skyliners. Zu denen, die diese Entwicklung möglich machten, gehört auch Thorsten Fechner, seit fast vier Jahren zuständig für Marketing (ehrenamtlich) und Vermarktung (nebenberuflich). Der gebürtige Bremer, 49, spielte höherklassig Handball und Volleyball, ehe ihn eine Hüft-Arthrose dazu zwang, den Leistungssport aufzugeben. Berufserfahrung sammelte der verheiratete Vater dreier Söhne, der sich vor mehr als zehn Jahren mit einer Marketing- und Vertriebsberatung selbstständig machte, unter anderem als Sponsoring- und PR-Berater. Das Hamburger Abendblatt sprach mit dem Freizeit-Golfer und Hobby-Fotografen über die sportlichen Perspektiven des SC Rist, Zuschauerkomfort in der Wedeler Steinberghalle und Bundesliga-Basketball in Hamburg.

Hamburger Abendblatt:

2009 kehrte die Herrenmannschaft des SC Rist in die 2. Bundesliga (Pro B) zurück. Der Verein hat sich derzeit mit über 700 Mitgliedern unter den zehn größten Basketball-Clubs Deutschlands etabliert. Wie beschreiben Sie die Entwicklung des Vereins in den vergangenen Jahren?

Thorsten Fechner:

Der Verein hat sich in allen Bereichen sehr stark entwickelt. Vorhandene Strukturen wurden und werden Schritt für Schritt verbessert, zusätzliche aufgebaut. Zu nennen sind vor allem die Arbeit der Jugendkoordinatoren Gundula Laabs und Sebastian Gleim, die Schulkooperationen, die erfolgreichen Camps, das Programm "Rookie Coaches", der enorme Zuwachs im Jugendbereich auf mittlerweile 25 Teams und die von unseren Trainern geleistete Arbeit. Dazu kommt die gute Abstimmung zwischen der Pro-B-Mannschaft und anderen leistungsorientierten Teams.

Und im nicht-sportlichen Bereich?

Fechner:

Erfolg in dieser Form ist nur möglich, wenn sich auch der wirtschaftliche Bereich weiter entwickelt. Uns war besonders wichtig, die Außendarstellung des Vereins und seiner Partner auf ein Level zu bringen, dass uns von anderen Clubs positiv abhebt. Mittlerweile haben wir einen ganzheitlichen Auftritt in Erstligaqualität. Dazu gehören das Fan-Magazin Risters und unser Online-Auftritt ebenso wie soziale Netzwerke. Neu dazugekommen sind in dieser Saison Bodenwerbung und die LED-Anzeige. Dadurch haben wir auch den Eventcharakter der Heimspiele verbessert. In dieser Saison besuchen im Schnitt mehr als 600 Zuschauer die Heimspiele in die Steinberghalle.

Die Einnahmen aus den Sponsorengeldern konnten seit der Rückkehr in die 2. Bundesliga von 40.000 auf rund 140.000 Euro gesteigert werden. Wie geht das in Zeiten knapper Kassen?

Fechner:

Indem wir über neue Maßnahmen und hohe Qualität reelle Gegenleistungen geschaffen haben. Üblicherweise finanzieren sich Vereine auf unserem sportlichen Level fast ausschließlich über einzelne Mäzene. Wir haben die Voraussetzungen geschaffen, um mit Firmen über relevante Sponsorings zu sprechen. Obwohl wir keine mediale Präsenz im TV vorweisen können, haben wir größere Unternehmen und Marken gewinnen können. Es geht dabei übrigens nicht nur um Geld, wir haben auch unsere Partnerschaften im Bereich Sachleistungen ausgebaut.

Wie schaffen Sie es, mit diesen Unternehmen in Kontakt zu kommen?

Fechner:

Oft über Eltern, deren Kinder beim SC Rist spielen und die sehen, wie gut hier gearbeitet wird. Abschlüsse in allerdings keine Selbstgänger. Die Leistung muss stimmen, damit ein Partner einsteigt. Obwohl es uns gelungen ist, die Einnahmen zu erhöhen, bleibt festzuhalten, dass wir mit unserem Etat in der Pro B zum unteren Ende gehören. Etats oberhalb von 400.000 Euro sind keine Seltenheit. Wir müssen mit weniger als der Hälfte auskommen. Wir investieren aber nicht das gesamte Geld in die Spieler, sondern wollen langfristig denken und weiter an der Entwicklung des Vereins und der Strukturen arbeiten. Vor allem im Jugendbereich, aber auch mit Maßnahmen wie der Anschaffung der LED-Anzeige.

Was versprechen Sie sich von der neuen Anzeigetafel?

Fechner:

Das ist eine Investition in die Zukunft, aber mit Augenmaß. Die Anzeige kommt bei den Zuschauern sehr gut an, wertet so die Heimspiele weiter auf. Damit locken wir weitere Fans an, vor allem auch junge. Video- und Bildeinblendungen auf der LED-Wand sind auch für unsere aktuellen Partner und weitere potenzielle Sponsoren attraktiv. Bewegte Bilder werden viel stärker wahrgenommen, mit der LED-Wand haben wir die nächste Stufe unseres Projektes erreicht.

Eine weitere Stufe müsste dann im Prinzip der Aufstieg in die Pro A sein.

Fechner:

Das erste Ziel ist und bleibt die Förderung und Ausbildung der Jugend im Breiten- und Leistungssport. Wir wollen wir noch mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in die ersten Mannschaften bringen, bei Herren und Damen. Wir können uns zudem auch in der Pro B noch weiter entwickeln. Dennoch sollte man sich nicht komplett verschließen, in Richtung Pro A zu denken.

Wäre ein Aufstieg für den SC Rist finanzierbar?

Fechner:

Die Kosten und der Aufwand für den Spielbetrieb, für die Organisation und den Kader wären deutlich größer. Es gibt aber seitens der Liga erstmalig Tendenzen, auch Vereinen mit kleineren Spielstätten die Perspektive zu bieten, in die Pro A aufzusteigen, wenn andere Kriterien erfüllt werden. Aber wenn wir uns über das aktuelle Niveau hinaus bewegen wollen, ob nun in Pro B oder Pro A, ist es zwingend notwendig, zu unserem sehr soliden bestehenden Stamm weitere Partner zu finden. Einen Hauptsponsor könnten wir sogar in die Namensgebung des Herrenteams einbeziehen, eine interessante Komponente für Unternehmen, die ihren Bekanntheitsgrad überregional steigern möchten oder ein klares Standortbekenntnis abgeben wollen.

Es gibt konkrete Pläne, innerhalb der nächsten zwei Jahre ein Erstliga-Team in Hamburg-Wilhelmsburg zu installieren. Was bedeutet das für den SC Rist?

Fechner:

Die erste Liga können wir in Wedel nicht anstreben, das ist unrealistisch. Aber wir könnten das Nachwuchsteam einer Hamburger Bundesligamannschaft sein. Damit würden wir unser primäres Ziel, die Nachwuchsförderung, fortführen, mit dieser Rolle können wir uns identifizieren. Wir kooperieren seit den Anfängen eng mit den Piraten Hamburg, die ihre Heimspiele in der Nachwuchs- und Jugendbundesliga zum Großteil in der Steinberghalle austragen, und unterstützen das Projekt finanziell, personell und organisatorisch.

Wie wirkt sich die Kooperation für den SC Rist aus?

Fechner:

Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen den Piraten und unseren Herrenmannschaften funktionieren sehr gut. Junioren-Nationalspieler wie Ismet Akpinar und Jamo Ruppert spielen in unserem Pro B-Team und bei den Piraten. All das zusammen bildet einen hervorragenden Unterbau für ein mögliches Erstligateam.

Wie stark ist der Verein in das Bundesliga-Projekt eingebunden?

Fechner:

Was die konkreten Pläne für Bundesliga-Basketball in Hamburg betrifft, können wir darauf nur bedingt Einfluss nehmen. Wir sind als Partner der Piraten Hamburg an einem substanziellen Projekt mit dem Ziel 1. Liga beteiligt und werden dieses Vorhaben nach Kräften unterstützen, wie auch immer sich das Thema in Hamburg entwickeln wird. Wir hoffen, dass es anders als bei den Vorhaben in der Vergangenheit eine nachhaltige Sache wird.

Eine Vorschau auf das erste Play-off-Achtelfinale der Rist-Herren gegen die Frankfurt Skyliners II lesen Sie in unserer Wochenend-Ausgabe.