Neuzugang Adelmann führt Landesligist Blau-Weiß 96 mit zwei Toren zum 4:1 bei TuS Osdorf

Schenefeld. Adel verpflichtet. Als Andreas Wilken, Fußball-Abteilungsleiter von Blau-Weiß 96, das im August des vergangenen Jahres bekannt gab, meinte er weder den Spielfilm oder das Brettspiel noch die Redewendung desselben Wortlauts. Vielmehr holte Trainer Selcuk Turan, Mann für die schwierigen Fälle, Mittelfeldspieler Ferdinand Adelmann, 25, dazu.

Der hatte sich nach seiner Zeit in Elmshorn beim SV Lurup nicht durchgesetzt. Der Makel der Disziplinlosigkeit und der Eigenwilligkeit haftete ihm an. Beim Wedeler TSV gab es "atmosphärische Störungen" (TSV-Trainer Thorsten Zessin) - das bedeutete: "Tschüs, Ferdi", nach ein paar Wochen nur. Mit seinem Wechsel zu den Schenefeldern Landesliga-Fußballern nahm Adelmann dann eine halbjährige Sperre in Kauf. Seinem ersten Einsatz für Blau-Weiß in der Startelf drückte er sogleich seinen Stempel auf.

Auf Wedeler Seite gönnt man "Ferdi" das sportliche Weiterkommen

Mit zwei Toren ebnete der Mann mit der feinen Schusstechnik den Schenefeldern den Weg zum 4:1 (2:1) auswärts über den TuS Osdorf. Bei seiner Auswechselung nach einer Stunde gegen Fabio Lorenzo Bandow fiel ihm Turan um den Hals. "Für die Chance in Schenefeld bin ich dankbar. Ich werde sie nutzen und niemanden enttäuschen", das waren die Worte, mit denen sich Adelmann beim Trainer eingeschmeichelt hatte. Versprechen geleistet, Versprechen erfüllt. Thorsten Zessin unter den 250 Fans verzog keine Miene: "Wenn Ferdi jetzt mehr Spaß und Erfolg hat, gönne ich ihm das."

Nicht nur "Prinz Ferdinand" drehte auf. Blau-Weiß bot eine halbe Stunde königlichen Landesliga-Fußball. "Nie zuvor hatte ich eine charakterlich stärkere Mannschaft", schwelgte Selcuk Turan. Dessen Bereitschaft, alten Streit zu begraben, kam nach dem Abpfiff im innigen Gespräch mit Rohollah Rohpawar zum Ausdruck. Der wiederum galt als Leistungsträger von Blau-Weiß, bevor er sich nicht in bestem Einvernehmen mit Turan in Richtung Osdorf verabschiedete. "Wir verstehen uns wieder", sagt Rohparwar, der gegen sein Ex-Team erst in der zweiten Halbzeit mitwirkte und nichts mehr bewegte.

Das Duell der Cousins hätten beide für sich entscheiden können. Marcel Jobmann, Schenefelder Neuzugang vom SuS Waldenau, scheiterte in der zweiten Minute am erfahrenen TuS-Keeper Marco Koch, der im Sommer beinahe beim FC Elmshorn gelandet wäre - Fußabwehr, ein furioser Auftakt. Auf der anderen Seite hatte Osdorfs Tim Jobmann Pech mit einem Kopfball auf die Querstange (8.). Das war's dann aber auch zunächst mit der Herrlichkeit der Gastgeber, denn Ferdinand Adelmann nahm das Zepter in die Hand.

Am Ende haben die Schenefelder leichtes Spiel mit dem Gegner

In der 14. Minute veredelte er den Diagonalpass des starken Eico Westphal mit dem Außenrist gekonnt zum 1:0, der Ball schlug in der linken Ecke ein. In der 21. Minute brachte er den Ball bei einem Strafraum-Durcheinander gegen Kochs Laufrichtung flach rechts unter. Dann kam die Zeit des früheren Blau-Weiß-Stürmers Sascha Blume, der nach einem abgewehrten Schuss von Pierre Knorr das 1:2 erzielte sowie in der 40. und 68. Minute noch zufällige, aber riesige Chancen zum Ausgleich ungenutzt ließ. "Ich schätze ihn sehr und bedaure es, dass er sich seinerzeit mit dem damaligen Trainer Thomas Oldenburg überwarf", sagte Ex-Abteilungsleiter Thomas Becker über den langen Osdorfer Torschützen.

Es wurde hektisch auf roter Erde schräg gegenüber der Osdorfer Polizeiwache. Schiedsrichter Johannes Meyer-Lindenberg sah sich veranlasst, die Vergehen mit zahlreichen Gelben Karten zu ahnden. Schließlich wurde es ihm zu bunt: Ziyed Hassani (TuS) fällte Thies Raschke und sah Gelb-Rot (80.).

Den Gastgebern fiel nichts mehr ein, die Schenefelder Abwehr aus den Angeln zu heben. Gegenüber wurde es offen wie ein Scheunentor. Jan-Niclas Galke nutzte einen Torwart-Fehler und musste aufpassen, vor Freude nicht erdrückt zu werden (3:1/88.). Dann platzte Andreas Wilken fast vor Stolz, als Sohn Fabio Lorenzo Bandow, vor ein paar Tagen erst 18 geworden und damit für die Herren spielberechtigt, auch noch das 4:1 erzielte (90.). Über allen aber thronte diesmal Prinz Ferdinand.