Halstenbeker Turnerschaft baut Boxabteilung auf. Unglückliche Niederlage für Donito Rosenberg im ersten Kampf

Rellingen . Als der letzte Gong ertönte, wusste Donito Rosenberg, 11, was die Stunde geschlagen hatte. "Ich bin traurig über den Ringrichter - und sauer auf mich selbst", sagte der 1,56 Meter kleine und 48 Kilogramm leichte Nachwuchsboxer im Fliegengewicht. Donitos erster Kampf gegen den gleichaltrigen Besian Bequiri aus Plön endete in Brunsbüttel mit einer Niederlage. "Donito hat sich von unglücklichen Entscheidungen und einem unsauber boxenden Gegner aus der Ruhe bringen lassen", sagte sein Trainer Peter Lutz.

Dennoch ist dieses nach Kampfrichterstimmen mit 1:2 verlorene Gefecht schon jetzt ein Fall für die Geschichtsbücher. Nicht, weil Donito zum ersten Mal im Ring um den Sieg fightete, sondern weil er für die Halstenbeker Turnerschaft antrat. Der Traditionsverein wurde 1895 gegründet. Geboxt wurde am Bickbargen aber trotz riesigen Angebots (17 Abteilungen) nie. Bis Kampfhunde vom Krupunder See Donito beim Jogging störten ...

"Ich war nach Vorfällen mit nicht angeleinten Hunden besorgt", sagt sein Vater Christian Rosenberg. Die Aschenbahn auf dem Sportplatz Feldstraße in Rellingen wurde als Alternative für das Laufen am Krupunder See auserkoren. Nach guten Trainingswochen ohne Hunde betrat Christian Rosenberg im Mai 2012 spontan die angrenzende Sporthalle. Er traf auf Handball-Jugendtrainer Alexander Michaelis.

Michaelis begeisterte die Idee, bei der Halstenbeker TS eine Boxsparte einzurichten. Geschäftsstellenleiterin Heike Fenske und der dreifache hessische Vizemeister Bernd Gräbe, 69, unterstützten das Projekt. Als Clou wurde Donitos Trainer Peter Lutz, 40, dreifacher Hamburger Meister, norddeutscher Titelträger und Dritter bei der DM 1989 (jeweils Halbweltergewicht), als Trainer verpflichtet. Mundpropaganda sorgte für Zulauf.

"Wir haben gute Talente im Stall", sagt Lutz. Donito sei ein echter Allrounder, sowohl mit Schlag- als auch mit Nehmerqualitäten. Oder Kevin Gotthard, 16, dynamisch, physisch stark. Oder Sophie Kischke, die auch erfolgreich Handball spielt. "Sie muss sich entscheiden. Sie hat das Zeug zu einer guten Boxerin", so Lutz. Damit seine 20 Kämpfer und acht Kämpferinnen im Alter von zehn bis 27 Jahren ihr Potenzial ausschöpfen, trainiert Lutz sie montags, mittwochs und freitags jeweils 90 Minuten. Wer demnächst in den Ring steigt, wird auch sonnabends gefordert.

Und das nicht zu knapp. Sprints, Hampelmänner, Bänke stemmen, Übungen mit Medizinbällen und Sparringskämpfe sind nur ein kleiner Auszug aus dem umfangreichen Trainingsprogramm von C-Lizenzinhaber Lutz. "Klar, es ist manchmal anstrengend, aber es lohnt sich", weiß Donito. Der Junge ist extrem diszipliniert, muss im Training manchmal sogar gebremst werden - und er verzichtete vor seinem ersten Kampf freiwillig 14 Tage lang auf Süßigkeiten.

"Boxen ist für ihn alles im Leben", sagt Vater Christian. Er ist mittlerweile Abteilungsleiter der neuen Boxsparte. Besonders gut gefällt ihm der Trainingsansatz seines Freundes Peter Lutz. "Es geht mir gerade nicht um wilde Prügeleien", erläutert Lutz. Vielmehr wolle er für eine gute technische Ausbildung seiner Boxer sorgen und Werte vermitteln. Fairness, Respekt vor dem Gegner, Konfliktfähigkeit, Disziplin, die Einordnung in eine Gruppe - verbunden mit dem Abbau von Aggressionen.

"Wir wollen mit unserem Stall oben mitmischen und soziale Projekte anschieben", sagt Lutz. "Es ist besser, wenn jemand auf einen Boxsack schlägt als auf einen Mitschüler". Im Mai wird Lutz an der Caspar-Voght-Schule in Rellingen beim Kreativtag fürs Boxen werben. Hat die Schule Interesse, startet im August der erste Kurs. Bis dahin wird Donito vielleicht schon wieder im Ring stehen. Diesmal will er cleverer agieren. Sein Traum ist schließlich klar definiert: "Ich will Boxprofi werden", sagt er. "Dafür werde ich alles geben."