Heung Yun Son trainiert bei Fußballern der SV Halstenbek-Rellingen. Ob er dort bald auch Punktspiele bestreitet, ist noch offen.

Halstenbek. Die Luft ist kalt und klar, der schwach beleuchtete Grandplatz am Thesdorfer Weg hart wie Beton. Schwer atmend trotzen die Oberliga- Fußballer der SV Halstenek-Rellingen dem Winter. Einer aber ist dabei, der diesen ungemütlichen Abend im Januar vielleicht nie vergisst. Heung Yun Son – am kommenden Freitag vollendet er sein 24. Lebensjahr – absolviert sein erstes Training auf deutschem Boden.

Sind die Halstenbeker das Sprungbrett in eine ähnliche Karriere, wie sie seinem jüngeren Bruder Heung Min Son, dem HSV-Jungstar, 20, nach Expertenmeinung fraglos bevorsteht?

Am vergangenen Donnerstag war es so weit. Der Süd-Koreaner landete in Fuhlsbüttel und quartierte sich zunächst bei seinen Eltern Woong Jung und Eun Ja Kil Son sowie dem Bruder in Eppendorf ein. In der Fußball-Schule seines Vaters, früherer Nationalspieler, sportlich groß geworden, hätte er die Reise in eine andere Welt bestimmt schon zu einem früheren Zeitpunkt riskiert. Doch dann musste er in der Heimat zwei Jahre Militärdienst verrichten. In Halstenbek verständigt er sich zunächst mit Händen, Füßen und ein paar Brocken der deutschen Sprache. Für ein konstruktives Miteinander auf dem Feld reichte das. „Am Montag hatten wir ein kleines, internes Turnier in der Bönningstedter Soccer-Halle. Heung Yun und ich gehörten demselben Team an. Er ist ein gefährlicher Stürmer und unheimlich flink auf den Beinen, wir haben fast alle Spiele gewonnen“, erzählt HR-Verteidiger Robert Hermanowicz.

Die Frage, was die Halstenbeker mit ihrem Gast vorhaben, stellt sich für Thomas Bliemeister noch nicht. „Die Frage ist, was der Spieler plant, ob es ihm bei uns gefällt und ob er es sich vorstellen kann, in der Oberliga zu kicken“, sagt der HR-Trainer. Wer weiß, was alles passiert, jetzt, wo sich Heung Yun Sons Anwesenheit herumgesprochen hat? Noch nicht einmal sein Mitwirken im Testspiel am Sonntag um 11 Uhr bei Teutonia 05 kann der Trainer garantieren. So sind die Halstenbeker zunächst einmal nur froh über einen weiteren Farbtupfer in ihrem Alltag, den sie Bliemeister junior verdanken. Thies Bliemeister, 35, war es nämlich, der Heung Yun Song riet, sich in Halstenbek mit dem Fußball im Land des dreifachen Weltmeisters vertraut zu machen. Den damals 16 Jahre alten Heung Min Son hatte Thies Bliemeister 2008 entdeckt und beim HSV untergebracht. Seitdem vertritt er als Berater die Interessen des Jungprofis, dessen 2014 auslaufenden Vertrag der HSV unbedingt verlängern möchte.

Kontakt zum großen Fußball ist für Vereine, in denen Thomas Bliemeister als Trainer und Detlef Kebbe als Manager tätig sind, übrigens nichts Ungewöhnliches. 2012 bewegte der Coach schon den früheren Bundesliga-Torwart Claus Reitmaier dazu, den Halstenbekern in einer Notlage zu helfen. Reitmaier fand daran so viel Spaß, dass er immer noch zur Verfügung steht und es auf seine Einschätzung ankommt, ob zum Beispiel Sebastian Schröder (bisher 1. FC Quickborn) – zurzeit im Probetraining – als zusätzlicher Keeper verpflichtet wird. Während seiner Zeit beim VfL Pinneberg engagierte Kebbe, der gestern seinen 61. Geburtstag feierte, zudem die früheren HSV-Profis Bernd Wehmeier und Peter Hidien für die SVHR. Eine bundesweite Sensation war das ebenfalls von Kebbe initiierte Comeback von Nationaltorwart Uli Stein für 90 Minuten im Jahr 2000. Die Pinneberger besiegten den Eichholzer SV 3:1, die Spielklasse hieß Oberliga Hamburg-Schleswig-Holstein.