Nach dem Rückzug aus der Regionalliga muss die SV Halstenbek-Rellingen zwei Klassen tiefer neu beginnen.

Halstenbek. Nur etwas mehr als vier Monate lagen für die Tennis-Herren der SV Halstenbek-Rellingen zwischen einem der schönsten sportlichen Momente und dem traurigen Abschied aus der höchsten norddeutschen Spielklasse. Mitte März vergangenen Jahres hatten die Halstenbeker "Oldies", wie sie sich selbst immer gerne bezeichnen, überraschend den Klassenerhalt in den Hallen-Punktspielen der Regionalliga Nord realisiert, wurden am Ende sogar Dritte. Am 19. Juli war Kennern der norddeutschen Tennis-Szene dann aber ein Vermerk im Internet nicht entgangen. "Die Mannschaft wird vom Spielbetrieb der Regionalliga zurückgezogen", war dort zu lesen.

Diese nüchterne Formulierung war seinerzeit das Resultat einer sich längst anbahnenden Entwicklung im Tennis-Herrenbereich der Spielvereinigung. Während die wesentlich jüngere Konkurrenz der Staffel im Frühjahr noch über das Leistungsvermögen der im Schnitt weit über 30 Jahre alten HR-Routiniers staunte, zogen die Akteure schon in Erwägung, sich allmählich aufs sportliche Altenteil zurückzuziehen. Statt in der Herrenklasse wollten sie künftig bei den Herren 30 auf den Platz gehen und auch ansonsten kürzer treten auf dem Tenniscourt.

Mittlerweile ist genau das am Thesdorfer Weg eingetreten, aber Daniel Heß, neuer Sprecher der Mannschaft, sieht die Situation trotzdem positiv und glaubt an den Fortbestand eines erfolgreichen Herrentennis bei der SV HR. "Die Grundvoraussetzungen im Verein sind gut, was den Tennissport angeht, vor allem unser Nachwuchs gibt Anlass zur Hoffnung."

Die Jugendlichen sollen auch teilhaben an der geplanten Fortentwicklung der nächsten Wochen, die sich nach dem Rückzug aus der Regionalliga zwei Klassen tiefer in der Hamburger Oberliga vollziehen wird. Junge Akteure wie die Brüder Jonas und Jan Zimmermann, Maxi Wulf, Angelo di Sciullo, Clemens Marg, Sebastian Hellmeier und Yannick Drewel sind mitgemeldet im Kader und sollen nach Bedarf auch im Oberliga-Viererteam die Chance erhalten, sich zu bewähren.

Das Gerüst der Mannschaft bilden ansonsten die Brüder Mark und Kim Gienke, Daniel Heß, Sascha Schümann und ein interessanter Neuzugang. An Nummer eins spielt bei der SV Halstenbek-Rellingen künftig Pavel Jakunin, ein dynamischer Mann aus Weißrussland, der die Mannschaft auch trainieren wird. Jakunin schlug zuletzt für den Hamburger Polo-Club (Blankenese) und den Uhlenhorster HC auf, war zwischenzeitlich mehrfach Hamburger Meister bei den Herren 30.

Günter Busch, Vorsitzender der rund 550 Mitglieder zählenden Tennis-Abteilung der SV Halstenbek-Rellingen, ist sich sicher, mit dem Osteuropäer einen guten Griff gemacht zu haben. "Pavel ist bestimmt der richtige Mann, um wieder frischen Schwung in den Betrieb zu bringen. Wir wollen auch in Zukunft gutes Tennis bieten."

60 Tennisspieler der Spielgemeinschaft bevorzugten zwischenzeitlich Golf

Das war in der jüngeren Vergangenheit zwar auch meist der Fall, in den Jahren davor allerdings nicht unbedingt. "Fast sieben Jahre gab es bei uns einen kontinuierlichen Mitgliederrückgang, ", sagt Günter Busch. Ursache dafür war der Boom einer Sportart, die mit noch kleineren Bällen betrieben wird. "60 Tennisspieler hatten sich mehr und mehr dem Golf zugewandt", sagt Günter Busch.

Eines Tages kam dann der ehemalige Weltranglistenspieler Axel Pretzsch zum Klub am Thesdorfer Weg. Mit dem Spielertrainer als unangefochtener Nummer eins und Förderer der Jugend ging es endlich wieder bergauf. Heute jedoch ist der 39 Jahre alte Pretzsch nicht mehr dabei, bestreitet nach Trainertätigkeiten in Glinde und beim SC Victoria seine Punktspiele für den westdeutschen Verein Oelder Tennisclub, aktueller deutscher Mannschaftsmeister der Herren 30. Unter Topmann Pretzsch erlebte das Herren-Tennis bei der SV Halstenbek-Rellingen seine besten Zeiten. "Wir denken noch gern daran zurück, was wir mit ihm erreicht haben", sagt der ehemalige Mannschaftskapitän Kim Gienke.

Aufstieg in die Nordliga soll ohne Leistungsdruck gelingen

Wie aber stehen denn nun die Aussichten des neuen Kaders, wieder den Weg nach oben zu finden? "Es wird schwer, in der Oberliga vorn mitzuspielen", sagt Daniel Heß. Die besten Hamburger Klubs verfügten über ein gleichmäßig starkes Potenzial. "Mit etwas Glück könnten wir es in die Nordliga schaffen, Leistungsdruck soll aber nicht aufkommen."

Gutzumachen haben die Halstenbeker auf jeden Fall einiges. In der vergangenen Sommersaison, in der sie nach dem Abstieg aus der Oberliga nur noch in der Verbandsklasse angesiedelt waren, endete nämlich mit einer großen Enttäuschung, denn die Rückkehr in die höchste Hamburger Klasse wurde verpasst. In der alles entscheidenden Partie scheiterten die HR-Herren ausgerechnet am Kreisrivalen TC Wedel.