Seit der Fusion dreier Vereine zum SV Hörnerkirchen 2001 ist ein vielfältiger Breitensportklub entstanden. Jugendarbeit ist beispielhaft.

Brande-Hörnerkirchen. Es war ein beeindruckendes Zeichen. 443 Menschen in weißen T-Shirts bildeten anlässlich des hundertjährigen Vereinsjubiläums auf dem örtlichen Rasensportplatz das riesige Vereinswappen ihres SV Hörnerkirchen. "Wir fotografierten unsere Leute sogar aus einer Cessna und von einem Teleskopkran", schwärmt Hörnerkirchens Vorsitzender Alfred Marx noch heute. Für Marx zeigte sich an diesem 14. Oktober 2006, "wahrer Gemeinschaftssinn. Und darum geht es in einem Verein".

Er muss es wissen. Fünf Jahre zuvor hatte der gebürtige Rheinland-Pfälzer gemeinsam mit einigen Mitstreitern eine Herkulesaufgabe bewältigt: die Fusion der Vereine SC Grün-Weiß Bokel, Tennisclub Hörnerkirchen und Männerturnverein Hörnerkirchen zum Gesamtverein SV Hörnerkirchen.

Eine jahrzehntelang umstrittene Idee wurde Realität. Das Sportangebot sollte durch diesen Schritt erweitert, Verbandsabgaben eingespart, die knappen finanziellen Mittel effizienter eingesetzt werden. "Die Vorsitzenden lagen auf einer Wellenlänge. Deshalb gelang das Projekt", sagt Marx. Am 1. Juli 2001 wurde der SV Hörnerkirchen aus der Taufe gehoben. Wieso aber feierte der gerade einmal fünfjährige Knirps SV Hörnerkirchen im Herbst 2006 seinen 100. Geburtstag? "Der MTV wurde 1907 gegründet. Für solche Anlässe gilt das Gründungsdatum des ältesten Vereins im Verein", erklärt Marx.

Überregional bekannte Sportler trugen in der Klubgeschichte vor allem die Farben des Jubilars. An erster Stelle die Turn-Zwillinge Manfred und Peter Diehl. Besonders in den 1970er-Jahren begeisterten sie die Zuschauer und holten etliche Titel. Die mittlerweile fast ausgestorbene Sportart Schlagball wurde ebenfalls erfolgreich im MTV betrieben. 1950 gelang die deutsche Vizemeisterschaft. Mit Peter Reumann wurde 1984 ein weiterer MTVer deutscher Vizemeister im Kegeln.

Der "neue" SV Hörnerkirchen, oftmals "SV Höki" genannt, füllte in seiner kurzen Vereinsgeschichte noch keine Trophäenschränke. Die Tischtennis-Herren spielen in der 1. Kreisklasse, die Badminton-Herren in der 2. Kreisklasse. Die ersten Herren der großen Fußballabteilung (250 Mitglieder) kämpfen mit ihrem Spartenchef Michael Friske als Spielmacher gegen den Wiederabstieg in die Kreisklasse. Die höchstklassige Mannschaft - die Kegler der Herren in der Landesliga (3. Spielklasse) - mussten dagegen um ihre Trainingstätte fürchten. Der Pächter der Gaststätte "Zur Tankstelle", zu der auch die Kegelbahn gehört, ging in Insolvenz.

Die Turnabteilung bietet ein reichhaltiges Angebot

Ein neuer Pächter übernimmt auf Probe. "Wir haben gezittert", sagt Dieter Filehr, Vorsitzender der zehn Mitgliedern starken Abteilung. Ohnehin sei viel Herzblut nötig, um die weiten Auswärtsfahrten zu finanzieren. "Wir fürchteten schon, in Heiligenstedten oder Itzehoe trainieren zu müssen." Aufatmen darf in selbiger Angelegenheit die Tennisabteilung. "Das Amt Hörnerkirchen hat die Tennishalle und die Tennisplätze, die sich auf demselben Areal wie die Gaststätte befinden, gekauft. Unser Pachtvertrag wurde nicht gekündigt", erklärt Michael Knecht, der demnächst das Amt des Pressesprechers übernehmen möchte.

Ein sportliches Aushängeschild des SV Höki ist die traditionsreiche Turnabteilung mit 300 Aktiven. Das Angebot reicht von Eltern-Kind-Turnen über leistungsbezogenes Turnen bis zum Rhönradturnen. Jedes Jahr ist zudem der Erwerb des Leichtathletik-Sportabzeichens möglich.

Nicht nur auf diesem Feld vorbildlich voran turnen Abteilungsleiterin Bettina Trede (16 Goldmedaillen), ihre Tochter Marina (17) und Mutter Edith Schlüter (38). Bettina Trede, seit 43 Jahren im Verein, scharte mit den "Flying Grufties" außerdem eine Gruppe ehemaliger Leistungsturner um sich, die mit spaßigen Einlagen und gelungenen Vorführungen jahrelang ihr Publikum verzauberten. Selbiges erreichen die männliche A- und B-Jugend der Spielgemeinschaft SG Hörnerkirchen/Hohenfelde mit präzisen Pässen und knallharten Würfen.

Beide Handball-Jugendteams voller vielversprechender Talente spielen in der A-Liga, betreut von Ingo Börner. Er trainierte schon Robert Schulze. Der 21-Jährige debütierte vergangene Saison beim HSV Hamburg in der Bundesliga. Bisher keine Wettkämpfe bestreitet die erst zwei Jahre alte Karateabteilung. Sie versteht sich blendend mit den Handballern. "Als 30 Kämpfer ihre Karateprüfung ablegen wollten, traten die Handballer uns ohne Umstände Hallenzeit ab. Das war klasse", lobt Trainer Joachim Bauer.

Gelebte Solidarität beschränkt sich in Hörnerkirchen allerdings nicht nur auf die Abteilungen - denn die offene Jugendarbeit wird zwar vom Amtsbezirk Hörnerkirchen gefördert, liegt aber in den Händen des Vereins. "Als einziger Breitensportverein am Platze möchten wir die Dorfjugend von der Straße holen, ihr den Spaß an Bewegung und Gemeinschaft vermitteln. Dafür bilden wir die Fachkräfte selbst aus", sagt Knecht. "Dass wir als Verein diese Aufgabe für das Amt übernehmen, dürfte in Schleswig-Holstein einmalig ein", ergänzt Peter Riepen. Seit fast 20 Jahren ist er dabei, führt seit 2011 wieder den fünfköpfigen Jugendvorstand. Gern erinnert er sich an die Anfänge. 1989 hätten die Jugendlichen sich sehnlich einen festen Treffpunkt gewünscht. "Also besorgte der heutige Kassenwart Wolfgang Rubart einen ausrangierten Linienbus. Die Sitze wurden entfernt und im Bus zusammen Tee getrunken", sagt. Der Name "Teestube" war geboren. Vor sechs Jahren erhielten die Ehrenamtler neue Räumlichkeiten. Viermal in der Woche öffnet die Teestube. Jedes Kind darf kommen. Fünf Betreuer vom Teestuben-Team sind für die Kinder da. Das Programm bietet Kanutouren, Kickern, Kochen, Waldspaziergänge, Cocktailmixen, spezielle "Girls Days" und "Boys Days". "Pro Woche betreuen wir etwa 45 Kinder", sagt Riepen. Höhepunkt des Jahres ist die von der Teestube organisierte Sportjugend-Kulturwoche. Etwa 100 Kinder machen in den Herbstferien fünf Tage lang Urlaub im Verein. Bis zu 20 Betreuer kümmern sich um Sport und Spaß, übernachtet wird in der Sporthalle der Hörnerkirchener Schule.

"Über 50 Prozent unserer Vereinsmitglieder sind Jugendliche. Wir wollen sie nach Kräften fördern und noch mehr Leute aus allen Altersgruppen anziehen", erklärt der Vorsitzende Marx. Außerdem solle der Verein auf gesunden Füßen stehen, damit er bleibt, was er heute ist: ein starkes Stück Hörnerkirchen.