Der Mini-Klub des FC Elmshorn bietet Fußballtraining für kleine Kicker an. Yvonne und Dennis Gersdorf helfen dabei mit.

Elmshorn. Jeden Donnerstag um 17 Uhr staunt Yvonne Gersdorf Bauklötze. "Ich frage mich immer, ob das wirklich mein Sohn ist", sagt sie. "Er macht das sehr gut", bestätigt ihr Mann Dennis Gersdorf, Kapitän des Fußball-Oberliga-Spitzenreiters FC Elmshorn. Gemeinsam schauen beide zum Mittelkreis der Sporthalle der Grundschule Hainholz. Ihr 14 Jahre alter Filius Justin erklärt dort die nächste Übung.

"Ihr lauft einfach mit dem Ball am Fuß los und schießt aufs Tor", sagt Justin. Es klingt kinderleicht. 15 drei- und vierjährige Jungs strahlen ihn an, nicken artig und geben sich nun alle Mühe. Oft fliegt der Ball weit vorbei, aber jedes Tor wird bejubelt wie bei den Großen. Unter den kleinen Kickern ist Connor, Justins jüngerer Bruder, 3. "Justin bevorzugt ihn nicht, behandelt alle gleich fair", sagt Yvonne Gersdorf. "Einmal wusste ein Junge nicht, wo er hinlaufen muss. Justin nahm ihn an die Hand und zeigte es ihm."

"Es ist nicht selbstverständlich für Jungen in der Pubertät, sich in ihrer Freizeit so sehr für kleine Kinder zu engagieren", sagt Elmshorns Jugendwart Michael Homburg. Gemeinsam mit Justin füllen sein Sohn Marc (14) und Yilmaz Ercek (15) das Konzept Mini-Klub mit Leben. Jeweils donnerstags von 17 bis 18 Uhr wird trainiert. Die Kinder sollen früh für Fußball begeistert werden. Die Idee hatte ursprünglich Klubmitglied Heiner Pape, als sein Enkel sich für Fußball begeisterte. Pape trainierte die erste Gruppe, bis die meisten Kinder im Sommer mit fünf Jahren in die G-Jugend wechselten. Für die zweite Gruppe, sagt Homburg, habe er wieder engagierte Trainer gesucht, die nicht überehrgeizig seien und Spiel und Spaß in den Vordergrund stellen.

"Leichte Koordinationsübungen sind möglich. Kleine Slalomläufe um Stangen oder der Sprung mit dem Ball auf eine Matte. Kopfbälle, Zweikampftraining, Taktik und Technik sind dagegen noch zu anspruchsvoll in diesem Alter", stellt Homburg fest. Fündig wurde er in der Trainerfrage in der B-Jugend des eigenen Vereins. Marc, Yilmaz und Justin spielen dort gemeinsam Fußball.

Während Homburg spricht, läuft ein Schwarm kleiner Jungen und Mädchen in seinem Rücken den extraweichen Luftbällen hinterher. Auf den Bänken sitzen glückliche Eltern und schießen Fotos mit ihren Handy-Kameras. Ein Vater freut sich über die Integration seines sonst schüchternen Jungen, der sich bei seinem ersten Training sichtbar wohl fühlt. Auch Connor schaut immer wieder zu den Eltern hinüber. Er ist stolz auf seinen Bruder. "Justin ist toll. Fußball ist toll. Ich will Feuerwehrmann werden", weiß er mit Kennerblick zu berichten.

Besonderen Gefallen am Trainingskonzept des Mini-Klubs Elmshorn findet auch Familienvater Dennis Gersdorf. Das liegt zum Teil an der tragischen Seite seiner Karriere. Gersdorf wäre fast Profi geworden. Als der FC St. Pauli im Sommer 2001 in die Bundesliga aufstieg, wurde ihm zugesichert, dass er künftig dem Profikader angehören würde. Eine Woche später machte dann ein Kreuzbandriss alle Hoffnungen zunichte. Gersdorf schaffte nie mehr den Sprung zurück nach ganz oben.

Erschöpft und selig gehen die Jungen nach dem Training vom Feld

"Pflichtbewusstsein und Ehrgeiz sind wichtig, aber in meiner Jugend habe ich mir selbst extrem viel Druck gemacht", gesteht Gersdorf, übrigens der einzige FCE-Spieler im Oberligateam mit Kindern. "Meine Eltern opferten viel für meinen Profitraum, ohne etwas von mir zu fordern. Ich wollte ihnen trotzdem etwas zurückgeben." Justin und Connor treibt er nicht an. Vor dem Training hat er mit Justin über das Superfallrückziehertor des Schweden Zlatan Ibrahimovic gegen England geflachst und eine Kreisspiel-Übung besprochen. Meistens hält er sich trotzdem im Hintergrund. Sein Sohn sei sogar noch viel fußballverrückter als er.

"Justin kann sofort beantworten, wer vor 20 Jahren in einem bestimmten Spiel ein Tor erzielte. Er ist weiß wirklich viel über Fußball", bestätigt Mutter Yvonne. Im Hintergrund freut sich Connor über einen tollen Pass im Abschlussspiel. Schließlich gehen die Kinder, von ihren Eltern an die Hand genommen, erschöpft und selig in die Kabine.

"Eine Stunde die Konzentration hochzuhalten,ist für die Kleinen eine große Aufgabe", sagt Michael Homburg. Auf Talent achte er in diesem Alter noch nicht. Allen Eltern rät er, es mindestens bis zum Ende der Grundschulzeit ebenso zu handhaben. "Wenn sie ihrem Kind nach dem Training in die Augen sehen und es lacht und freut sich, hatte es eine gute Zeit. Das ist das Wichtigste. Ich sage immer: Lasst die Kinder Spaß haben."

Yvonne und Dennis Gersdorf stimmen zu - und haben sogar schon für Mini-Klub-Nachwuchs gesorgt. Tochter Jolie wird bald ein Jahr alt. "Fußball findet sie ganz toll", sagt Dennis Gersdorf. Nicht auszuschließen, dass auch die kleine Jolie eines Tages im Mini-Klub des FC Elmshorn Talent zeigt und gegen den Ball tritt.