Nach 0:1-Rückstand fügen die Fußballer der SV Halstenbek-Rellingen dem FC Elmshorn mit 2:1 die erste Heimniederlage zu.

Elmshorn. Unentwegt wischte Detlef Kebbe mit dem Papiertaschentuch über den linken Mundwinkel. Irgendein Fingernagel hatte dem Manager der SV Halstenbek-Rellingen eine Risswunde im unteren Gesichtsbereich zugefügt. Die Halstenbeker Oberligafußballer lagen sich (ungestüm) in den Armen. Mit einem 2:1 (1:1) an der Wilhelmstraße fügten sie Tabellenführer FC Elmshorn die erste Saisonniederlage auf eigenem Platz zu. Dafür nahm Kebbe ein paar Tropfen Blut in Kauf.

HR-Manager Kebbe verärgert über Verhalten von FCE-Coach Hollerieth

In seine Freude über das Ergebnis mischte sich erhebliche Verärgerung über Achim Hollerieth. Sein Vorwurf an die Adresse des FCE-Trainers: "Souveränität nach Niederlagen muss er noch lernen. Er ist persönlich geworden." Was genau er meinte, verschwieg er. Hollerieth machte unterdessen HR-Coach Thomas Bliemeister "unsachliche Äußerungen" zum Vorwurf. Seine Reaktion: Er gratulierte HR zum Sieg, aber nur Bliemeisters Partner Vahid Hashemian, dessen Handschrift zu sehen gewesen sei.

Kinder, Kinder, es ist Derbyzeit. Da darf man doch nicht jedes Wort in die Waagschale legen. Recht hatte Hollerieth, sich nach dem Abpfiff bei Schiedsrichter Marcel Hass zu beschweren und immer wieder auf seine Uhr am linken Handgelenk zu deuten. Der Unparteiische von Germania Schnelsen hatte eine bessere Leistung geboten, als es die 450 Zuschauer wahr haben wollten. Aber er hatte die Partie nach nur einer Minute Nachspielzeit abgepfiffen. Drei bis vier Minuten wären mindestens angebracht gewesen, so oft und so clever die Halstenbeker am Boden liegen blieben. Aber die Elmshorner hätten wohl noch zehn Minuten anrennen können und trotzdem kein Tor mehr erzielt. Letztlich fand Hollerieth die passenden Worte: "Es lag nicht am Schiedsrichter, dass wir verloren haben."

Ein paar Meter entfernt ließ Trainergattin Melanie Hunde-Mischling "Flocke" von der Leine. Die Kreuzung aus West-Highland und Yorkshire-Terrier hatte Spaß daran, den Ball mit der Schnauze vor sich her zu treiben. Genau diese Unbekümmertheit fehlte den Elmshornern diesmal, und natürlich Patrick Ziller, der beim Abschlusstraining einen Muskelfaser-Anriss erlitt. Mit einem platzierten Flachschuss aus 18 Metern erzielte Jan Lüneburg in der 27. Minute das 1:0 der Gastgeber. Mit Ausnahme von Lüneburgs Kopfball nach Maßflanke von Yannick Sottorf an die Querstange (64.) verbreiteten die Elmshorner keine Torgefahr mehr.

TV-Porträt über Claus Reitmaier läuft am 12. Dezember im ZDF

Auffällig oft missglückten die Aktionen von Thorben Reibe. Aber ob es richtig war, ihn in der 74.Minute gegen Christian Schümann auszuwechseln? "Ich habe auf Christians Kopfballstärke gesetzt. Also auf die Brechstange", sagte Achim Hollerieth. Lässig lehnte sich HR-Torwart Claus Reitmaier hinterher an den Torpfosten und ließ sich von einem Kamerateam des ZDF filmen. Der frühere Bundesliga-Keeper verbrachte in seiner Karriere schon aufregendere Nachmittage als diesmal an der Wilhelmstraße. Der Beitrag über Reitmaier wird am 12. Dezember im Rahmen einer Mittagssendung zu sehen sein.

Die Halstenbeker fanden Antworten auf den Rückstand. Jaques Rodrigues de Oliveira ließ dem früheren HR-Keeper Maximilian Rohrbach mit seinem harten Schuss aus wenigen Metern keine Abwehrmöglichkeit - 1:1 (34.). In der 51. Minute missglückte Fabian Böwig eine Kopfballabwehr. Serdar Bahtiyar schoss den Ball mit dem rechten Fuß in die linke Ecke, 1:2. Am Ende war HR dem 3:1 näher als die Elmshorner dem Ausgleich. Sascha Richert scheiterte nach de Oliveiras Zuspiel ebenso an Rohrbach (62.) wie Danijel Suntic nach dem Pass von Bahtiyar (86.).

"Das alles kann passieren. Ich bin meiner Mannschaft nicht böse. Ganz wichtig wird jetzt ihre Reaktion auf die Niederlage sein", sagte Achim Hollerieth. Nach dem Verlust von Nil von Appen, Flemming Lüneburg und Torsten Lemke hoffe er allerdings auf zusätzliche Spieler mit Qualität, das Niveau hoch zu halten. FCE-Präsident Helge Werner Melzer, am Tag danach noch immer nicht gut auf den Unparteiischen zu sprechen ("Er hat uns definitiv verpfiffen."), kündigte entsprechende Aktivitäten an. Zusätzlicher Keeper ist bereits Björn Koblun (FC Itzehoe).

Kapitän Dennis Gersdorf und Yannick Sottorf glauben sowieso nicht an einen sportlichen Einbruch: "Die Halstenbeker haben das hier gut gemacht. Deshalb geht in Elmshorn die Welt nicht unter."