Augie Johnston und Davey Hopkins prägen Spiel des SC Rist in der Basketball-Bundesliga. Johnstons Eltern von Deutschland-Besuch begeistert.

Wedel. Was ist schon ein Amerikaner in Paris, dargestellt von Schauspieler, Tänzer und Sänger Gene Kelly in der gleichnamigen Hollywood-Filmproduktion von 1951, gegen zwei Basketball spielende US-Boys aus dem Bundesstaat Kalifornien in Wedel? Die Fans des SC Rist jedenfalls haben bei den Heimspielen ihres Zweitliga-Herrenteams in der Steinberghalle regelmäßig ihre Freude an den Darbietungen des Duos Augie Johnston und Davey Hopkins. Der Scharfschütze und der sprunggewaltige 1,95-Meter-Mann hatten mit ihren Aktionen maßgeblichen Anteil daran, dass ihr Team bislang nur eines von neun Spielen verlor und Tabellenzweiter ist.

Um sich kennen zu lernen und sogar in einer vom SC Rist angemieteten Wohnung unter einem Dach zu leben, mussten die beiden aber erst ihren Heimatstaat an der amerikanischen Westküste verlassen. In Kalifornien, mit 423 970 Quadratkilometer Fläche größer als die gesamte Bundesrepublik (357 121), waren sie sich zuvor nie begegnet. Der 26 Jahre alte Johnston stammt aus Atascadero, auf halber Strecke zwischen den Metropolen San Francisco und Los Angeles gelegen, sein zwei Jahre jüngerer Landsmann aus Riverside im Süden.

In Wedel profitiert Hopkins, der nach seinem Hochschulabschluss mit einer College-Auswahl nach Europa kam und kurzfristig vom SC Rist verpflichtet wurde, nicht nur auf dem Spielfeld von Johnston. Immerhin bestreitet der Leistungs- und Sympathieträger bereits seine vierte Saison in Deutschland. Über die Regionalliga-Klubs Velbert Baskets und SV Rattelsdorf kam er 2011/12 zum SC Rist. "Ich war bislang in neun verschiedenen europäischen Ländern, aber in Deutschland gefällt es mir mit Abstand am besten", sagt der Betriebswirt.

Joy und Hal Johnston sind seit ihrem Besuch in Wedel Hamburg-Fans

Davon konnten sich unlängst auch Johnstons Eltern Joy, 58, und Hal, 64, überzeugen. Für drei Wochen logierten sie sich bei ihrem Sohn in Wedel ein, sind seitdem Fans der Metropolregion. Fast täglich fuhren die Johnstons mit Bus und Bahn in die City, um Museen und Kunsthallen zu besuchen, einzukaufen oder regionale kulinarische Spezialitäten, vor allem Fisch, zu genießen. "Ich liebe Hamburg, denn da gibt es unheimlich viel zu sehen", sagt Joy Johnston. Besonders beeindruckt zeigten sich die Amerikaner bei ihren Streifzügen durch die Innenstadt vom Modebewusstsein der Hamburger. Hal Johnson: "In Kalifornien kleiden wir uns eher leger, in Deutschland wird viel mehr Wert auf Eleganz gelegt.", Mittlerweile sind er und seine Ehefrau mit vielen schönen Erinnerungen und etlichen Souvenirs vom kalten Deutschland an die meist sonnige Pazifikküste zurückgekehrt. Dort dürften sie Tochter Jessica, 28, eine Krankenschwester, und deren Familie viel von ihrem Bruder, Schwager und Onkel zu berichten haben.

Besuch aus der Heimat erhofft sich über die Weihnachtsfeiertage auch Davey Hopkins von seiner 22 Jahre alte Schwester Taylor. Unterkommen würde auch sie in der Basketball-Wohngemeinschaft, die Augie Johnstons Freundin Jocelyn Romero und Rist-Neuzugang Kai Schlüter, der zu Saisonbeginn von Ulm nach Wedel übersiedelte, komplettieren. Umgangssprache im Vier-Zimmer-Appartment ist Englisch.

Davey Hopkins will bis Saisonende perfekt Deutsch sprechen

Auf Deutsch zu verständigen vermag sich mittlerweile aber auch Augie Johnston. "Ich kann im Restaurant etwas bestellen, außerdem Bus- und Bahnfahrpläne lesen." Großen Ehrgeiz, die neue Sprache zu erlernen, zeigt Davey Hopkins. "Bis zum Ende diese Saison spreche ich es perfekt." Zum Basketball kam der Wirtschaftswissenschaftler auf Umwegen. Schon als Dreijähriger begann er mit Football, später kamen Basketball und Baseball dazu. Mit 16 spezialisierte er sich auf das Spiel mit dem orangefarbenen Ball. Seine Sprungkraft führt Hopkins auf intensives Training der Beinmuskulatur zurück, dazu kam ein Wachstumsschub, der ihn kurz darauf um zehn Zentimeter in die Höhe schießen ließ.

Nicht nur für Rist-Headcoach Sebastian Gleim, der auch am Sonnabend im Pro-B-Auswärtsspiel bei den Hertener Löwen auf das Duo setzt, sondern für den gesamten Verein sind die beiden US-Boys mittlerweile unverzichtbar. Augie Johnston betreute schon in der vergangenen Saison Jugendteams, jetzt tut es ihm Landsmann Hopkins gleich. Die von ihm betreuten U14- und U16-Talente bezeichnet Johnston als "meine Jungs". Die profitieren von den Coaches sogar in zweierlei Hinsicht, denn als Zugabe zum Basketball-Training gibt es Englisch-Unterricht.