Großer Triumph: Das VfL-Jugendtanzpaar Alina Siranya Muschalik und Nikita Goncharov holt im Deutschland-Cup den Titel in der Hauptklasse A.

Pinneberg. Im bis auf den letzten Platz gefüllten Tanzsaal des TSC Brühl herrschte Entzücken unter den Zuschauern. Und irgendwo hinten in einer Ecke war Siripen Muschalik von ihrem Platz aufgesprungen, um ihrer Begeisterung freien Lauf zu lassen. Was die Mutter von Alina Siranya Muschalik beim Deutschland-Cup in der Stadt am Rhein erlebte, war nicht nur für sie einzigartig. Mit ihrem Tanzpartner vom VfL Pinneberg, Nikita Goncharov, 18, triumphierte ihre Tochter Alina bei dieser inoffiziellen deutschen Meisterschaft in der Hauptklasse A Standard. "Es ist unser größter Erfolg, seitdem wir auf der Tanzfläche stehen", sagte die 17 Jahre alte Tanzsport-Exotin thailändischer Abstammung (ihre Mutter ist mit einem Deutschen verheiratet) nach Turnierende, noch ganz außer Atem.

Was aber heißt überhaupt "auf der Tanzfläche stehen"? Wenn Alina Siranya und Nikita übers Parkett schweben, ist in der Standard-Sektion harmonische Eleganz angesagt. Dann starten die beiden ja auch noch in der Latein-Klasse, wo sie mit Tempo, Power und Ausdruckskraft bestechen.

In Brühl erhielten sie von den Wertungsrichtern den Löwenanteil der Bestnoten (Einsen) - die Konkurrenz hatte keine reelle Chance, obwohl das VfL-Duo eigentlich noch der Jugendklasse angehört. 51 Paare, deutlich mehr als im Vorjahr, trafen sich im Klubheim des TSC Brühl, um den Sieger im Deutschland-Cup zu ermitteln. Semifinale und Endrunde wurden im Rahmen des alljährlichen Gala-Abends ausgetragen.

Nikita Goncharovs Eltern erscheinen noch kurzfristig zum Anfeuern

"Es war eine unglaubliche Atmosphäre, ein Traum", sagte Nikita Goncharov, der mit seiner Partnerin erst gegen Mitternacht zur Siegerehrung aufgerufen wurde, so lange zog sich der Wettbewerb hin. Auch Nikitas Eltern, die aus der Ukraine stammen, hatten sich noch kurzfristig in Brühl zum Anfeuern eingefunden. Noch in der Nacht ging es dann zurück nach Hamburg. Um 8 Uhr war das Meisterpaar in seinem Zuhause in der Neustadt eingetroffen und schlief sich erst mal richtig aus.

Der Aufstieg des VfL-Duos hat sich in einem ähnlichen Tempo vollzogen, wie sie es auf dem Parkett gewohnt sind. Seit Anfang des Jahres sind die beiden Mitglied beim VfL, auf Empfehlung ihres Trainers Kai Eggers entschieden sie sich zu diesem Schritt, der ihnen beste Trainingsbedingungen bringt. Sie profitieren zudem von der Sportförderung des Vereins. Nikita wohnte davor einige Jahre in Köln, hatte aber stets Kontakt zu seiner Tanzpartnerin und entschied sich dann zum Umzug nach Hamburg, wo er mit Alina in deren Elternhaus in der Nähe des Michels wohnt. Kennengelernt hatte sich das Erfolgsduo - wie im Tanzsport gang und gebe - auf einem Online-Portal für Tänzer.

Tanzen bedeutet für das Duo 80 Prozent ihres Lebens

Seit einiger Zeit nimmt das jeweils zweifache Landes- und Nordmeisterpaar am DTV-Sichtungstraining in Pforzheim teil. Darüber hinaus trainieren Alina und Nikita sechsmal die Woche und bekommen zudem Privatunterricht. Auch am Tag nach dem Triumph von Brühl betraten sie gleich wieder die Tanzfläche beim VfL. "Das ist für uns selbstverständlich", sagt die überaus temperamentvolle Alina, die im nächsten Jahr ihr Abitur machen will. "Tanzen ist 80 Prozent unseres Lebens, dafür wollen wir etwas tun." Und mit noch mehr Selbstbewusstsein ergänzt die junge Dame: "Wir wissen genau, was wir wollen beim Tanzen. Wir kennen keine Angst und haben auch eine ganz gute Ausstrahlung."

Wichtige Erfahrungen sammeln Alina und Nikita bei ihren regelmäßigen Turnieraufenthalten im In- und Ausland. Sie gelten als extrem reiselustig, nahmen schon häufig an Weltcup-Ranglistenturnieren teil. Vor zwei Jahren wurden sie in Barcelona Zweite in der Jugendklasse und Siebte bei den Erwachsenen. Vor dem Jahreswechsel haben die beiden noch Auftritte bei hochkarätigen Veranstaltungen in Italien und Spanien geplant.

Am kommenden Wochenende geht es zuvor zu einem DTV-Ranglistenturnier nach Rendsburg. Alinas Mutter, die ihre Tochter, die mit 14 Jahren mit dem Tanzen begann, auch als Managerin berät, hat sich schon daran gewöhnt: "An den Wochenenden bekomme ich sie eher selten zu Gesicht."

Für den Deutschland-Cup in Brühl meldeten die Pinneberger bewusst, weil sie wissen: Sie besitzen schon die Qualität für die Erwachsenen-Hauptklasse. Im kommenden Jahr, wenn Alina 18 wird, rücken sie dann endgültig dorthin auf. Sollten die in den Startbüchern aufgeführten Ergebnisse und Platzierungen ausreichen, würden Alina und Nikita auf Anhieb in die S-Klasse aufrücken. Wenn nicht, dürfte es trotzdem nur noch eine Frage der Zeit sein.

Endrunden-Ergebnis von Brühl: 1. Nikita Goncharov/Alina Siranya Muschalik (VfL Pinneberg), 2. Danylo Yerokhin/Alina Schehimi (Tanzsportzentrum Dresden), 3. Grigorij Gelfond/Isabel Tinnis (Blau-Orange Wiesbaden), 4. Ovidiu Mihai/Lisa Karst (TSC Schwarz-Gold Casino Saarbrücken), 5. Christian Anderson/Laura-Ann Bechtold (TC Royal Oberhausen), 6. Gian-Luca Carello/Teresa Carello (TSC Schwarz-Gold Casino Saarbrücken).