Ellerbeks Oberliga-Handballerinnen rücken nach dem 35:22-Erfolg gegen den TSV Altenholz auf Rang drei vor. Das Ziel ist fest im Blick.

Ellerbek. Juliane Mohr nahm ihren Platz im Intercity ein, auf ging's für sie zur 300 Kilometer langen Rückreise von Hamburg zu ihrem Studienort Münster. Während der Zugfahrt schweiften ihre Gedanken noch einmal zurück zum erfolgreichen Oberliga-Spitzenspiel gegen den TSV Altenholz (35:22/20:10). Zum ersten Mal nach längerer Zeit hatte die Handballtorhüterin des TSV Ellerbek nicht das uneingeschränkte Lob ihres Trainers Timo Jarama zu hören bekommen. Ein paar kleine Schnitzer waren ausnahmsweise drin bei der 23-Jährigen, und doch stand der überraschend deutliche Sieg im Oberliga-Spitzenspiel gegen den TSV Altenholz zu keinem Zeitpunkt in Frage, womit die Mannschaft Platz drei übernahm (10:2 Punkte) und damit zum Kreis der Titelanwärter zählt.

In Münster will Juliane Mohr bis 2014 den Master-Abschluss machen

Außer Frage steht auch, dass Juliane Mohr eine hervorragende Saison spielt. Immer wieder hält sie ihren Teamkameradinnen den Rücken frei, nicht nur sportlich, sondern auch was den Zusammenhalt der Truppe angeht. Timo Jarama: "Das Klima ist gut bei uns, und daran hat Juliane einen gewichtigen Anteil."

Umso bedauerlicher finden es der Trainer und seine Spielerinnen, dass die reaktionsschnelle Dame dem Kader in Zukunft nicht mehr durchgehend zur Verfügung steht. Juliane Mohr studiert in Münster Erziehungswissenschaften und möchte in etwa zwei Jahren den Master-Abschluss machen. In Hamburg hatte sie zuletzt keinen Studienplatz bekommen.

"Wenn es irgendwie geht, reise ich jedes Mal zu den Punktspielen meiner Mannschaft an", sagt die Torhüterin, die jeweils einen Tag zuvor in den Zug zu steigen gedenkt, die Nacht dann bei den Eltern in Hamburg-Lokstedt verbringen wird. Gemeinsam mit der zweiten Torhüterin Katharina Glamann, die in der Nähe wohnt, fährt sie mittags zu den Punktspielen. "In Münster werde ich in der Zwischenzeit joggen oder zum Krafttraining ins Fitnessstudio gehen, damit ich konditionell weiter gut dabei bin."

Schon die langjährige Ellerbeker Jugend- und Frauentrainerin Manuela Henße hatte große Stücke auf ihren talentierten Schützling gehalten. Juliane begann 2005 als Feldspielerin beim Niendorfer TSV mit Handball, reiste anschließend für ein Jahr nach Australien, bevor sie zur A-Jugend des TSV Ellerbek wechselte. 2008 hielt sie sich in Dänemark auf, wo sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Kindergarten absolvierte. Nach der Rückkehr konzentrierte sie sich ganz auf den Spielbetrieb bei den TSV-Frauen.

Acht Tore von fünf verschiedenen Positionen gefallen dem Coach

TSV-Coach Timo Jarama brachte die Begegnung gegen Altenholz vor allem eine Erkenntnis: Seine Frauen nähern sich immer mehr ihrer Bestform und schlugen einen Gegner, dem die Ellerbekerinnen in der vergangenen Serie in eigener Halle immerhin mit 14 Toren Differenz unterlegen waren. Diese Schmach ist ausgelöscht.

"Altenholz trat zwar stark ersatzgeschwächt an, aber trotzdem haben wir die Sache gut gemacht." Die Spielerinnen wären sehr konzentriert gewesen und hätten unbedingt hoch gewinnen wollen. Der Coach zeigte sich vor allem angetan davon, dass die ersten acht Treffer von fünf verschiedenen Positionen aus fielen. Damit waren die Gastgeberinnen für den Gegner von Beginn an unberechenbar geworden.

Ellerbek ist also auf dem Wege zu einem Spitzenteam der Oberliga, liegt nur einen Zähler hinter der führenden HSG Kropp/Tetenhusen (11:1), dahinter folgt SC Alstertal-Langenhorn, das ebenso wie der TSV zwei Minuspunkte aufweist. Nach einer Punktspielpause am kommenden Wochenende - die Harbig-Halle ist wegen des Vereins-Oktoberfestes belegt und das Punktspiel gegen Bredstedt verlegt - wartet sieben Tage später eine doppelte Belastungsprobe. Am Sonnabend, 27. Oktober, trifft Ellerbek zu Hause im DHB-Pokalspiel (2. Runde) auf den SV Grün-Weiß Schwerin (3. Liga). Bereits einen Tag später geht es in der Oberliga weiter, wenn das Team beim TSV Wattenbek antritt. "Erst dann", so sagt Timo Jarama, "werden wir sehen, wo wir stehen und wo die Reise hingeht."

Derweil weiß "Pendlerin" Juliane Mohr genau, wie ihre Reiseroute aussieht. Sie steigt rechtzeitig in den Zug nach Hamburg.

Ellerbek (Tore/Siebenmeter): Juliane Mohr, Katharina Glamann (je eine Halbzeit) - Julia Daub (1), Marike Müller (3), Maren Sicks (3/1), Nadine Cramer (12/2), Anastasia Zachau (5), Rebecca Holst (2), Kim Höhne (3), Melina Dahms (4), Lena Jachimowitz (1), Svenja Rix-Müller (1).