Eine Rote und zwei Gelb-Rote Karten in der Schlussphase für TBS Pinneberg beim 0:1 im Landesliga-Spitzenspiel gegen den HEBC.

Pinneberg. Lang, lang ist's her. 1981/82 kickten letztmalig zwei Teams der Kreisstadt - neben dem VfL einmalig auch der SCP - in der höchsten Hamburger Spielklasse. Ob die Emporkömmlinge von TBS Pinneberg eines Tages die Vormachtstellung der Blau-Roten angreifen können? "Ein neuerlicher Aufstieg käme zu früh. Der Verein würde sich damit keinen Gefallen erweisen", sagt Trainer Florian Gossow. Manager Yusuf Demir sieht es ähnlich: "Die Infrastruktur stimmt noch nicht. Zum Beispiel bekommen wir von der Stadt für sechs Mannschaften nur acht Trainingsstunden pro Woche zur Verfügung gestellt."

Simsek, Waseq und Eibl sind die Übeltäter gewesen

Wenn das so ist, dann wog das 0:1 (0:0) im Landesliga-Spitzenspiel (Hammonia-Staffel) bei Mitaufsteiger HEBC ja nicht ganz so schwer. Die zuvor sechsmal nicht besiegten Pinneberger Akteure hatten trotzdem Probleme, sich mit der dritten Saisonniederlage abzufinden. Der zum Schluss in die Offensive geschickte Verteidiger Mehmet Simsek handelte sich die Gelb-Rote Karte ein, weil er HEBC-Torwart Sven Wolgast beim Abschlag entgegen sprang (86.).

Dieselben Farben leuchteten Rafat Waseq entgegen, offenbar wegen Reklamierens (erste Minute der Nachspielzeit). Gar Rot sah Christopher Eibl wegen Schiedsrichter-Beleidigung (zweite Minute der Nachspielzeit), die der Spieler allerdings bestritt. "Der Schiedsrichter hatte nichts im Griff", schimpfte Mehmet Simsek. Florian Gossow, der in aller Seelenruhe vom Platz schritt, sieht Redebedarf: "Die Disziplinlosigkeiten gefallen mit gar nicht. Wir werden uns ernsthaft unterhalten."

Beim 1:1 im Aufstiegsrundenspiel der Bezirksliga-Vizemeister am 22. Mai hatte Fatih Gürel auf dem Reinmüllerplatz die Chancen am Fließband vergeben. Daran knüpfte der quirlige TBS-Stürmer, der schon zehn Saisontreffer erzielte, diesmal in der 48. Minute an. Erst stürzte er zu Boden, als ihm sein Gegenspieler ein Bein stellte. Dann schoss er den fälligen Foulelfmeter so schwach in die linke Ecke, dass Sven Wolgast den Ball abwehren konnte. Für Florian Gossow war das aber nicht der entscheidende Moment in der Partie. Vielmehr haderte er mit Dusko Pezerovic, der vor der Pause einige gute Möglichkeiten ungenutzt gelassen hatte. Die Konsequenz daraus war, dass Pezerovic als erster ausgewechselt wurde. In der 59. Minute kam für ihn Robert Rodriguez - als Reaktion auf das 0:1, das Athanasios Ryziotis in der 58. Minute nach einem Freistoß von der linken Seite erzielt hatte. Torwart Mehmet Candir, der extra aus Süddeutschland (Lehrgang) zum Spitzenspiel angereist war, hatte das Pech, dass der Ball zwischen seinen Beinen hindurch ins Netz rutschte. Ryziotis feierte nicht nur das Tor des Tages, sondern auch seinen 26. Geburtstag. Große Lust verspürten die Pinneberger nicht, ihm zu gratulieren.

Rodriguez verbreitete sofort Gefahr. Dann aber war sein Querpass in die Mitte nicht hart und genau genug. Gürel hielt den Ball zwar mit der Hacke im Spiel, doch die Chance verpuffte (64.). In der 77. Minute war dann auch für Gürel "Feierabend". An seiner Stelle ließ Trainer Gossow Mehmet Simsek stürmen. Auch diese Maßnahme hätte sich beinahe ausgezahlt. Adem Ismajli setzte sich im Zweikampf durch, Simek umkurvte einen Gegenspieler und hatte freie Schussbahn, traf aber nur Wolgasts linken Fuß. Den aufspringenden Ball köpfte Eibl knapp übers Tor (80.). Wütend trat Yusuf Demir an die metallene Abgrenzung zu den Hecken hinter sich. Wer solche Chancen vergibt, darf sich nicht beschweren, wenn er verliert.

Ein Toptitelkandidat dürfte sich vorerst nicht herauskristallisieren

Vom Tabellensechsten TuS Osdorf tranken Trainer Peter Wiehle und der frühere TBS-Stürmer Ali Arslan derweil genüsslich eine Tasse Kaffee. Im Titelkampf der Hammonia-Staffel kristallisiert sich kein Favorit heraus, zumal Oberliga-Absteiger TSV Sasel neuerdings verliert. Schon der 13. Spieltag, wenn der TSV Uetersen die Pinneberger empfängt und die Saseler beim HEBC antreten, könnte wieder alles durcheinander gewirbelt werden. Vorher herrscht Klarheit, ob und für wen die gestrigen Vorkommnisse noch ein Nachspiel haben.