Anna-Maria Petzold lehrt Tae-Kwon-Do im eigenen Studio. Für sie ist es mehr als ein Kampfsport

Rellingen. Triumphale Gesten sind Anna-Maria Petzold fremd. Dabei hätten zumindest Kenner der Tae-Kwon-Do-Szene der anmutigen 30-Jährigen vermutlich milde lächelnd verziehen, hätte sie nach den offenen Landesmeisterschaften im traditionellen Tae-Kwon-Do die Siegesfaust geballt.

Am 2. Oktober vergangenen Jahres gründete Petzold ihr eigenes Tae-Kwon-Do Center in Rellingen (Hermann-Löns-Weg 3). Nun, ein Jahr später, brachte sie drei ihrer Sportler bei den Landesmeisterschaften aufs Treppchen. Jette Madita Heinrich, 12, wurde in ihrer Alterskasse vor Elisabeth Duden, 13, norddeutsche Meisterin. Niklas Mohr, 13, wurde in seiner Altersklasse Zweiter. Große Töne spuckte ihre Trainerin danach aber nicht. "Ich freue mich für die Kinder. Jette und Madita sind sogar beste Freundinnen. Sie denken völlig konkurrenzlos", sagte Petzold. Das gefällt ihr. Lieber als Titel will sie ihre Trainingsphilosophie für sich sprechen lassen. Diese steht im Kontrast zum Klischee des Kampfsports Tae-Kwon-Do. "Es geht mir nicht um Schläge, sondern um das Aufbauen von Selbstbewusstsein mit gesundheitsorientiertem, individuellem Training", erläutert sie - und klingt sehr erfahren.

Das ist sie auch. 1987 nahm Vater Klaus die fünfjährige Anna-Maria mit in seine in Uetersen neu eröffnete Tae-Kwon-Do-Schule. Bald träumte die Tochter vom eigenen Studio. Mit 13 erwarb sie den Kinderschwarzgurt Poom, mit 15 trainierte sie Altersgenossen, mit 16 bestand sie die Prüfung für den Erwachsenenschwarzgurt Dan, die höchste Auszeichnung des koreanischen Kampfsports Tae-Kwon-Do. Nach einer Lehre als Drogistin arbeitete sie im Kosmetikbereich. Der Traum vom eigenen Studio verblasste nie. Nun ist Petzold glücklich - und wird gelobt.

"Ihre Einheiten sind vielfältig. Es geht oft um Beweglichkeit und Koordination", sagt Jettes Vater Christian Beutel. Er und Jettes Bruder Ole Finn Heinrich sind ebenfalls eifrige Trainingsgäste. Beutels Tochter trainiert schon mit Erwachsenen. Bei den Landesmeisterschaften absolvierte sie die Disziplinen Formenlauf, Kreation, Einschrittkampf und Bruchtest. In keiner kam es zum direkten Kampf. "Das muss nicht sein. Man kann sich trotzdem messen", sagt Anna-Maria Petzold. Jeder Mensch, egal wie fit, habe Potenziale. "Man muss sie nur finden und fördern."