Ohne Jung-Vater und Kapitän Daniel Pötz mühen sich Pinnebergs Drittliga-Volleyballer zu einem 3:2 in Potsdam.

Pinneberg. Kondition und Stehvermögen mussten alle Volleyballer des VfL Pinneberg am zweiten Spieltag der neu eingeführten Dritten Liga Nord beweisen. Das Gros der Mannschaft von Trainer Joachim Müller erkämpfte sich in Brandenburg binnen 114 Minuten ein 3:2 (25:21, 20:25, 25:19, 22:25, 16:14) beim VC Potsdam-Waldstadt. Noch zeitaufwendiger und nervenaufreibender war allerdings das, was Kapitän Daniel Pötz 314 Kilometer entfernt im Kreißsaal des Universitätsklinikums Eppendorf in Hamburg miterlebte. Um 2.14 Uhr morgens kam dort Sohn Ruben, bei seiner Geburt 49 Zentimeter groß und 2830 Gramm schwer, zur Welt.

Die beiden freudigen Ereignisse hatten manches gemeinsam: Sie zogen sich viel länger hin als erhofft, kosteten die Beteiligten Kraft und Nerven, unterzogen sie einem Wechselbad der Gefühle und fanden schließlich ein glückliches Ende.

Darauf deutete in Potsdam über weite Strecken weniger hin als im UKE. Im Tiebreak hatten die Gastgeber angesichts einer 14:12-Führung und zwei Matchbällen den Sieg vor Augen. "Stark, dass wir das noch gedreht haben", sagte VfL-Abwehrspezialist Stephan Wendt. Eine Einschränkung schickte er aber gleich hinterher. "Wenn wir das verloren hätten, wären wir auch selbst Schuld gewesen."

Pinneberger verspielen in den Sätzen zwei und vier deutliche Vorsprünge

Die Pinneberger hatten sich nach gutem Start selbst in die Bredouille gebracht, indem sie sich Nachlässigkeiten erlaubten und dadurch in den abgegebenen Durchgängen zwei und vier deutliche Vorsprünge verspielten. "Bei 15:10 im zweiten Satz ist das Spiel gekippt", sagte VfL-Trainer Joachim Müller. Bis dahin hätte seine Mannschaft alles im Griff gehabt, dann aber die Kontrolle über das Geschehen auf dem Parkett verloren. "Das Ergebnis ist am Ende das Beste, was wir aus Potsdam mitnehmen."

Das sah ein Debütant im Trikot des VfL Pinneberg anders. Mittelblocker Janosch Maas, mit 2,06 Metern der größte und zugleich mit 20 Jahren der jüngste im Pinneberger Team, gab in Potsdam sein Debüt und sorgte mit einem wuchtigen Schlag für den ersten von insgesamt 108 Pinneberger Punkten in einem Auswärtsspiel der Dritten Liga Nord. Zwei Stunden später erlöste allerdings nicht etwa ein Pinneberger Akteur Teamkameraden und Trainer, vielmehr sorgte ein Potsdamer Eigenfehler für Freude, aber auch Erleichterung bei den Gästen. "Ich habe bei den Matchbällen gegen uns fast nicht mehr daran geglaubt, dass wir hier noch als Sieger von Feld gehen", sagte Maas, der dann doch noch einen gelungenen Einstand feiern durfte.

Coach Müller musste nach dem verwandelten Matchball erst einmal durchpusten. "Letztlich haben wir das Spiel gewonnen, weil Potsdam hinten raus nicht clever genug war", sagte der Erfolgstrainer. Dass die VfL-Männer bisher minimalistisch agierten, indem sie in Potsdam ebenso wie zuvor beim Heimauftakt gegen den Berliner VV in der Jahnhalle jeweils im Tiebreak mit dem knappest möglichen Zwei-Punkte-Vorsprung gewannen, stört dabei weder Müller noch seine Spieler. "Das spricht für unsere Moral", sagte Außenangreifer Lars Lydorf. Einmal mehr wäre sein Team nach dem Grundsatz "Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist" verfahren und hätte damit erneut Erfolg gehabt. "Diese Einstellung sitzt einfach in uns und hat uns wieder einmal gerettet."

Freude bereitet den Pinnebergern auch der Blick auf die aktuelle Tabelle der Dritten Liga Nord, in der sie mit 4:0 Punkten hinter Zweitliga-Absteiger SV Lindow-Gransee den zweiten Platz belegen. Am 20. Oktober um 18 Uhr geht es für die VfL-Volleyballer in der Jahnhalle (Richard-Köhn-Straße) mit einem Heimspiel gegen den ebenfalls noch unbesiegten TKC Wriezen (Dritter/2:9) weiter. "Das ist dann der dritte neue und damit unbekannte Gegner in Folge", sagt Diagonalspieler Stefan Imke, der prompt auf ein weiteres 3:2 für den VfL Pinneberg "hinten raus knapp mit zwei Punkten Vorsprung" tippt.

Noch bevor es soweit ist, wird allerdings Daniel Pötz seinen Mannschaftskameraden einen Besuch abstatten, um sie nach Trainingsschluss zu einem Umtrunk einzuladen. "Eine Kiste Bier habe ich schon besorgt", sagt der stolze junge Vater.

Aufstellung VfL: Tobias Kranich, Sebastian Rieck, Stefan Imke, Christian Rieck, Bahne Diekmann, Per Grube, Janosch Maaß, André Kulisch, Lars Lydorf, Stephan Wendt, Lars Rückborn.