Hockeyabteilung des VfL Pinneberg kämpft seit Jahren um Kunstrasenplatz. Vier-Nationen-Turnier soll Entwicklung des Vereins beschleunigen.

Pinneberg. Fragt man einen Hockeyspieler des VfL Pinneberg nach dem Verlauf des Trainings, dann fällt in jedem Fall das Wort Maulwurfshügel.

"Ja, die Maulwurfshügel", sagt Richard von Schwartzenberg und seufzt. Seit sechs Jahren kennt der 23-Jährige die schwarzen Auswürfe auf Naturrasen - als Spieler und als Trainer der seit Jahren wachsenden Hockeyabteilung des VfL Pinneberg.

180 Mitglieder zählt die Sparte, in der die Sportler die Kunststoffkugel mit dem Stock schlagen, stoppen, passen und schießen. In der Theodor-Heuss-Schule (THS) und der Johann-Comenius-Schule (JCS) tun sie das in der Hallensaison gern und gut. Auf dem Rasenplatz der JCS ist die Trainingsbegeisterung während der Feldsaison gedämpft. Aus Sicht eines Hockeyspielers ist der Platzzustand fürchterlich. Im Fußball kann so ein Acker kampfstarken Teams sogar helfen. In der technisch anspruchsvollen Präzisionssportart Hockey bedeutet ein Naturrasen voller Maulwurfshügel als einziger Trainingsort einen großen Nachteil.

"Auf dem Feld sind wir nicht konkurrenzfähig, weil ein vernünftiges Training nicht möglich ist", sagt von Schwartzenberg. C-Jugendtrainer Malte Pischetsrieder sieht es ähnlich. "Vor jedem Training suchen wir den Rasen nach glatten Stellen ab. Viele technische Übungen sind nicht drin." Als Konsequenz gehen die meisten Partien des VfL in der Feldsaison verloren.

Das müsste nicht so sein, findet der Sportdirektor des Deutschen Hockeybundes (DHB) und Landestrainer im Schleswig-Holsteinischen-Hockey-Verband (SHHV), Heino Knuf. Der VFL Pinneberg besitze auch auf dem Feld riesiges Potenzial. "Der Verein macht exzellente Jugendarbeit. Leider wechseln die besten Pinneberger Talente spätestens mit 16 Jahren den Verein", sagt Knuf. Er fühlt sich dem VfL verbunden. Knuf nutzt mit dem SHHV die Pinneberger Hallen für Sichtungen und Lehrgänge der Landeskader. Die Zusammenarbeit mit dem Verein sei sehr gut. Gerne würde er auch Lehrgänge der deutschen Hockey-Nationalmannschaft in Pinneberg ansetzen. Ohne Kunstrasen bleibt die Idee Utopie.

"Wir müssen immer auswärts spielen", fasst Jugendtrainer Schwarztenberg die triste Realität in der Feldsaison zusammen. Die zwölf Jugendteams trainieren an der JCS, Herren und Damen in Rissen und Blankenese. Ihre Punktspiele tragen alle VfL-Hockeyteams aber bei den Gegnern aus. Deren Kunstrasenplätze taugen im Gegensatz zum Rasen an der JSC für Liga-Duelle.

Dafür müssen die Spieler des VfL viel Häme ertragen. "Wir wurden in der Hallensaison von den Gegnern verspottet, weil wir keinen spieltauglichen Platz besitzen. Wir gewöhnen uns langsam daran", sagt Mathias Dewald. Er trainiert die vor einem Jahr gegründete Herrenmannschaft. Frank Laurich leitet die Hockeyabteilung des VfL Pinneberg seit fünf Jahren. Seitdem kämpft er mit seinen Mitstreitern vom Abteilungsvorstand um einen Kunstrasenplatz in Pinneberg.

Zu seiner Strategie zählt das Ausrichten publikumswirksamer Veranstaltungen. Eine solche findet am 30. September an der Datumer Chaussee in der THS-Halle statt. In einem Vier-Nationen-Turnier treten die Herren des VfL Pinneberg gegen die schleswig-holsteinische U19-Auswahl, die für Deutschland auflaufenden BHP Allstars und die Freie Republik St. Pauli von Tommy Tihl an. Tihls mit früheren Hockeyhelden besetztes Team stürmte als HC St. Pauli durch sieben Aufstiege in Halle und Feld in die Oberliga.

"Wir werden gerne zeigen, was wir drauf haben", sagt Tihl. In seiner Mannschaft wird der sechsfache deutsche Meister, Europameister und dreifache Europacupsieger Hendrik Lange antreten, dazu mit Christoph Bechmann ein Weltmeister mit ebenfalls prall gefülltem Trophäenschrank. Bei den BHP-Allstars sollen unter anderem der aktuelle Nationalspieler Tobias Lietz und Europas bester Hallenhockeyspieler Benny Stanzl die Fans verzaubern.

Das Turnier soll dem Hockey in Pinneberg einen Schub geben. "Ein neuer Kunstrasen auf einem Schulgelände, den außerdem im Sommer die Hockeyspieler und im Winter die Fußballer nutzen können . Das wäre doch was", sagt Laurich. "Sonst verlieren wir den Anschluss." Nach zwölf Jahren Aufbauarbeit sei das frustrierend für Eltern, Trainer und natürlich für die Kinder. "Die Situation ist beschämend für den VfL und für die Stadt Pinneberg."

In der Verwaltung steht das Thema wieder einmal auf der Agenda. "Es gibt einen Prüfauftrag vom Schulausschuss an die Verwaltung, ob die Grund- und Gemeinschaftsschule Pinneberg aufs Eggerstedt-Kasernengelände verlegt wird. In diesem Zusammenhang ist es eine Chance, über die Ausstattung der Sportstätten dort nachzudenken", sagt Traudchen Perrefort, Fachbereichsleiterin für Sport. Laurich sieht das Versprechen skeptisch: "In Pinneberg wird der Sport überwiegend verwaltet, es gibt keine vernünftige Entwicklungsplanung. Hier sind andere Vereine und Kommunen um Lichtjahre voraus."

Dennoch: Auf dem Rasenplatz auf dem ehemaligen Kasernengelände an der Raa kennen die Hockeyspieler jeden Maulwurfshügel. Dort haben sie viele Jahre trainiert. Weil es weder Toiletten noch Umkleidemöglichkeiten gab, wechselten die Teams zum JCS-Sportplatz. Gegen eine Rückkehr an die Raa, um auf Kunstrasen zu trainieren und zu spielen, hätte Laurich nichts. Die Maulwurfshügel wären nur noch Geschichte.