Nach seinem schwerem Sturz bei EM meldet sich Motorrad-Profi Matthias Kröger zurück und qualifiziert sich für die WM 2013

Bokel. Nach einem schweren Sturz beim Finale der Grasbahn-Europameisterschaft in Eenrum (Niederlande) kamen bei Motorrad-Profi Matthias Kröger aus Bokel ernsthafte Befürchtungen in Bezug auf die Fortsetzung seiner sportlichen Laufbahn auf. Im Krankenhaus wurde eine Knochenabsplitterung im Halswirbelbereich, eine Gehirnerschütterung sowie ein schweres Schleudertrauma diagnostiziert. Dem 43 Jahre alten Speedwayfahrer drohte das vorzeitige Ende der Saison und sogar das Karriere-Aus.

Dass Kröger nur knapp drei Wochen nach dem Unfall wieder fuhr, ist in unbedingtem Willen und physischer Stärke begründet. Beim letzten Langbahn-WM-Lauf in Vechta meldete sich der "schwarze Mann" aus Bokel mit einem fünften Platz in der Endabrechung eindrucksvoll zurück und löste als Siebter des Gesamtklassements das Ticket für die WM-Serie 2013. Das Abendblatt sprach mit dem erfolgreichsten Motorradsportler des Kreises.

Abendblatt:

Nach dem schweren Sturz in Eenrum kommt Ihr Comeback fast einem kleinen Wunder gleich.

Matthias Kröger:

Ein Wunder ist es nicht - eher das Ergebnis intensiver Arbeit und meines eisernen Willens.

Was ist in den drei Wochen nach dem Vorfall geschehen?

Kröger:

Nach meinem Krankenhausaufenthalt habe ich mir eine konsequente Ruhepause gegönnt und danach sofort wieder mit dem Aufbautraining begonnen. Nach intensiven Untersuchungen stellten es mir die Ärzte frei, wieder aufs Motorrad zu steigen. Bedenken aus medizinischer Sicht waren eher gering.

War es nicht auch eine Kopfsache?

Kröger:

Klar, ich hatte zunächst Bedenken. Ich habe allerdings einige Trainingsrunden auf der Speedway-Bahn in Brokstedt gedreht und festgestellt, dass ich keinerlei Ängste oder psychische Probleme beim Fahren hatte. Ich bin aufs Motorrad gestiegen und einfach losgefahren - so wie immer.

Mit der folgenden Teilnahme am Grand Prix in Frankreich haben Sie selbst die größten Skeptiker überrascht.

Kröger:

Ich hatte selbst den Anspruch, möglichst schnell nach dem Unfall wieder zu fahren. Ein WM-Lauf ist die größte Herausforderung und erschien mir als echter Härtetest für mich.

Was wäre passiert, wenn es in Frankreich Probleme gegeben hätte?

Kröger:

Dann hätte ich wohl über das Ende meiner sportlichen Karriere nachgedacht.

In Frankreich sind Sie dann erneut gestürzt. Welche Gedanken hatten Sie in diesem Moment?

Kröger:

Die Situation war ähnlich wie in Holland. In Frankreich gab es allerdings einen "airfence" (Luftkissen in den Kurven zum Schutz der Fahrer bei Stürzen, die Red.). Hätte es diesen in Eenrum auch gegeben, wäre mein Sturz wohl glimpflicher abgelaufen. Ich dachte eigentlich in dem Moment gar nicht über die Situation nach.

In Vechta haben die Fans einen ,Matten' Kröger erlebt, der durch Kampf und fahrerisches Können glänzte. Was war ausschlaggebend für diese tolle Leistung?

Kröger:

Es passte einfach alles. Die Technik, die Beschaffenheit der Bahn, ich fühlte mich fit, war sehr konzentriert, und die etwa 10 000 Zuschauer haben mich enorm beflügelt.

Kein Gedanke daran, dass erneut etwas schiefgehen könnte?

Kröger:

Nein. Ich wollte die Punkte und am Ende den siebten Platz bei der WM, habe alles dafür gegeben.

Wie sieht es in Ihrem tiefsten Inneren nach diesen bewegten Wochen aus?

Kröger:

Ich bin einfach glücklich, dass ich mir selbst beweisen konnte, was ich im Stande bin zu leisten. Ich denke, ich habe alle Zweifler und Kritiker einmal mehr überrascht und verstummen lassen. Für meinen Teamkollegen vom MSC Brokstedt, Stephan Katt, tut es mir natürlich leid, dass er den letzten freien Platz in der Qualifikation an mich verlor und nun über eine gesonderte Qualifikation um die Teilnahme kämpfen muss. So aber ist Rennsport. Auf der Bahn sind wir Konkurrenten - allerdings behandeln wir uns immer fair.

Welche sportlichen Herausforderungen stehen als nächstes an?

Kröger:

Die Saison neigt sich dem Ende entgegen. Am kommenden Sonntag starte ich beim Speedway-Rennen in Brokstedt und am 30. September möchte ich beim Finale der deutschen Langbahn-Meisterschaft im bayerischen Pfarrkirchen einen Podestplatz erreichen. Danach vielleicht noch ein offenes Speedway-Rennen, dann werde ich nur noch entspannen, um mich auf die neue Saison vorzubereiten.

Also kein Rückzug vom Motorsport?

Kröger:

So lange mein Kopf sagt, dass es geht, werde ich aufs Motorrad steigen.