Das Land Schleswig-Holstein will künftig mehr Leistungsträger in die Universitäten holen. Innenminister sieht Nachholbedarf bei Eliteschulen.

Pinneberg. Spitzensportler aus dem Kreis Pinneberg, die in naher Zukunft ein Hochschulstudium anstreben, dürfen sich freuen. Landesinnenminister Andreas Breitner (SPD) stellt den Top-Athleten eine Profilquote in Aussicht, die im neuen Hochschulzulassungsgesetz verankert werden soll. Diese sieht vor, dass sich auf die Studienplätze für Erstsemester an Universitäten in Schleswig-Holstein ein bestimmter Anteil von Spitzensportlern, voraussichtlich zwei Prozent, jenseits des örtlichen Numerus Clausus bevorrechtigt immatrikulieren lassen kann.

Davon sollen in erster Linie diejenigen Asse profitieren, die aufgrund der von ihnen ausgeübten Sportarten an einen Studienort im nördlichsten Bundesland gebunden sind, wie etwa Segler und Ruderer.

"Die Profilquote trägt dazu bei, Schleswig-Holstein als Standort des Leistungsports langfristig zu sichern", sagt Innenminister Breitner. Das Ministerium für Bildung und Wissenschaft hat mit den Vorarbeiten für eine entsprechende Gesetzesnovelle bereits begonnen, Einzelheiten stehen jedoch noch nicht fest. Ebenfalls ungeklärt ist, inwieweit sich das nördlichste Bundesland bei diesem Vorhaben mit Hamburg abstimmen wird, das bereits im März eine Quote für Spitzensportler eingeführt hat. Unabhängig davon sei es laut Breitner im Interesse des gemeinsamen Olympia-Stützpunktes in Hamburg-Dulsberg wichtig, dass Schleswig-Holstein nachzöge.

Alles in allem soll die geplante Profilquote die bestehende schleswig-holsteinische Förderpolitik um eine bessere Vereinbarkeit von Spitzensport, Beruf und Ausbildung ergänzen. Für Markus Münch, 26 Jahre alter Diskuswerfer der LG Wedel-Pinneberg und Olympia-Teilnehmer 2012 in London, kommen diese Maßnahmen allerdings etliche Jahre zu spät. "2006 wäre eine solche Quote für mich von großem Vorteil gewesen", sagt der 2,07-Meter-Hüne. Seinerzeit hatte er sich an den Universitäten in Hamburg, Kiel, Rostock und Berlin für einen Studienplatz im Fachbereich Medizin beworben. In Hamburg scheiterte der Hasloher nur knapp am Numerus Clausus, schrieb sich daraufhin für das Wintersemester 2006/07 in der Hansestadt für ein Studium der Sportwissenschaften ein, dem er bis heute nachgeht. Für die Zukunft wünscht sich Markus Münch einen noch früheren Ansatz der Sportförderung im akademischen Bereich. "Damit sollte bereits in der Schule begonnen werden", sagt Münch.

Andere Athleten aus Schleswig-Holstein mussten sogar Umwege in Kauf nehmen, um nach vielen Jahren im Leistungssport endlich ihren Traum von einer akademischen Ausbildung verwirklichen zu können. So absolvierte Weltklasse-Siebenkämpferin Jennifer Oeser, 28, aus Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen), die ihre Wettkämpfe für den TSV Bayer 04 Leverkusen bestreitet, zunächst eine Ausbildung bei der Bundespolizei in Chemnitz. Im April 2010 nahm sie dann ein Fernstudium zur Diplom-Sportmanagerin auf.

Dass Top-Athleten aus Schleswig-Holstein dank der Profilquote eine Möglichkeit geboten werden soll, Spitzensport, Beruf und akademische Ausbildung in Einklang zu bringen, ist nach Auffassung von Siegfried Konjack (LG Elmshorn) längst überfällig. "Vielen Leistungssportlern fehlt die berufliche Perspektive", sagt der langjährige Pressereferent des schleswig-holsteinischen Leichtathletik-Verbandes.

Nach Auffassung von Thomas Schunck, Pressesprecher des schleswig-holsteinischen Bildungsministeriums, zeigten Fälle wie die genannten die Notwendigkeit einer Profilquote. "Wir sind auf dem richtigen Weg." Der Förderung von Top-Talenten in Schleswig-Holstein soll zudem die Einrichtung einer Eliteschule des Sports im Verbund mit den Partnerschulen des Leistungssports in Ratzeburg und Kiel dienen. "Unser Land hat bei den Eliteschulen dringenden Nachholbedarf", sagt Innenminister Andreas Breitner. Laut einer Statistik des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gebe es in Deutschland 39 Lehranstalten dieser Art, jedoch keine in Schleswig-Holstein.

Die Eliteschulen verbinden Lernen, Wohnen und Sport. Die Schülerinnen und Schüler werden in eigens eingerichteten Sportlerklassen unterrichtet, Unterricht und Training sind aufeinander abgestimmt. Der Titel Eliteschule des Sports wird durch den Deutschen Olympischen Sportbund im Vier-Jahres-Rhythmus, auch Olympischer Zyklus genannt, vergeben.