TSV Uetersen unterliegt Nachbar Wedel 1:2. Fußball-Urgestein Erwin Stahl sieht zu viel Leerlauf bei den Gastgebern

Uetersen. Ältere Fußball-Fans erinnern sich gerne noch an Erwin Stahl, 66, der in 251 Spielen für den VfB Lübeck zwischen 1969 und 1974 als stürmischer Offensivverteidiger die Regionalliga Nord, damals die zweithöchste Spielklasse, aufmischte. Ihn werden die Landesliga-Fußballer des TSV Uetersen so bald wohl nicht wiedersehen, obwohl er nur ein paar Gehminuten von ihrem Sportplatz entfernt wohnt.

"Mir war das zu viel Leerlauf", urteilte Stahl, der im Kreis für den TSV Seestermühe und Raspo Elmshorn (Jugend) sowie die Uetersener und den VfL Pinneberg (Herren) kickte. Gemeint war aber nur der zweite Durchgang, nachdem beide Teams für die Begriffe von Detlef Kebbe, Manager der SV Halstenbek-Rellingen, vor der Pause ein "gutes Spiel" geliefert hatten. Bei Blau-Weiß 96 amtierte Stahl als Trainer und forderte vor allem eines: "Feuer". Davon war ihm beim 1:2 (0:1) der Uetersener im Derby gegen den Wedeler TSV zu wenig drin, jedenfalls die Gastgeber betreffend. Mit einem früheren Arbeitskollegen verließ er den Schauplatz des Geschehens schon vor dem Abpfiff. Pech gehabt. Die Uetersener können es besser, das haben sie diese Serie schon mehrfach bewiesen.

Auf dem gefährlich welligen Nebenplatz an der Jahnstraße war möglicherweise die 35. Minute spielentscheidend. Erst verfehlte Philipp Ehlers mit seinem Fallrückzieher knapp das Tor. Dann blieb der bis dahin gefährlichste Uetersener am Boden liegen und fasste sich in den rechten Beckenbereich. Gestützt von Betreuer Uwe Wolter verließ Ehlers kurze Zeit später das Spielfeld, um sich im Krankenwagen abtransportieren zu lassen.

In Wedel könnte jetzt ein neuer Geist erwacht sein

Nachfolger Yannick Prien fügte sich mit einem tollen Direktschuss knapp über das Tor viel versprechend ein (42.). Dann wurde der Jungstürmer nicht mehr gesehen. Aber auch der ebenfalls eingewechselte Mikail Pekemir als ehemaliger Wedeler und der von Felix Loyal wirksam bekämpfte Helge Kahnert stellten für die Gäste keine Bedrohung dar. Die als anfällig geltende Wedeler Abwehr kam einigermaßen problemlos über die Runden.

Erwin Stahl hätte möglicherweise seine Freude an Marcel Plewka gehabt. Wedels Schütze des 2:0 (45.) stellte sich nach seiner Auswechselung eine Viertelstunde vor Schluss gegen Mike Pegel an den Spielfeldrang und feuerte sein Team unentwegt an. Ist das der Geist, der den Grün-Weißen nach Abstiegskrampf vergangene Serie jetzt eine solide Zukunft verheißt? Abwarten. 2011 waren sie auch erfolgreich gestartet, dann kam der Einbruch. Ein Jahr lang konnten sie kein Auswärtsspiel mehr gewinnen. Der Bann ist gebrochen, das verdankten sie Mark Hinze, der sich in der 26. Minute gegen Oliver Engl durchsetzte und das 1:0 der Gäste erzielte. Zu Plewkas 2:0 lieferte Hinze den Steilpass. Der Mann mit dem Gesicht eines Klosterschülers, zwischendurch nur Ersatz, wird intern unterschätzt. Man muss ihm Freiheiten lassen, dann ist er richtig gut. Die eine oder andere Gelbe Karte, diesmal nach einem Foul an Jan-Philipp Brodersen, gehört bei ihm dazu.

Freudetrunken lief ein Fan des Wedeler TSV schon vor dem Abpfiff der Begegnung mit der Bierflasche in der Hand aufs Spielfeld. Seine Mannschaft war am Ende dem 3:1 näher als die Uetersener dem Ausgleich. Zwar hatte Florian Blaedtke einen Abwehrfehler zum 1:2 genutzt (78.). Ansonsten eröffnete sich nur noch Yannick Kouassi eine Chance, Uetersen die erste Saisonniederlage zu ersparen. Wedels guter Torwart Kadir Katran lenkte den Ball über die Querstange (87.). Dem standen noch klare Wedeler Konterchancen für Josa Rödiger, Pascal Gertschat (weiterhin ein Schatten seiner selbst) und Marc Rupscheit gegenüber.

Uetersens Trainer Peter Ehlers trägt den Reinfall mit Fassung

Dass es trotzdem zum Sieg reichte erfüllte Thorsten Zessin mit großer Freude. "Jetzt haben wir die Punkte, die wir brauchen, um bei uns in Ruhe etwas zu entwickeln", sagt der Sohn von Manager Walter Zessin, der zusammen mit Heiko Barthel seit Saisonbeginn die Trainingsarbeit leistet.

Peter Ehlers trug den Reinfall mit Fassung. "Wedel hat zwei Fehler von uns eiskalt ausgenutzt. Davon geht aber die Welt nicht unter, das wirft uns nicht um", versicherte der Uetersener Trainer, der sich übrigens sofort nach dem Abpfiff bei Schiedsrichter Thorsten Bliesch (TSV Niendorf) und dessen Assistenten ohne jede Diskussionen für die Spielleitung bedankte. So viel Größe bringt nach Niederlagen auch nicht jeder auf.