Bei tropischen Temperaturen von 38 Grad Celsius setzt sich die SV Halstenbek-Rellingen gegen den SC Vier- und Marschlande mit 4:1 durch

Halstenbek. Bei 38 Grad Celsius auf dem Rasen drehten sich die Oberliga-Fußballer der SV Halstenbek- Rellingen um 180 Grad. Nach bislang zwei Punktspielniederlagen und dem Aus im Oddset-Pokal bekamen sie mit einem 4:1 (2:0) über den SC Vier- und Marschlande zunächst die Kurve.

"Vom Einsatz und der Bereitschaft her hat erstmals alles gestimmt", freute sich Coach Thomas Bliemeister. "Für den Erfolg hatten wir im Training nochmals eine Schippe draufgelegt", verriet Kapitän Mladen Tunjic, der dieser Partie mit zwei Treffern seinen Stempel aufdrückte. Übrigens wurde das Training am Donnerstag und Freitag in Bliemeisters Abwesenheit (Seminar) von Rechtsverteidiger Khalid Atamimi vorgegeben. Dass sich die Halstenbeker den Anweisungen eines 21-Jährigen beugten, spricht für ein gesundes Miteinander, wenn es um die Sache geht.

Abteilungsleiter Richard Peper wollte von Panikmache schon vor dem Anpfiff nichts wissen: "Ich erinnere mich, dass wir am zweiten oder dritten Spieltag mal 0:10 in Lurup verloren haben. Am Ende kam trotzdem noch eine starke Platzierung für uns heraus."

Der Vereinsvorsitzende Hans Jürgen Stammer wunderte sich über eine SMS mit der Tabelle des Sonntag-Vormittags, die er am frühen Morgen von einem ehemaligen HR-Spieler - inzwischen bei der Konkurrenz tätig - erhielt. Wollte sich da etwa jemand über den letzen Rang der Halstenbeker belustigen? Humor verrieten auf jeden Fall die Ersatzspieler der Gäste, die Leibchen mit ungewöhnlichem Aufdruck zur Schau trugen: "Wasserträger", "Perspektivspieler", "Trainings-Weltmeister". Am Ende war ihnen dann nicht mehr zum Lachen zumute. Dreimal kreuzte der SC Vier- und Marschlande diese Saison die Wege von Teams aus dem Kreis Pinneberg, dreimal hat die Mannschaft aus dem beschaulichen Hamburger Osten verloren.

Mladen Tunjic gab den Weg in der zweiten Minute vor, als er sich auf der rechten Seite durchsetzte und den Ball in die Mitte passte. Jaques Rodrigues de Oliveira, nicht unumstrittener Regisseur, machte sich die Freude, seine Torflaute mit dem Treffer zum 1:0 abzustellen. Als Serdar Bahtiyar ein Kopfballduell gewann und der mehrfach schlecht angespielte Hendrik Boesten einen Verteidiger störte, war es dann Tunjic selbst, der für die 2:0-Führung der Halstenbeker sorgte. Endgültige Erlösung brachte die 47. Minute, in der Tunjic aufpassen musste, von den jubelnden Teamgefährten nicht erdrückt zu werden. Da hatte der frühere Schnelsener dem Gästetorwart Patrick Basenau mit seinem Volleyschuss (Aufsetzer) aus 18 Metern keine Abwehrchance gelassen - 3:0, der Moment, als alles abfiel und sich die Selbstzweifel in Luft auflösten.

Aus gutem Grund gaben Thomas Bliemeister und HR-Manager Detlef Kebbe auf ihrer Bank trotzdem nicht einen Moment Ruhe. Der hohe Kraftaufwand hatte nämlich Konzentrationsschwächen zur Folge, sogar bei HR-Keeper André Alves Lopes, der Gästestürmer Juro Julardija mit seinem missglückten Abwurf die erste Torchance ermöglichte (70.). Hans Jürgen Stammer, diesmal aushilfsweise Stadionsprecher, erlaubte sich eine kalkulierte Unwahrheit, als Philipp Erdmann in der 77. Minute ein Kopfball-Selbsttor fabrizierte: "Den Torschützen habe ich leider nicht erkannt." Offenbar sollte Erdmann nicht verunsichert werden.

Sebastian Krabbes sendete mit seinem gestreckten Bein gegen Sandjar Ahmadi (Gelb) ein Zeichen an die Gäste aus, das zu diesem Zeitpunkt wohl notwendig war: "Ihr könnt hier nichts mehr holen. Nicht mit mir." Trotzdem war noch einer Großtat von Alves Lopes gegen Julardzija notwendig, sich ein Zittern zu ersparen (86.). Für seinen ersten Punktspieltreffer im HR-Trikot durfte sich der eingewechselte Jephter Agyei Antwi bei Robert Hermanowicz - Balleroberung am eigenen Strafraum gegen drei Mann - bedanken. Tunjic leitete die Kugel ohne Umschweife zum durchgestarteten Torschützen weiter. Das war endlich Konterfußball, der sich sehen lassen konnte.