Der frühere Profitorhüter Claus Reitmaier beschreibt seine Eindrücke bei der SV Halstenbek-Rellingen.

Halstenbek. Claus Reitmaier hat es eilig: "Mein Friseur wartet." Da will sich einer aber hübsch machen, aus gutem Grund. Im Heimtreffen der SV Halstenbek-Rellingen am Sonntag um 14 Uhr gegen Bergedorf 85 werden die Foto-Apparate fast ausschließlich auf den früheren Bundesliga-Torwart gerichtet sein, der mit 47 Jahren sein Comeback in der Fußball-Oberliga gibt.

Der gebürtige Würzburger bestritt 335 Erstliga-Partien. Von 2007 bis 2010 war er als Torwart-Trainer beim HSV beschäftigt. In der Altliga machte er Bekanntschaft mit HR-Coach Thomas Bliemeister, der ihn darum bat, in Halstenbek als Torwart-Trainer und Reserve-Keeper auszuhelfen - trotz nicht idealer Arbeitsbedingungen.

Hamburger Abendblatt: Hallo, Herr Reitmaier, kleine Scherzfrage vorweg. Sind Sie nervös?

Claus Reitmaier: Ich glaube mal, dass ich ruhig schlafen werde. Aber mir ist bewusst, dass Halstenbek-Rellingen gegen Bergedorf um wichtige Punkte kämpft. Da ist eine gewisse Ernsthaftigkeit angebracht. Es muss immer mein Anspruch sein, gut zu spielen.

Wussten Sie vor ein paar Tagen überhaupt, wo Halstenbek liegt? Hatten Sie jemals den Namen der Gemeinde gehört?

Reitmaier: Klar. Als ich 2007 zum HSV gekommen bin und mein Haus in Marmstorf eingerichtet habe, da habe ich mich auch in der Halstenbeker Wohnmeile umgesehen und außer ein paar Kleinigkeiten auch eine schöne Couch gekauft.

Und auf dieser Couch verbringen Sie den lieben langen Tag? Oder wie soll man sich das Leben eines ehemaligen Profis auf Jobsuche vorstellen?

Reitmaier: Täuschen Sie sich mal nicht. Rentner haben die wenigste Zeit, heißt es doch so schön. Es fängt schon damit an, dass ich meinen sieben Jahre alten Sohn morgens zur Schule bringe und sämtliche Verpflichtungen eines allein erziehenden Vaters trage. Zwischendurch ist immer etwas Büroarbeit zu erledigen. Mein Hund, ein Bobtail, will auch beschäftigt werden. Drei bis vier Mal die Woche geht's dann nach Halstenbek zum Training. Die Bedingungen dort könnten übrigens besser sein.

Inwiefern?

Reitmaier: Für meinen Geschmack kann man auf einem Grandplatz mit Torleuten nicht vernünftig arbeiten. Wir weichen dann oft auf ein kleines Wiesenstück aus. Das ist aber ganz schlecht beleuchtet. Wie soll der Torwart einen Ball halten, wenn er ihn nicht sieht?

Ein paar Mal ist der Ball dann ja auch in Ihr Tor geflogen. Welche war Ihre bitterste Niederlage?

Reitmaier: 1996 das DFB-Pokalfinale mit dem KSC gegen meinen vorherigen Verein 1. FC Kaiserslautern 0:1 verloren zu haben, das tat weh.

Ihr schönster Sieg?

Reitmaier: Vielleicht ein 3:0 gegen Bergedorf? Nein, es war sicherlich ein unglaublicher Einstieg in meine Karriere, dass ich meine ersten drei Bundesligaspiele im Olympiastadion gegen den FC Bayern allesamt gewinnen konnte.

Haben Sie einen Berater oder wie wollen Sie wieder im Profibereich Fuß fassen?

Reitmaier: Auf einen Mittelsmann kann ich inzwischen verzichten, meine Kontakte sind gut genug. So schön Hamburg auch ist, sehe ich die Zukunft doch wieder Richtung Süden oder im Ballungsgebiet des Westens mit seinen vielen Fußballvereinen.

Wie lange musste Thomas Bliemeister auf Sie einreden, dass Sie in Halstenbek einspringen?

Reitmaier: Gar nicht. Grundsätzlich bin ich hilfsbereit.