Der SC Rist kassiert mit 70:77 gegen Herten in der ungeheizten Steinberghalle die bereits dritte Zweitliga-Niederlage in Folge.

Wedel. Schon bei Veröffentlichung des Spielplans für die Saison 2011/12 in der 2. Basketball-Bundesliga Pro B Nord hatte Özhan Gürel, Headcoach des SC Rist, Böses geschwant. "Im Oktober müssen wir sieben Spiele bestreiten", graute dem 31-Jährigen vor dem Mammutprogramm - und die Resultate bestätigen die schlimmen Befürchtungen: Nach fünf Partien in diesem Monat stehen einem 79:65-Erfolg über die BG Dorsten mit dem 71:82 in Vechta, dem 74:77 in Schwelm, dem 83:98 gegen Braunschweig und dem jüngsten 70:77 (25:37) gegen die Hertener Löwen in der Steinberghalle schon vier Pleiten gegenüber.

Nach der dritten Niederlage in Folge, zu der Ex-Rist-Akteur Vincent Kittmann als Topscorer der Gäste aus dem Ruhrgebiet 20 Punkte beisteuerte und damit die Wiedersehensfreude dämpfte, belegen die Wedeler mit vier Punkten derzeit Tabellenplatz neun, der am Saisonende gerade noch ausreicht, um die Play-down-Runde zu umgehen.

Kalt erwischt wurden indes beide Mannschaften und die 350 Zuschauer, war doch die Hallenheizung ausgefallen. Frösteln ließ den in einer dicken Steppweste auf der Bank hockenden Özhan Gürel zunächst zudem die Spielweise seines Teams, das schnell 3:8 zurücklag und vor allem im zweiten Viertel eine schlechte Trefferquote aufwies - ein Umstand, der Hertens Trainer Boris Kaminski nach Spielende erfreute: "Rist hat gerade in dieser Phase unter dem Korb viel liegen lassen."

Gleich nach dem Seitenwechsel allerdings geriet der Gästecoach arg ins Schwitzen. Nach einem 4:0-Lauf des Heimteams zu Beginn der zweiten Halbzeit nahm Kaminski eine frühe Auszeit, in der er "drastische Worte" wählte, ohne dass Besserung eintrat. Die Wedeler liefen heiß, gewannen das dritte Viertel 31:17 und starteten mit zwei Punkten Vorsprung in den Schlussabschnitt. Doch dieses Polster reichte nicht gegen wieder erstarkte Löwen, die kühlen Kopf bewahrten und vor allem in Person von Kittmann und US-Boy Ryan Daugherty die Partie zu ihren Gunsten "nach hinten raus drehten", wie Kaminski es ausdrückte. Bis 90 Sekunden vor der Sirene, als Anthony Pettaway die Wedeler noch einmal auf 66:69 heranbrachte, durfte die Heimmannschaft auf den dritten Saisonsieg spekulieren, dann zerstörten sechs Hertener Punkte in Folge alle Hoffnungen.

Özhan Gürel wirkte anschließend so niedergeschlagen wie lange nicht mehr nach einer Pro-B-Pleite. "Statistisch gab es kaum Unterschiede, beide Teams haben unter dem Korb in etwa gleich viele Punkte erzielt, und wir haben sogar zwei Dreier mehr getroffen als Herten", versuchte er sich in einer nüchternen Analyse, während es in seinem Innern brodelte. "Das Problem ist, dass wir immer dieselben Fehler machen, obwohl wir im Training ständig daran arbeiten."

Letztlich habe seiner Mannschaft die Cleverness gefehlt, und deshalb nahm der 31-Jährige seine Youngster auch weitgehend von Kritik aus ("Sie haben toll gespielt und gekämpft."). Um zu gewinnen, bräuchte ein Team aber "vor allem in engen Spielen" auch Akteure mit Erfahrung. Gerade bei den Routiniers jedoch sieht der Coach derzeit Defizite: "Von den erfahrenen Spielern kommt im Moment zu wenig."

Nur noch eine Trainingseinheit verbleibt dem Rist-Coach, um sein Team auf das sechste Punktspiel in diesem Monat vorzubereiten: Schon am Sonnabend um 19 Uhr gastieren die Wedeler unweit von Berlin beim SSV Lok Bernau. Dass die Brandenburger derzeit noch ohne jeden Punktgewinn Letzter der Pro B Nord sind, macht die Aufgabe nicht leichter. Özhan Gürel will vor allem ein Déjà-vu der unangenehmen Art vermeiden: In der vergangenen Saison verloren die Rist-Herren beide Vergleiche mit den Bernauern, die auch seinerzeit das Tabellenende zierten und sich wie die Wedeler erst in den Play-downs vor dem Abstieg retteten. "Das wollen wir diesmal besser machen - wir müssen in Bernau die richtige Antwort geben", fordert Gürel, der morgen ohne den verhinderten Florian Moysich sowie die verletzten Kay Gausa und Tobias Wichers auskommen muss.

Statistik: Viertel: 12:17, 13:20, 31:17, 14:23.

SC Rist (Punkte): Harald August Johnston (20), Ismet Akpinar, Fabian Böke (je 13), Tim Parohl (7), Fabian Lühring, Anthony Pettaway (je 6), Mac-Davis Duah (3), Marc Nagora (2), Jonas Laatzen, Arne Meyer, Florian Moysich.