Das 4:2 von Blau-Weiß 96 über Wedel bot Unterhaltung auch abseits des Spielfeldes. Raketen über dem Stadtzentrum beleuchteten den Abendhimmel

Schenefeld. Das Schenefelder Stadtzentrum wird 20. Das kann einen ärgern, jedenfalls, wenn man zum Stadion Achter de Weiden will und ein großer Laternenumzugs anlässlich des Geburtstags des Einkauf-Tempels auf dem Mühlendamm für einen Verkehrsstau sorgt. Sind doch die Landesliga-Fußballer von Blau-Weiß 96 immer dafür gut, in ihren Heimpartien ein frühes Tor zu erzielen.

Diesmal verschießt Peric einen Strafstoß für die Schenefelder

So war es auch gegen den Wedeler TSV. Gästekeeper Oliver Firgens entglitt ein Flankenball, Timm Thau nahm das Geschenk dankbar an - 1:0 (8.). Am Ende besiegte der Aufsteiger den Oberliga-Absteiger verdient 4:2 (2:0) - und die Fans bestaunten ein Feuerwerk. Vom Sportplatz aus war es jedenfalls klar zu sehen und zu hören, wie die Raketen vom Stadtzentrum aus mit lautem Knall den schwarzen Abendhimmel beleuchteten. Die zweite Halbzeit war angebrochen, da erhellte ein Sternen-Bukett im Hintergrund das 3:0 der von Rohollah Rohparwar. Danijel Peric tickte einen indirekten Freistoß zum Torschützen, dessen "Kracher" schlug hoch oben im rechten Winkel ein (49.). Zuvor hatte Peric das 2:0 selbst erzielt. Bedanken durfte er sich beim Wedeler Björn Czech, der im eigenen Strafraum einen "Blindgänger" (Querschläger) fabrizierte (25.). "Die drei ersten Gegentore waren quasi Eigentore von uns", ärgerten sich die Wedeler Trainer Oliver Berndt und Ingo Desombre.

"Ich habe zugepackt und zugepackt, doch den glitschigen Ball einfach nicht sichern können", entschuldigte Firgens seinen Fehler vor dem 0:1. Geschenkt. "Das hat er umgehend gutgemacht", bemerkte Zuschauer Arno Braeger, Obmann des Kummerfelder SV (Bezirksliga). Gerrit Gomoll brachte an der Torauslinie Can Ünlü zu Fall. Es gab Elfmeter, von dem sich Rohparwar nach seinem Fehlschuss gegen den FC Elmshorn lieber fernhielt. Stattdessen lief Peric an. Firgens lenkte den unplatziert getretenen Ball gekonnt zur Seite (18.).

Anschlusstor und Rote Karte für Ünlü lässt Gastgeber noch mal zittern

Trotzdem schienen die Gastgeber einem ungefährdeten Heimsieg entgegen zu streben. Dann aber war Linienrichter Christoph Anders für einen Moment in seinen Gedanken woanders, aber nicht beim Spiel. Aus sonnenklarer Abseitsposition erzielte Mikail Pekdemir das 1:3 der Wedeler (70.). Plötzlich wurde es wieder spannend. Marc Rupscheit verwertete einen schönen Flachpass Pekdemirs zum 2:3 der Gäste (75.). Schiedsrichter Jan-Erik Sternke (SC Eilbek) ahndete ein Foul des Schenefelders Ünlü am eingewechselten Lampros Theologidis mit der Roten Karte (77.). Neugierig blieb der ausgetauschte Wedeler Gerrit Gomoll - wieder Probleme mit dem rechten Knöchel - jenseits der Seitenauslinie am nassen Boden sitzen. Bekommt sein Team etwa noch die Wende hin? Moritz Moldenhauer gab die Antwort in der 90. Minute, als er mit einem abgefälschten Schuss aus 17 Metern das 4:2 erzielte. Sogar Torwart Florian Jensen -Landesliga-Saisondebüt - eilte nach vorn, Moritz für den Streich zu danken. In der zweiten Minute der Nachspielzeit zückte der Unparteiische Gelb-Rot für den jungen TSV-Verteidiger Lukas Westphal.

Oliver Berndt rang dem Resultat einen positiven Aspekt ab: "Nach drei torlosen Auftritten haben wir diesmal wenigstens zwei Treffer erzielt." Rätsel gibt aber nach wie vor Stürmer Pascal Gertschat auf. Der imponierte vor drei Jahren im blau-weißen Dress mit herrlich wildem Draufgängertum. Diesmal ließ er an früherer Wirkungsstätte schon in der zweiten Minute die große Möglichkeit zum 0:1 ungenutzt. Allerdings wird ihm auch zu viel zu wenig Unterstützung zuteil.

Es scheint kaum Zweifel zu geben, dass Blau-Weiß weit vorn landet

Auf Wedels Trainer wartet reichlich Arbeit, das wissen sie selber. Die Schenefelder mit ihrem großen Potenzial aber landen fraglos weit vorne. Ihren Erfolg über den TSV müssen sie als selbstverständlich empfunden haben. "Deutschland, Deutschland"-Sprechchöre ertönten, als sie nach dem Abpfiff von der 1:0-Führung des Nationalteams in der Türkei erfuhren. Ihr Trainer Selcuk Turan mit türkischen Wurzeln stimmte nicht mit ein, zeigte sich aber vom Spiel der eigenen Elf angetan: "89 von 93 Minuten haben wir kontrolliert, da kann mir keiner was erzählen."