VfL erwartet Halstenbek-Rellingen mit vier Punkten Vorsprung zum Oberliga-Nachbarduell. HR-Veteranen schließen Frieden mit Coach Michael Fischer

Pinneberg. Wer den 2. Weltkrieg überlebte, dem ist nach Drohgebärden wahrscheinlich nicht mehr zumute. Nur Korle Kieser hat sichtlich Spaß daran, dem Fotografen die Mistgabel mit den vier Zinken entgegen zu strecken. Dieter Olsen und Uwe Krauel halten ihre Bodenhacken lieber nah am Körper, Diether Killian müht sich mit der Kettensäge: "Ganz schön schwer, das Ding." Heinz Kirsch an der Sense, 84 Jahre alter Vater von VfL-Vorstand Manfred Kirsch, muss sowieso immer nur lachen. Was ist los, verehrte Veteranen der SV Halstenbek-Rellingen, keine Lust, die Oberliga-Fußballer des VfL Pinneberg und ihren Trainer Michael Fischer vor dem Derby symbolisch ein bisschen zu piesacken?

Der Reporter findet die zehnköpfige Gruppe dort, wo der Thesdorfer Weg hinter dem riesigen Areal der SV Halstenbek-Rellingen mit drei Fußball- und 18 Tennisplätzen sowie zwei Klubheimen einen Bogen macht. Veteranen-Vorsitzender Uwe und seine "Spießgesellen" sägen Äste von den Bäumen und schneiden wucherndes Dornengewächs aus dem Straßengraben, alle mit rot-weißen Warnwesten ausgestattet.

"Das sind Arbeiten, die in Halstenbek nicht von der Gemeinde, sondern von den Anliegern geleistet werden müssen", klärt Dieter Olsen auf. Mehrfach pro Jahr treffen sich die Veteranen auf freiwilliger Basis, diese schweißtreibenden Tätigkeiten zu übernehmen. Der Spielvereinigung ersparen sie so hohe Kosten. Und deshalb ärgerten sie sich im ersten Moment auch, als Michael Fischer anlässlich des zurückliegenden Duells der beiden Nachbarschaftsrivalen (13. Mai/0:3) in einem Abendblatt-Interview, das damals hohe Wellen schlug, von "fehlender Fan-Kultur, so wie ich sie verstehe" bei der SV Halstenbek-Rellingen sprach.

"Man kann seinen Verein auch anders als mit Tröte und Fahne auf der Tribüne unterstützen", sagt Olsen (77), seit 64 Jahren HR-Mitglied und während seiner Zeit als Spieler bei so mancher "Schlacht" gegen den VfL mit von der Partie. "Das waren schon früher heiß umkämpfte Duelle. Doch hinterher haben wir immer ein Bier zusammen getrunken", erinnert er sich.

Der Zorn auf Fischer sei längst verraucht, zumal der VfL-Coach eines in der Zwischenzeit klarstellte: "Es ist doch gar keine Frage, dass ich dem Einsatz von ehrenamtlichen Helfern wie den HR-Veteranen den höchsten Respekt entgegenbringe." Dann geben sich beide Seiten noch einen mit, so wie sich das vor einem Derby ja auch gehört. Olsen: "Wir sind mal gnädig mit dem VfL und glauben geschlossen, dass wir diesmal nur 2:1 gewinnen." Fischer: "Okay, aber Waffen im Stadion sind verboten."

Ein Kettensägen-Massaker wird's also nicht, aber wie meistens wenig zimperlich. Die Pinneberger haben nicht vergessen, dass ihnen die Halstenbeker an jedem sonnigen Abend im Mai die Titelfeier verdarben. "Mir klingen noch die Halstenbeker Triumphgesänge in den Ohren. Und fragen Sie mal einen Schalker, wie der sich fühlt, wenn seine Mannschaft gegen Borussia Dortmund 0:3 verloren hat. Der denkt nur an eins - Revanche im nächsten Spiel", sagt Fischer.

Die Ausgangsposition sei für sein Team wieder einmal ideal: "Egal, wie es ausgeht, wir bleiben vor HR in der Tabelle." Dass sich die gut bis sehr gut gestarteten Nachbarn, am zurückliegenden Spieltag gegen Große des Hamburger Amateur-Fußballs siegreich, während der Partie auf ein Unentschieden "einigen", hält er für ausgeschlossen. Fischer erwartet endlich mal wieder viele Besucher im Stadion I, "die nicht zu enttäuschen, muss in Zeiten in denen sich die Fans die Rosinen herauspicken, das Bestreben beider Mannschaften sein."

In Halstenbek sieht Trainer Thomas Bliemeister seine Mannschaft immer noch als "heimlichen Meister" der vergangenen Landesliga-Saison an: "Wir waren drauf und dran, die Pinneberger zu überholen. Doch dann hatte uns der Verband dieses wahnwitzige Programm mit sechs Partien innerhalb von zwölf Tagen reingedrückt. Da haben wir dann die beiden Punkte verloren, die uns am Ende zum Titel fehlten."

Auch diesmal gibt es im Vorwege starke Verärgerung über den Spielplangestalter, der das Bezirksliga-Punktspiel der Reserven beider Vereine nahezu parallel (14 Uhr) auf dem Sportplatz in Halstenbek ansetzte. Dafür ist im Stadion am Rosengarten unmittelbar nach dem Abpfiff des Oberligaspiels noch eine interessante Zugabe geplant. Die Pinneberger und Halstenbeker F-Juniorenkicker absolvieren ein halbstündiges Freundschaftsspiel, in der Hoffnung, dass der eine oder andere Zuschauer dann noch nicht den Heimweg angetreten hat. Spielbeginn der Männer-Mannschaften: Sonntag, 15 Uhr. PZ-Tipp: 2:2.