Heftiger Regen und wild zuckende Blitze im VfL-Stadion. Spiel gegen Norderstedt (1:3) wird aber nicht abgebrochen

Pinneberg. Erst schlichen die Oberliga-Fußballer des VfL Pinneberg wie die begossenen Pudel vom aufgeweichten Rasen. Dann bekamen sie von Trainer Michael Fischer auch noch den Kopf gewaschen. "Es kann nicht sein, dass einige in der Halbzeitpause noch einen letzten Blick den Spiegel werfen, ob das Haar auch sitzt. Da kommst du dir vor wie im falschen Film", schimpfte der Coach im Anschluss an die 1:3 (1:1)-Heimniederlage gegen Eintracht Norderstedt.

In Ermangelung von Glatzköpfen im Kader werde er zum nächsten Spiel die lange verletzten Dennis Lünstäden und Sören Badermann trotz noch nicht optimaler Fitness dazu holen. Fischer: "Hier bin ich nun mal der Regisseur und ich erlaube mir, das Drehbuch umzuschreiben und die Rollen neu zu besetzen." Zum Beispiel denkt er über ein defensiveres Spielsystem nach, nachdem es offensiv nun schon dreimal nacheinander (mit insgesamt neun Gegentoren) schief ging.

Dann kam Fischer auch noch auf die nicht nur seiner Meinung nach widrigen Umstände zu sprechen: "Beim FC St. Pauli ertönt Hells Bells von AC/DC, wenn die Mannschaft einlaufen. Bei uns haben Donner und prasselnder Regen bei der Seitenwahl die Begleitmusik gespielt." Passend dazu hätte der Stadionsprecher am besten "Monsun", berühmter Titel der Teenie-Band Tokio Hotel, über die Lautsprecher geschickt, so heftig begann es Punkt 18.30 Uhr (Anstoß) von oben zu schütten und zu grollen. Unweit der Pinneberger Bank entsprang dem Rasen sogar ein kleiner Fluss, bei Flachpässen rollte der Ball schließlich kaum weiter als drei Meter, so dass für Fischers Begriffe irreguläre Bedingungen herrschten. Mit Blick auf die zuckenden Blitze am Himmel sprach Besucher Nils Kuntze-Braack, Pressesprecher von Germania Schnelsen, sogar von "Lebensgefahr".

Umso mehr ärgerte sich Fischer, dass er Schiedsrichter Andreas Bandt (Eimsbütteler TV) beim Seitenwechsel nicht massiv bedrängt hatte, die Partie nicht mehr fortzusetzen. Stattdessen setzte sich der Norderstedter Trainerkollege Andreas Prohn bei Bandts Dreier-Konferenz mit seiner Ansicht durch: "Warum sollen wir hier noch mal herfahren? Nun haben wir es 45 Minuten durchgehalten, jetzt schaffen wir auch noch die zweite Halbzeit." Was Fischer höchst ungehalten stimmte: "Herr Prohn geht am nächsten Morgen in Norderstedt auf seinen schönen Kunstrasenplatz. Den interessiert es nicht, dass unserer Rasen total umgepflügt wird." Ganz zum Schluss breitete sich auch Dunkelheit auf dem unbeleuchteten Sportplatz an der Fahltsweide aus. "Ich konnte den Ball plötzlich nur noch erahnen, kaum noch sehen", erzählte Pinnebergs Abwehrchef Heiko Barthel.

Vielleicht war es auch besser so, dass die Zuschauer auf der Tribüne vom Geschehen kaum noch etwas mitbekamen. Der zweite Durchgang der Pinneberger war schlichtweg "unterirdisch", nachdem die Mannschaft flott begonnen und schon in der vierten Minute, als der Ball noch einigermaßen vorhersehbar rollte, das 1:0 erzielt hatte. Der erstmals diese Saison in der Startelf berücksichtigte Thomas Koster scheiterte nach Flanke von Jan Eggers zunächst an Torwart Marcel Kindler und dann am linken Torpfosten, bevor er den Ball im neuerlichen Versuch über die Torlinie drückte.

Für den frühzeitigen Abpfiff plädierte Fischer dann schon, bevor Torwart André Pätzel in der 36. Minute einen Kopfball von Nick Karkowski zwischen den Händen hindurch ins Netz gleiten ließ (1:1). Auch beim 1:2 von Carlos Monteiro (55.) gab der Keeper nicht die beste Figur ab, ebenso wenig (der gleich darauf gegen Fabian Knottnerus ausgewechselte) Lennart Dora, der sich artig für sein vorangegangenes Foul entschuldigte, während die Norderstedter den fälligen Freistoß blitzschnell ausführten. Das 1:3 von Linus Meyer und damit die Entscheidung folgten in der 57. Minute.

Spätestens da ärgerten sich die Pinneberger, den Verband ein paar Tage vorher auf den Fehler, die Partie erst um 19 Uhr anzusetzen, aufmerksam gemacht zu haben. Fischer: "Um 19 Uhr wäre diese Partie garantiert nicht angepfiffen worden. Da hätte man bei diesem Wetter doch keinen Hund mehr vor die Tür geschickt."