US-Basketballer Kris Miller fühlt sich bei seiner Gastfamilie wohl und hat sich mit den Holstein Hoppers hohe Ziele gesteckt

Kummerfeld/Pinneberg. In dieser Nachbarschaft wird sich Kummerfelds Neubürger garantiert wohlfühlen: An der Auffahrt des Hauses auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht ein Basketball-Korb. Für die Zwecke von Kris Miller aus Belleville im US-Bundesstaat Michigan ist dieses Objekt allerdings gänzlich ungeeignet: Kaum zwei statt der im Regelwerk vorgeschriebenen 3,05 Meter vom Boden entfernt befindet sich der Ring, den Ball per Dunking im Korb zu versenken wäre selbst für Halbwüchsige ein Kinderspiel.

Der 1,97 Meter große US-Boy aber hat sich mit seiner neuen Mannschaft, den Holstein Hoppers (Basketball-Gemeinschaft von Halstenbeker Turnerschaft und VfL Pinneberg ), hohe Ziele gesteckt: den Aufstieg in die 1. Regionalliga Nord, nach Bundesliga, Pro A und Pro B die derzeit vierthöchste Klasse im deutschen Herrenbasketball.

Zum Training mit seinen neuen Teamkameraden muss der 27-Jährige somit also die neue Halle der Theodor-Heuss-Schule in Pinneberg oder die Halle Feldstraße in Halstenbek aufsuchen, aber ansonsten wird er seinen Lebensmittelpunkt spätestens bis zum Frühjahr 2012 in Kummerfeld haben. Schon jetzt hat er sich bei der Familie Gers-Barlag gut eingelebt, wie er selbst sagt. Vor allem mit den Kindern seiner Gasteltern, der 19-jährigen Katharina und dem ein Jahr jüngeren Peter, unternimmt er in seiner Freizeit viel gemeinsam. "Sie sind schon fast wie meine eigenen Geschwister", sagt Miller, der ein Wirtschaftsstudium in seiner Heimat mit dem Bachelor-Grad abschloss.

Das Leben hat es allerdings nicht immer gut gemeint mit dem trotz seiner Größe zierlich wirkenden Point Guard aus der knapp 4000 Einwohner zählenden Kleinstadt Belleville, die zum selben Verwaltungsbezirk (Wayne County) gehört wie die Automobil-Metropole Detroit. "Ich bin in einer gefährlichen Gegend aufgewachsen, einige meiner Freunde sind jung gestorben", erzählt Miller mit leiser Stimme. Um dieser "bad neighborhood", wie er es nennt, zu entfliehen, kam ihm schon als Kind Basketball gerade recht. "Mit sieben Jahren habe ich angefangen, mit elf dann intensiver trainiert." Mit Fleiß und Talent empfahl er sich bei seinen Coaches in der Belleville Highschool schon bald für die Schlüsselposition im Basketball, die des Point Guards oder Playmakers. Nach dem Schulabschluss verpflichtete sich Kris Miller zunächst für drei Jahre bei der US Air Force, ehe er ein Wirtschaftsstudium an der William-Penn-University in Oscaloosa (US-Bundesstaat Iowa) aufnahm und für vier Jahre das dortige Hochschulteam anführte.

Den Sprung nach Europa wagte er im vergangenen Jahr. Mit dem VfL Stade landete er in zurückliegenden Spielzeit der 1. Regionalliga Nord auf Platz fünf der Abschlusstabelle. Obwohl er in den letzten sechs Punktspielen nicht hatte mitwirken können, wird Miller seine Zeit in Niedersachsen in sehr guter Erinnerung behalten, wie er versichert: "Ich habe von Coach Matthias Weber eine Menge gelernt.."

In den Kreis Pinneberg vermittelte ihn letztlich ein bisheriger Teamkamerad aus Stade. Fredrick Kleemichen, ein ehemaliger Weggefährte von Hoppers-Headcoach Zoran Krezic, wird in der kommenden Saison das Training der zweiten Herrenmannschaft (Oberliga Hamburg) übernehmen. Die Gastfamilie fanden dann die stellvertretende Vorsitzende der Basketball-Gemeinschaft, Heike Fenske, und Kirsten Harnisch-Eckart, die künftig bei der BG für Fundraising zuständig sein wird.

Krezic und Hoppers-Teammanager Andreas Stenzel sind froh, dass Kris Miller bei der Familie Gers-Barlag wohnen darf. "Wir haben zwar einen Sponsoren-Pool, der die laufenden Kosten des Spielbetriebs abdeckt, aber darüber hinaus eine Unterkunft für einen auswärtigen Spieler zu finanzieren wäre uns sehr schwer gefallen", räumt Zoran Krezic ein. Ohnehin würden sich die Holstein Hoppers noch über weitere Gönner freuen.

Hoppers-Neuzugang gibt sein Debüt am Wochenende beim Pinneberg-Cup

Kris Miller erstmals mit seinen neuen Teamgefährten in Aktion sehen können Basketball-Fans am Wochenende beim zwölften Pinneberg-Cup. In drei Sportstätten der Kreisstadt (Jupp-Becker-, Jahn-, neue THS-Halle) kämpfen am Sonnabend (Beginn 11Uhr) und Sonntag (10 Uhr) neun Damen- und 16 Herrenteams um den Turniersieg. Die Endspiele sind für Sonntagnachmittag um 15 (Damen) und 16 Uhr geplant. Auf die erfolgreichsten Mannschaften warten attraktive Preise wie Basketbälle und Gutscheine eines Pizza-Lieferservice.

Für Miller soll das Turnier indes nur ein Aufgalopp sein, zu Beginn der regulären Saison will er dann richtig durchstarten. "Ich weiß genau, was ich mit dem Team erreichen will", versichert er. Auf die Frage, ob das der Aufstieg sei, reagiert der 27-Jährige, der seinen Urlaub am liebsten bei Vater und Bruder Robert in Texas verbringt, mit einem lebhaften Nicken. Auch wenn er das Spiel einer Mannschaft leiten und lenken kann - ein Freund lauter Töne ist Kris Miller nicht. Auch Zoran Krezics Vorzüge schildert er leise: "Er ist ein toller Coach mit viel Erfahrung, von dem ich viel lernen kann."

Nur einmal erhebt Kris Miller, der sich gelegentlich auch schon auf deutsch zu verständigen versucht, die Stimme. Auf die Frage, ob es ihm denn in Deutschland gefiele, erwidert der 27-Jährige geradezu euphorisch: "Yeah, I love Germany!"