Dreimal hintereinander fallen bei Spielen des Oberligaklubs SV Rugenbergen keine Tore. Der Ton untereinander scheint zudem rauer zu werden

Bönningstedt. Wer soll bei den Oberliga-Fußballern des SV Rugenbergen die Tore schießen? Das ist die Frage, die sich nach dem dritten aufeinander folgenden torlosen Remis, diesmal gegen Vizemeister Buchholz 08, aufdrängte. Daran schließt sich gleich die Frage an, ob sich Martin Protzek nur aus Langeweile auf dem Sportplatz an der Ellerbeker Straße aufhielt. Spekuliert der 35 Jahre alte Torjäger (früher VfL Pinneberg, TSV Uetersen, SV HR) etwa auf ein Comeback in Rot und Schwarz, nachdem er vor zwei Monaten noch aus gesundheitlichen Gründen seinen Ausstieg beim USC Paloma und sein Karriereende verkündet hatte?

Gerüchte um die Rückkehr von Torjäger Martin Protzek

"Lasst euch mal überraschen", antwortete der stets zu Späßen aufgelegte Bäckergeselle. Immerhin war Oliver Engl mit 33 noch vom USC zum SVR gewechselt, warum also nicht auch Protzek? Das Angebot von SVR-Manager Andreas Lätsch liegt auf dem Tisch: "Currywurst satt und von mir aus auch ein paar Lagen Bier, wenn wir nach unseren Spielen den Kiez besuchen." Hört sich nicht nach einem wirklichen Interesse der Bönningstedter an. Aber wenn die Fußballer in Panik geraten, weiß man das nie . . .

Zu Kurzschlussreaktionen gibt's noch keinen Grund. Aber es gibt allmählich Grund zur Sorge. Der Ton untereinander in Bönningstedt scheint rauer zu werden, der Zusammenhalt zu bröckeln. "Labere mich nicht voll, ehrlich", protestierte Mittelfeldspieler Jan Melich, als ihm Christian Dirksen ein verkehrtes Abspiel zum Vorwurf machte. "Komm mal wieder runter", reizte Regisseur Dennis von Bastian seinen Trainer, als ob er nicht wüsste, dass Ralf Palapies den Fußball (aus-)lebt und nur ein paar Minuten benötigt, sich nach dem Ende einer Partie wieder in den Griff zu kriegen.

Erfolgreicher Spaßfußball kommt zurzeit selten heraus

Diesmal war es die einzige Minute der Nachspielzeit, die Palapies zu lautstarken Unmutsäußerungen an der Seitenlinie veranlasste. Der eingewechselte Matthias Chmielewski steuerte, nur leicht bedrängt - dem Tor von Henrik Titze entgegen, um den Ball dann allerdings überhastet über das Tor zu schießen.

"Der musste rein, egal, wie", räumte der Neuzugang von Germania Schnelsen freimütig ein. Dann hätten sie sich auf dem Rasen alle in den Armen gelegen, anstatt sich nur freundschaftlich abzuklatschen.

Die Wirklichkeit ist angekommen beim Aufsteiger der vergangenen Saison. Die Euphorie im August 2010 wich der Erkenntnis, diesmal nur mit knallharter Arbeit am Ball die höchste Hamburger Spielklasse überleben zu können. Erfolgreicher Spaß-Fußball kommt dabei (zurzeit) nur noch selten heraus, wobei die Typen, die beim SVR Freude bereiten, aber nicht aussterben. Diesmal war es Kevin Lohrke, der bei seinem Startelf-Debüt auf der linken Seite so unerschrocken agierte, als sei er schon seit Jahren fester Bestandteil des Teams. "Er hat den guten Eindruck, den ich im Training von ihm hatte, bestätigt", lobte Kapitän Tim Vollmer den 19 Jahre alten Nachwuchsspieler, dessen Vater Uwe einst jahrelang zu den Abwehrstützen des SV Rugenbergen zählte.

Eine besonders starke Szene hatte der Sohn in der 87. Minute, als er sich in die Schussbahn André Müllers warf. Von Lohrkes Körper prallte der Ball letztlich aus der Gefahrenzone. Es war die zweitbeste Torchance der ersatzgeschwächt angetretenen Gäste, nachdem Marian Grühn den SVR-Torwart Dennis Schultz mit einem Kopfball fünf Minuten vorher auf die Probe gestellt hatte. Ansonsten blieb die Buchholzer Mannschaft den Nachweis, ein Titelanwärter der Hamburger Oberliga zu sein, schuldig.

Devise der Bönningstedter: Nur kein Risiko eingehen

Das lag auch daran, dass sich Vollmer und Co. in der Abwehr keine Nachlässigkeiten erlaubten, im richtigen Moment auch mal ein taktisches Foul verübten und mehrfach Rückpässe praktizierten, um sich keinen unnötigen Risiken auszusetzen. Dabei kam dann insgesamt ein Fußballspiel heraus, das zum Leidwesen der Zuschauer keinen höheren Ansprüchen genügte. Etliche Male tappten Rugenbergens Kicker in die Abseitsfalle der Buchholzer, das quälte den geneigten Fan besonders.