Abendblatt-Autorin Anne Dewitz nimmt am Schnupperkurs teil

Prisdorf. "Das ist die Driving Range", stellt Golflehrer Michael Radetzki vor. Klingt nach einem Mix aus Farm und Rennbahn. Statt einer Herde Kühe liegen allerdings Golfbälle auf der Wiese. Diese ganzen Begriffe im Golf können ganz schön verwirren. Putten mit dem Putter, Sweatpoint, Rough, Chip. Ich verstehe nur Bahnhof. Der zweistündige Schnupperkurs auf dem Peiner Hof soll das ändern. Elf andere Teilnehmer bringen genauso viel Erfahrung mit wie ich: null, zero, niente. Das beruhigt schon mal ungemein.

"Das ist eure Übungsfläche", sagt Michael und zeigt auf die Driving Range. Auf dem Platz sind alle gleich, eine große Familie sozusagen. Darum duzen wir uns. Michael erklärt weiter: Jeder Schlag vom Tee wird als Drive bezeichnet. Tee wäre bei dem Schmuddelwetter echt nicht schlecht, denke ich. Dann verteilt Michael uns mit unseren Körbchen voller Golfbälle im Abstand von einem Meter an einer gedachten Linie.

Allein schon fürs richtige Schläger halten braucht man ein Diplom: Der Golfschläger wird mit der linken Hand so umfasst, dass nur die Finger ihn umschließen. Der Handballen bleibt weitgehend unberührt. Der Daumen wird auf die Mitte des Schlägers gelegt. Die rechte Hand fasst nun so um den Golfschläger, dass der kleine Finger der rechten Hand zwischen Ring- und kleinem Finger der linken Hand gelegt wird. So behalte ich die maximale Kontrolle über den Golfschläger ohne dabei zu verkrampfen. Theoretisch.

Ich positioniere den ersten Ball. Füße parallel, schulterbreit auseinander, Knie leicht gebeugt. Mit ausgestreckten Armen halte ich den Schläger senkrecht in die Luft und versuche die Kante im rechten Winkel zum Boden auszurichten. Mein linker Arm bleibt ausgestreckt und ich hole kraftvoll Schwung. Der Schläger pfeift über den Ball hinweg. Daneben. Ich versuche es gleich noch einmal: daneben, daneben, dicht dran. Der fünfte Abschlag haut voll rein. Das Gras fliegt, der Ball liegt. Diskreter Blick nach links und rechts. Bei den anderen sieht es auch nicht galanter aus. Nun aber volle Konzentration. Griff prüfen, Schläger ausrichten, Füße parallel und Schlag. Der Ball hüpft zwei Meter und ich vor Freude mit. Ich übe fleißig weiter. Und tatsächlich, er zehnte Ball segelt im hohen Bogen geschätzte 60 Meter weit. Nun steht der Karriere als Golfprofi nichts mehr im Weg. Ich schlage was das Zeug hält. Den Krampf in meinen Händen ignoriere ich tapfer.

Trotzdem freue ich mich über die kleine Kaffeepause, bevor wir zur Putting Area wechseln. Den Muskelkater spüre ich schon jetzt sehr deutlich. Mit zitternden Händen halte ich die Tasse umklammert, während Michael die Regeln auf dem Green erklärt: "Das ist der am meisten gepflegte Rasen hier. Wir laufen nicht, stützen uns nicht auf den Schlägern ab, halten Abstand von den Löchern, wenn wir die Bälle dort wieder rausfischen." Dann butten wir den Ball im Uhrzeigersinn von Loch zu Loch und zählen die Abschläge. Neun Löcher in 24 Zügen, Ryders Cup ich komme.

Wieder zu Hause blicke ich in den Spiegel. In meinem Haar hängen noch ein paar Grashalme.