Familie Schuster pflegt 30 historische Traktoren. Großvater Hannes kaufte 1941 das bislang älteste Stück. Alle Oldtimer sind fahrtüchtig

Heede. Auf dem ehemaligen Bauernhof an der Hemdinger Chaussee ist es laut. Es knattert und knallt. Auspuffqualm schwebt in der Luft. Bevor man Peter Schuster, 63, sieht, hört und riecht man seinen 11-er Deutz, Baujahr 1938. Der ehemalige Landwirt kommt darauf aus einer Scheune herausgefahren. "Doamit is all mien Groosvadder foarn" ruft er in breitem Plattdeutsch. 30 historische Traktoren stehen auf Schusters Hof. Dieser Trecker ist sein ältestes Stück. Gekauft hat ihn Großvater Hannes im Jahr 1941.

Im Krabbelalter hat Peter Schuster schon auf dem Trecker gesessen

Damals lebte die Familie Schuster in Heede von der Landwirtschaft auf dem Hof. "Das ist längst vorbei", sagt Schuster. Er hat nur kurz auf dem Feld gearbeitet und ist heute Strafvollzugsbeamter in Norderstedt. Die Traktoren haben es ihm auch ohne aktive Landwirtschaft angetan - schon seit langer Zeit. "Als ich krabbeln konnte, habe ich das erste Mal auf dem Trecker gesessen", sagt Schuster. "Mit mien Groosvadder." Auf den ist der Ex-Landwirt mächtig stolz. Gern schwelgt er in Erinnerungen. "Opa Hannes war der erste hier bei uns im Dorf, der elektrischen Strom erzeugt hat - mit einem selbstgebauten Generator." Auch ein Radio hat Schusters Großvater gebaut. Das Bastelfieber hat der Technikfan geerbt. Peter Schuster schraubt oft an seinen Traktoren herum.

Die Trecker-Oldtimer stehen hinterm Haus, im Garten und in der Scheune. Alle sind voll fahrtüchtig. Manchmal macht Schuster auf einem seiner Traktoren einen Ausflug durchs Dorf. Den Heeder Kindern gefällt das - "Die wollen dann mitfahren."

Aber nicht nur Trecker haben es dem gelernten Landwirt angetan. Peter Schuster hat Spaß an allen Geräten und Maschinen aus der Landwirtschaft.

Viel freien Platz gibt es daher auf dem Hof nicht mehr.

Auf Schusters Schreibtisch liegt ein großes Fotoalbum. Der Treckerexperte zeigt auf eine Schwarz-Weiß-Fotografie. Darauf ist eine junge Frau zu sehen. Sie sitzt auf einem Trecker. "Das ist meine Mutter Anne", sagt er. "Damals, als wir den ersten Trecker bekommen haben, ist sie damit gefahren und hat die Straße zwischen Hof und Feld überquert." Einen Treckerführerschein habe die Mutter nicht besessen. "Der Dorfpolizist wollte sie anhalten. Früher mussten Trecker aber noch mühselig angekurbelt werden und Mutter hat dem Polizisten zugerufen, dass er das dann tun müsse. Er hat sie weiterfahren lassen."

Peter Schuster hat eine Menge solcher Geschichten zu erzählen, denn das Treckerfahren liegt ihm im Blut. Kein Wunder, dass er noch nie darüber nachgedacht hat, seine Erinnerungsstücke zu verkaufen. Interessenten gibt es immer wieder. "Einmal kam ein Geschäftsmann aus Hamburg", sagt Schuster. "Der hat mir für den ältesten Trecker 10 000 Mark an geboten. Ich habe ihn wieder weggeschickt."

Die Sammelleidenschaft des Strafvollzugsbeamten ist überregional bekannt - kein Wunder, denn der Treckerfan ist bei jedem Oldtimertreffen dabei. Auch einen Club hat er mitgegründet. "Früher gab es mal die Rantzauer Treckerfrün - der Verein hat sich aber aufgelöst. Dann wurde der Lanz-Bulldog-Club gegründet", sagt Schuster. Lanz Bulldog - wieder ein Name. "Ein Ackerschlepper der Firma Lanz - sehr teuer - so einen habe ich nicht", sagt Schuster. Die Treckersammler treffen sich regelmäßig im Club und präsentieren sich gegenseitig ihre Landmaschinen.

Wenn ein Treckerfreund eine technische Frage hat, wendet er sich an Schuster. "Manchmal rufen auch Leute an, die ich gar nicht kenne." Trotzdem hilft der Heeder, so gut er kann. Auch wenn Ersatzteile gebraucht werden, weiß er, wo diese zu beschaffen sind - Schuster hat die nötigen Kontakte unter Treckerfans in ganz Deutschland.

Schusters Enkel hat schon zwei Trecker und fängt bald mit dem Fahren an

Wenn Peter Schuster irgendwann mit dem Sammeln aufhört, stehen seine Nachfolger schon bereit. Die Liebe zum Trecker hat sich an Sohn Sönke und Enkel Michel übertragen.

Sie leben auch auf dem Hof in Heede. Michel gehören schon zwei Traktoren - ein echter und einer Mini-Gefährt aus dem Spielzeuggeschäft. Ein Foto von sich auf dem Kindertrecker gestattet der Fünfjährige aber nicht. "Er mag eigentlich nur den Großen", sagt Opa Schuster. Selber fahren kann der Kleine zwar noch nicht, aber steuern, wenn er auf Papas Schoß sitzt. Sein Bobbycar hat Michel kurzerhand auseinandergeschraubt. "Damit zu fahren ist ihm zu langweilig", sagt Schuster.

Noch eine Geschichte fällt Schuster ein. "Damals, da war ich neun", sagt er. "Da bin ich schon alleine gefahren - wieder vorbei an dem Dorfpolizisten. Doch der hat gewunken und gelacht. "Dass wir alle Trecker fahren, wusste man eben." So ist das halt, wenn Schusters mit den großen Maschinen unterwegs sind.

Das war die letzte Geschichte. Jetzt steht Urlaub an. Es geht nach Holland - über Landstraßen auf dem 40 PS starken MAN Allrad. Es knattert und knallt. Bald sieht man Peter Schuster nicht mehr - zurück bleibt Auspuffqualm.