Behindertensportlerin Steffi Grebe hofft auf gute Platzierung bei Tischtennis-EM und Paralympics-Teilnahme

Heidgraben. Stephanie Grebe, die von allen nur Steffi genannt wird, hat einen großen Traum: Sie möchte bei den Paralympics, den Olympischen Spielen für Sportler mit Behinderungen, in London im kommenden Jahr mit von der Partie sein. Das erste Etappenziel dafür hat die 23-jährige Tischtennisspielerin jetzt erreicht. Sie hat die Qualifikation für die Europameisterschaften im kroatischen Split im Oktober dieses Jahres geschafft. "Es war schon nett, die offizielle Bestätigung zu lesen, dass ich dabei bin", sagte Steffi Grebe.

Es war kein leichter Weg zu diesem sportlichen Erfolg. Die Heidgrabenerin ist ohne Hände und ohne rechtes Bein auf die Welt gekommen. Das hielt sie aber weder davon ab, ihr Abitur auf dem Uetersener Ludwig-Meyn-Gymnasium zu machen und eine Ausbildung bei der Bundesagentur für Arbeit in Elmshorn zu beginnen, noch davon, sich intensiv auf das Tischtennisspiel zu konzentrieren. Umso mehr freut sie sich jetzt natürlich, dass sie über die Teilnahme an Weltranglistenturnieren jetzt die Qualifikation für die Europameisterschaft in der Tasche hat.

In ihrer Wettkampfklasse sechs (nur Rollstuhlfahrer sind in höhere Behinderungsklassen eingruppiert), ist sie mittlerweile auf den sechsten Platz in der aktuellen Weltrangliste vorgerückt. Dabei hat sie gegenüber ihren Konkurrentinnen das größte Handicap zu tragen. "Ich bin die einzige, der beide Hände fehlen", erklärt Steffi Grebe. Dass sie dennoch an die Platte treten kann, verdankt sie einer Prothese, an der der Schläger montiert ist und der am Armstumpf befestigt wird.

Sponsorenunterstützung hilft ihr über finanzielle Engpässe hinweg

Auf dem Weg zur Qualifikation gab es einige Hindernisse zu überwinden. Um bei Weltranglistenturnieren starten zu können, stehen längere Reisen an. Eine Teilnahme finanzierte ihr der Deutsche Behindertensportverband. Aber die übrigen musste sie aus eigener Tasche bezahlen. Glücklicherweise hat die Heidgrabenerin Sponsoren gefunden, die sie tatkräftig unterstützen. Dazu gehören unter anderem das Hamburger Albertinen-Krankenhaus, die Industriemontage-Firma Heiko Klein und Onlinetürschilder.de. "Aber es gibt auch einige Menschen, die mich mit kleinen Beträgen fördern und sich auch darüber freuen, was ich schaffe", sagt Steffi Grebe.

Steffis größter Wunsch ist, dass sie gesund bleibt

Dank der Sponsorengelder kann sie sich auch einen persönlichen Trainer leisten. "Er analysiert meine Spiele", sagt die junge Frau mit den kurzen blonden Haaren. "Fehler werden durch individuelles Training ausgemerzt. Es ist produktiver, wenn sich ein Coach nur um mich kümmert." Und der Erfolg hat sich bereits eingestellt.

Aber es tauchen zuweilen weitere Probleme auf. Die Reisen zu Weltranglistenturnieren muss Steffi per Flugzeug antreten. "Ich habe Flugangst", gesteht sie. "Deshalb brauche ich immer gewissen Zuspruch der Stewardessen. Und die stehen mir auf meinen Reisen immer freundlich zur Seite." Trotzdem: Sie versucht Veranstaltungen in Übersee zu meiden und sich auf europäische Wettkämpfe zu konzentrieren, von denen es zum Glück genug gibt.

Und natürlich ist es für Behinderte nicht so leicht, unterwegs zu sein. "Auf Reisen ist nicht immer alles so behindertengerecht wie zu Hause", erklärt die Turnierspielerin, die beim Moorreger SV mit nicht behinderten Damen in der Bezirksliga Schleswig-Holstein an der Platte steht. Bei Anreisen zu Turnieren und Punktspielen muss sie häufig um Hilfe beim Binden der Schnürsenkel, beim Aufdrehen einer Flasche oder auch beim Waschen bitten. Doch bislang ist ihr diese Hilfe noch nie versagt worden.

Und was wünscht sich Steffi? "Ich möchte gesund bleiben. Ansonsten bin ich wunschlos glücklich. Ich habe eine super Familie und super Freunde", sagt sie. Und wie sieht sie ihre Chancen auf den EM-Titel? "Dafür werde ich kämpfen", sagt Steffi Grebe. "Das Zeug dafür habe ich. Das ist das Ziel, das es zu erreichen gilt." Aber auch mit einem anderen Platz auf den Siegertreppchen wäre sie zufrieden. Hauptsache, sie schafft noch die Qualifikation für die Paralympics. Und sollte sie in London doch nicht dabei sein, dann sei sie auch noch jung genug, um an den darauffolgenden Paralympics teilzunehmen.