Auch mit einem starken Berkan Algan kann das Ziel für die Oberliga-Fußballer der SV Halstenbek-Rellingen nur der Klassenerhalt sein

Halstenbek. Ihre Majestät ist beleidigt. So schien es, als Berkan Algan nach ein paar Minuten des Oddset-Pokalspiels beim SV Osdorfer Born (10:0) wild mit den Armen fuchtelte und sich entnervt zur Seite abdrehte. Da hatte doch jemand etwas anderes gewagt, als ihn, den uneingeschränkten Herrscher im Mittelfeld, anzuspielen.

Am Spielfeldrand lächelte Trainer Thomas Bliemeister still darüber. Endlich haben die Fußballer von Oberliga-Aufsteiger SV Halstenbek-Rellingen wieder eine Diva in ihren Reihen. Und zwar eine im hohen Kicker-Alter von 34 Jahren immer noch vom Ehrgeiz angetriebene und besessene. Ab sofort dreht sich vieles um Berkan Algan, der als Spielertrainer des TSV Wedel beinahe noch das Wunder vom Klassenerhalt hinbekommen hätte und nach wie vor Überzeugungskraft ausstrahlt.

Dass Algan kein Befehlsempfänger ist, wussten sie schon beim TSV Wedel

"Der wird nie ein Befehlsempfänger", sagen sie in Wedel über den früheren Profi des 1. FC Köln. Die halbe Wahrheit. Algan kann sich unterordnen, aber nur dem Erfolg. Thomas Bliemeister definiert schon mal, was die Halstenbeker unter "Erfolg" verstehen: "Den Klassenerhalt. Alles andere ist auch mit Berkan Träumerei."

Lange hatte sich der Spielmacher, der auch als Trainer von Altona 93 zur Debatte stand, mit seiner Zusage Zeit gelassen. Als er dann verpflichtet wurde, sah Pierre Knorr keine Chance mehr, in die Spielmacherrolle zu schlüpfen - sofortige Rückkehr zu Teutonia 10. "Mein Bestreben kann es nur sein, den Kader zu optimieren. Dass sich dadurch die Ausgangspositionen für einige Spieler verändert, liegt auf der Hand", sagt HR-Manager Detlef Kebbe. Jüngstes Beispiel ist Gerrit Gomoll. Der trat die Flucht zum TSV Wedel an, nachdem Kebbe nun auch noch Danijel Suntic dazu holte. Der 18 Jahre alte Offensivspieler hatte mit einer Entgleisung im Punktspielbetrieb der Junioren, die ihm eine Sperre in Hamburg bis Ende September einbrachte, und mit seinen Ansprüchen, in den Profi-Fußball einzusteigen, Türen hinter sich zugeschlagen. Als dann sein Wechsel zu Union Berlin (2. Liga) platzte, stand Kebbe als Erster bei ihm auf der Matte. Als Ligaobmann Thomas Berg am vergangenen Montag das obligatorische Mannschaftsfoto schoss, tauchte Suntic schon auf dem Bild auf. Gomoll nicht, den hatte der Wedeler Trainer Oliver Berndt unmittelbar vor dem Foto-Termin zur Seite gezogen, ins Auto verfrachtet und in einem Appener Restaurant den Vertrag unterschreiben lassen.

Suntic und Rottstedt gelten als hoch interessante Verstärkungen

Algan und Suntic sind in guter Gesellschaft. Von den Norderstedter Junioren holten die Halstenbeker nämlich auch noch Abwehrspieler Patrick Hoppe und Keeper Maximilian Rohrbach. Berkan darf Unterstützung vor allem von Mustafa Günaydin und Cihad Karakas erwarten, die ihm schon in Wedel bedingungslos den Rücken freihielten. Als echte Verstärkung erwies sich Innenverteidiger Jan Rottstedt (Germania), auch Pablo Cardoso (Camlica Genclik), Christian Schümann (SV Lieth) und Björn Kaland (Kummerfelder SV) kamen offensichtlich, um zu bleiben.

Bedauerlich ist der Verlust von Shoaib Sedeghi, der nach langer Verletzungspause letzte Serie im Endspurt noch in die Rolle des Anführers schlüpfte, sich von der Rückkehr zum TSV Sasel aber nicht abbringen ließ. Gleich im ersten Punktspiel am Sonnabend gibt's ein Wiedersehen. Auch Stürmer Antonio Ude war wieder nach Vergangenheit (FC Elmshorn) zumute, um beim 0:3 im Test gegen sein Ex-Team erkennen zu müssen, dass die Halstenbeker auf ihn verzichten können. "Sie haben Killer-Instinkt gezeigt", lobte FCE-Teamchef Eugen Igel die Gäste, die nach Toren von Yannick Bräuer (47., 56.) und Karakas (53.) 3:0 siegten.