Der Amerikaner Augie Johnston wechselt zum SC Rist. Im PZ-Interview erklärt der Topscorer, was Trainer und Fans von ihm erwarten können

Wedel. Temperaturen um 30 Grad Celsius, nur ab und zu zieht eine Wolke am Himmel vorbei - ein ganz normaler Sommer im Südwesten Kaliforniens eben. Das ist die Heimat von Augie Johnston, der in der kommenden Saison für die Basketball-Herren des SC Rist in der 2. Bundesliga Pro B auf Korbjagd gehen wird. Nach den Stationen Velbert Baskets und Spielvereinigung Rattelsdorf wird der SC Rist der dritte Klub des 25-Jährigen in Deutschland. Wir haben den "Scharfschützen" aus Atascadero gefragt, wie er sich auf die neue Saison vorbereitet und was die Rist-Fans von ihm erwarten dürfen.

Hamburger Abendblatt:

Augie, Ende August kommst Du nach Wedel. Freust Du Dich darauf, nach Deutschland zurückzukehren und in der nächsten Saison für den SC Rist zu spielen?

Augie Johnston:

Auf jeden Fall. Ich wache jeden Morgen auf und denke an die neue Saison. Das ist auch so, wenn ich einschlafe. Ich war bisher in neun verschiedenen europäischen Ländern, aber Deutschland gefällt mir mit Abstand am besten. Nach dem zu urteilen, was ich von Wedel und Hamburg gehört und im Internet gesehen habe, ist das eine Gegend, in der man sich sehr wohl fühlen kann.

Wie bereitest Du Dich auf die neue Saison vor?

Johnston:

Ich arbeite in diesem Sommer vor allem an meiner Athletik und Beweglichkeit. Zweimal in der Woche stehen spezielle Sprungkraft-Einheiten auf meinem Plan, dreimal in der Woche steht die Beweglichkeit im Vordergrund. In letzter Zeit spiele ich etwas weniger Fünf gegen Fünf, weil ich keine Verletzung riskieren will, je näher meine Rückkehr nach Deutschland und der Saisonstart kommen. Dafür ist die Zahl der Ballhandling Drills und der Schüsse, die ich jeden Tag übe, größer. Bei einer normalen Trainingseinheit führe ich etwa 300 Schüsse aus, feile an der Ballbehandlung. Da ich mir vorgenommen habe, schneller und beweglicher zu werden, steht Gewichte stemmen im Moment nicht ganz oben auf meiner Liste.

Wie verbringst Du ansonsten den Sommer, wenn Du nicht gerade trainierst?

Johnston:

Ich trainiere zwei Jugendmannschaften, eine mit 14-jährigen und eine mit 16-jährigen Jungen. Ich bin also jeden Tag in der Halle. Manchmal mehr als acht Stunden, wenn man meine eigenen Einheiten dazu zählt. Aber Zeit für die Familie habe ich schon noch.

Du warst Topscorer in Rattelsdorf und hast 43 Prozent von der Dreierlinie geworfen. Ist der Distanzwurf Deine beste Waffe?

Johnston:

Ja, das ist meine beste Waffe und eröffnet mir zugleich weitere Optionen in der Offensive. Obwohl ich ein guter Schütze bin, werden die Wedeler Fans und die anderen Teams in der Liga sehen, dass ich noch mehr kann. In der vergangenen Saison habe ich beispielsweise mehr Freiwürfe getroffen als jeder andere Guard in der Regionalliga.

Worauf musst Du Dich denn am meisten gewöhnen, wenn man bedenkt, dass Du von der Regionalliga in die 2. Bundesliga Pro B aufsteigst?

Johnston:

Eine Umgewöhnungsphase wird es geben. Ich glaube, dass in der Pro B viel besser verteidigt wird. Es wird sicher viel schwerer für mich, zum Korb zu ziehen, weil sowohl die Help Defense als auch die Verteidigung Eins gegen Eins der Gegner besser sein wird.

Du hast in der Regionalliga Deinem künftigen Teamkollegen Anthony Pettaway gegenüber gestanden. Welche Qualitäten bringt er mit?

Johnston:

Anthony ist ein Mitspieler, wie man ihn sich als Guard wünscht. Er ist ein sehr guter Rebounder, kann sich im hervorragend behaupten, sich seine Würfe selbst erarbeiten und unter dem Korb abschließen. Als wir mit Rattelsdorf gegen ihn gespielt haben, hat er sogar einige Male unsere Presse per Dribbling überwunden, was mich wirklich beeindruckt hat.

Du warst schon fast zwei Jahre als Profi in Deutschland. Gibt es irgendetwas in Deutschland, was Du vermisst, wenn Du während des Sommers in den USA bist?

Johnston:

Letzten Sommer war ich froh, wieder zu Hause zu sein, doch diesmal ertappe ich mich dabei, dass ich tatsächlich einige Dinge vermisse. Das sind einfach Sachen, die es in Deutschland im Laden zu kaufen gibt, die man hier aber nicht bekommt. Oder mal einen guten deutschen Braten zu essen: Sauerbraten, Rinderbraten und andere. Mir fehlt, ab und zu auch mal etwas anderes als Basketball machen zu können. In Deutschland ist es da viel leichter als in den USA, einfach mal ein paar Leute zu finden, um Fußball oder Volleyball zu spielen oder schwimmen zu gehen.

Wie kommst Du eigentlich mit der deutschen Sprache zurecht?

Johnston:

Ich wusste, dass die Frage kommen würde (lacht). Mein Deutsch ist sehr viel besser als mein Chinesisch, aber nicht so gut wie mein Spanisch. Ich habe mir gerade eine DVD zum Lernen gekauft. Mein Plan ist, dass ich davon dann hoffentlich etwas in Wedel anwenden kann und mein Deutsch bis dahin etwas verbessert habe. Bisher kenne ich allerhand Vokabeln rund ums Essen und einige Basketball-Begriffe. Um im Restaurant zu bestellen oder einen Busplan zu lesen, dafür reicht es.