Ingo Aurin, Vorsitzender des Hamburger Betriebs- sportverbandes aus Holm, bereitete fünf Jahre die 2. EM-Titelkämpfe nach 1981 in der Hansestadt vor. 6800 Aktive nahmen teil

Holm. Was hat der Mann aus Holm da nicht alles angerichtet. In den Hamburger Messehallen, auf den Fußballplätzen in Ochsenzoll, in der Jahnkampf in Winterhude und selbst auf der Golfanlage von Gut Kaden in Alveslohe (Kreis Segeberg). Dort ist in den vergangenen Tagen auf italienisch und französisch gejubelt, auf lettisch angefeuert und auf spanisch diskutiert worden. Natürlich wurde auch häufig deutsch gesprochen bei den zahlreichen sportlichen Wettkämpfen - den European Company Sport Games, den offiziellen Europameisterschaften der Betriebssportler. Und Ingo Aurin ist der Mann, der Europa nach Hamburg holte.

Als Vorsitzender der rund 60 000 Hamburger Betriebssportler hatte der inzwischen 67-Jährige aus Holm vor sieben Jahren die Bewerbung und nach dem Zuschlag vor fünf Jahren die Durchführung vorangetrieben. Bei der Eröffnung am Mittwoch hatte Hamburgs Sportsenator Michael Neumann ins Mikrophon gerufen: "Ich begrüße Sie zu Hamburgs größter Sportveranstaltung."

Ingo Aurin als Gastgeber dieser 18. Europameisterschaften der Betriebssportler bekräftigte mit Stolz in der Stimme: "Aus 23 Nationen sind 6800 Teilnehmer zu uns gekommen. Und das ist ein neuer Rekord." Applaus und Jubel in der Halle 1 auf dem Messegelände, wo sich Tausende beim Eröffnungsfest auf den Bänken und an den Tischen drängten.

Gleich neben der großen Gruppe aus Israel, die schon vor dem ersten Wettkampf Freudengesänge anstimmen, stehen Frauen und Männer im blauen T-Shirt, auf den in Weiß "elbe-Team" leuchtet. Das ist die betriebliche Sportgemeinschaft aus Wedel, die Ingo Aurin vor Jahren zusammengefügt hat und aus denen heraus er an die Spitze des Hamburger Verbandes aufgerückt ist.

Der Berliner, der 1967 als junger Nachrichten-Ingenieur zu AEG-Schiffbau nach Wedel kam, war in der Betriebssportgemeinschaft über viele Jahre der Allerletzte - als Torwart bei den Fußballern, die übrigens damals in der Sonderklasse antraten. Seine Frau hatte sich der Ingenieur im Tor aus Berlin mitgebracht. Als das Ehepaar, dessen beide Kinder längst erwachsen sind, 1977 ins eigene Haus in Holm einzog, stand Ingo Aurin auch schnell bei der Ligamannschaft des TSV Holm zwischen den Pfosten - und einige Jahre später auch an der Spitze des Vereins. Dort ist er, vor allem beim Bau des Sportzentrums, als der Mann in Erinnerung geblieben, der auf spektakuläre Weise für Licht auf dem Fußballplatz sorgte.

"Für den Aufbau unserer sechs Flutlichtmasten hatten wir einen Kostenvoranschlag vorliegen, der sehr hoch war", erinnert sich Ingo Aurin. "Ich habe deshalb eine Firma beauftragt, die die sechs Masten mit einem Hubschrauber aufgestellt hat. Da haben mehr als 500 Leute zugeschaut, und das ganze kostete nur 1800 Mark."

In Wedel wiederum rückte der Techniker, Fachmann für Nachtsichtgeräte im Einsatz für die Bundeswehr, bald an der Spitze des Betriebssports. Der hatte in den Aufbaujahren einen großen Stellenwert. "Vor allem auch für das Miteinander und internen Lösungen auf dem kleinen Dienstweg, wie wir das nannten", erzählt Ingo Aurin von den 70er- und 80er Jahren. "Wie oft kam mein Chef zu mir, wenn er das Gespräch mit anderen Abteilungen suchte und bat: ,Herr Aurin, als Betriebssportler haben Sie doch die besten Kontakte, können Sie da nicht vermitteln?' Später kamen neue Führungskräfte, die hatten viele Zahlen im Kopf, aber nicht mehr so die Menschen im Herzen. Inzwischen schlägt diese Haltung wieder um. Das spüren wir an der Basis unser rund 400 Betriebssport-Gemeinschaften in Hamburg."

Als Mitglied der Verbandsführung war Ingo Aurin vor zehn Jahren bereits beauftragt worden, zu kalkulieren, ob es sich die Hamburger leisten können, nach 1981 die Europameisterschaften ein zweites Mal auszurichten. Seine Einschätzung: "Wenn wir den größten Teil der Organisationsarbeit ehrenamtlich leisten". Dieser Bedingung hat der Mann aus Holm umgesetzt, als er vor sieben Jahren an die Spitze des Verbandes gewählt und Europa nach Hamburg einlud. Die Titelkämpfe haben ein Budget von 1,6 Millionen Euro, jeder Teilnehmer entrichtet 150 Euro Startgeld, die Anreise zahlt der Veranstalter.

Zu einem Fest des Sports mit 23 Sportarten Disziplinen - vom Golf, Schwimmen, Fußball (allein 1500 Teilnehmer), von Leichtathletik bis Schießen, Rad fahren und Bowlen - in dem die Europameister zwar geehrt, aber in dem keine Rekorde und Siegerlisten festgeschrieben werden. Denn hier ist, ganz im ursprünglichen Sinne des Sports, das Dabeisein wichtiger als Siegen. "Es war ein tolles Fest", stellte ein müder und doch glücklicher Ingo Aurin am Schlusstag bei den Aufräumarbeiten in den Messehallen fest.

"Drei Tage lang haben unsere Gäste aus ganz Europa nicht nur gekämpft, sie haben mit einander gefeiert und Freundschaften und Verbindungen geknüpft. Diese Europameisterschaften an der Elbe verliefen heiter und freundschaftlich. Sie waren im wahrsten Sinne des Wortes Völker verbindend. Und sie haben in allem meine Hoffnungen und Erwartungen noch bei weitem übertroffen."