Auch die Fußball-Frauen der SV Halstenbek-Rellingen sind im WM-Fieber. Braut Sabine Untiedt trifft fünfmal

Halstenbek. Die Szene war nicht einstudiert, absolut spontan und schon deshalb Unterhaltung der besten Art. Kaum waren Sabine und Kai Untiedt nach ihrer Trauung aus der Heiligen-Geist-Kirche in Barmstedt getreten, da merkten sie, dass jetzt erst einmal Fußball Trumpf war. Vom Altar ging es direkt an die Torwand. Eine spezielle Art von Fußball-Fieber kurz vor dem Auftakt zur Fußball-Frauen-Weltmeisterschaft.

Sabine Untiedt, geborene Krohn und zum Frauen-Kader der SV Halstenbek-Rellingen zählend, schnappte sich den Ball, zielte sechsmal auf die Torwand - und traf fünfmal, rekordverdächtig für einen Auftritt im Aktuellen ZDF-Sportstudio. Die Dame, die auch noch schnell einen Fußballschuh schnürte, hat's auch im langen Brautkleid drauf, gar keine Frage. Unter dem Beifall der Gäste ließ sich die Frischvermählte von ihrem Mann Kai anschließend zum Auto führen, in dem es wenig später zur Hochzeitsfeier im "Hemdinger Hof" ging.

Torwandschießen auf dem Kirchengelände - wie das und warum? "Für einen Jux solcher Art sind unsere Mädchen immer zu haben", sagt Joachim Stahl, bei der Spielvereinigung als Manager für den Frauenfußball verantwortlich und bei der Trauung selbst mit dabei. Von einer Torwand im eigentlichen Sinne konnte man im Übrigen gar nicht sprechen. Horst Bookhoop, Trainer des Halstenbeker Landesligateams (Platz acht in dieser Saison) hatte viel Einfallsreichtum bewiesen, in dem bei der Anfahrt aus Bad Segeberg ein Bettlaken besorgte und sechs größere Löcher schnitt, durch die der Ball der 35-jährigen Betriebswirtin bei einer Sparkasse hindurch musste. Ein Gag, zur Nachahmung empfohlen.

Spielerinnen haben sich mit WM-Utensilien eingedeckt

Im Vorfeld der am Sonntag in Berlin beginnenden WM tun die rund 20 HR-Frauen und auch einige der insgesamt 90 Mädchen des Vereins alles, um sich rechtzeitig in WM-Stimmung zu bringen. Viele Spielerinnen haben sich schon eingedeckt mit Utensilien wie Schals, Fahnen und Tröten. Ganz klar, die Stimmung muss prächtig werden. Niemanden lassen die Titelkämpfe kalt, auch angesichts der Tatsache, dass keine Spiele in Norddeutschland stattfinden werden. Joachim Stahl: "Ob sich die Mädchen beim Public Viewing, vielleicht sogar auf der Reeperbahn, treffen, ist noch unklar, aber Party wird in jedem Fall gemacht." Und die wird bei Mannschaftsführerin Ulrike Thews steigen, natürlich ebenso spontan wie die Aktion vor der Barmstedter Kirche.

Ulrike Thews kommt sogar in den Genuss, ein Spiel live erleben zu können. Sie hat Eintrittskarten für das offizielle Eröffnungsspiel am Sonntag zwischen Deutschland und Kanada besorgt, das sie zusammen mit ihrer Teamkollegin Sarah Elbracht besuchen wird. Die stand kürzlich in der Mannschaft des HSV, die in Halstenbek einen Freundschaftskick gegen die HR-Senioren bestritt.

Die WM-Endspielpaarung muss Deutschland gegen Brasilien sein

Wie Sarah sind auch ihre Mitspielerinnen der Meinung, dass Männer körperbetonter spielen, dafür aber nach (auch harmlosen) Fouls länger auf dem Rasen liegen bleiben. Auch würden sie ständig lamentieren und diskutieren. Nicht so die weiblichen Kickerinnen, die, auch nach Ansicht von Manager Stahl, die zügigeren und gepflegteren Spielzüge präsentieren.

Was die WM anbetrifft, haben die Halstenbeker Fußball-Ladys nur einen Wunsch: Im Finale am 17. Juli müssen sich unbedingt Deutschland und Brasilien gegenüber stehen. Für den WM-Titel des Gastgebers zittern und leiden die Damen vom Jacob-Thode-Platz. Und sollte es wirklich mit dem dritten deutschen Titelgewinn in Folge klappen, wird die Sause erst richtig losgehen.

So wie schon immer in früheren Jahren, als die HR-Fußballerinnen gemeinsam feierten - egal ob nach Siegen oder Niederlagen.