Spielertrainer des TSV Wedel staucht seine Spieler nach dem 0:3 in Meiendorf noch auf dem Rasen zusammen

Wedel. "Er hat ja Recht", flüsterte der eingewechselte Anil Keklici. Ansonsten wagte keiner, auch nur einen Mucks von sich zu geben. Schweigend trotteten alle in die Kabine - mit respektvollem Abstand zu Spielertrainer Berkan Algan, der den Oberliga-Fußballern des TSV Wedel gleich nach dem Abpfiff des kläglichen 0:3 (0:1) beim Meiendorfer SV noch auf dem Rasen den Spiegel vorgehalten hatte.

Die Kernsätze von Algans fast zehnminütiger Wutrede an der Mittellinie: "Wir waren diesmal alle schlecht, doch das ist es nicht, was mich aufregt. Einige von euch haben es nicht kapiert, dass man seine Position einhalten muss. So waren wir ein Hühnerhaufen. Keine Ordnung, keine Körpersprache, was ist los mit euch?". Und nochmals der Vorwurf: "Was ist bloß los mit euch?".

Anstatt erstmals diese Saison auf einem Nichtabstiegsplatz zu rangieren, bleiben die Wedeler Viertletzter, das ist los. Dabei hatten die Spieler untereinander noch SMS ohne Ende verschickt, als sie am Vorabend vom 1:2 des Fünftletzten HSV Barmbek-Uhlenhorst beim SC Concordia hörten. Da war sie doch, die große Chance, die Barmbeker zu überflügeln, das sportliche Wunder vom Klassenerhalt einzuläuten. "Alle sind heiß", deutete Berkan Algan die Korrespondenz. Und dann diese Tristesse auf dem Rasen des schmucken Meiendorfer Stadions, nachdem die Wedeler den MSV drei Tage vorher an der Schulauer Straße (0:0) noch an den Rand einer Niederlage gedrängt hatten. Jetzt aber bleiben nur noch vier Partien, die zum Klassenerhalt benötigten Zähler zusammenzutragen. Zuhause gegen Bergedorf 85 und den SV Rugenbergen ist vielleicht was "drin". Was aber soll auswärts gegen Buchholz 08 und Altona 93 werden?

Berkan Algan spreizte Daumen, Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand: "Drei Nummer habe ich euch genannt. Drei Nummern, auf die ihr zu achten habt. Nummer 11, Nummer 19, Nummer 8." Der Spielertrainer, dem übrigens auch nichts glückte - was er genau so sieht - glaubte gegen eine Wand geredet zu haben. Michael Sara (Nummer 19) war es, der den Ball nach einem von Torwart Nick Gyateng schwach abgewehrten Fernschuss zum 1:0 der Gastgeber über die Torlinie lenkte (22.). Wieso war keiner zur Stelle, Gyatangs Fehler auszubügeln? Nils Roschlaub (Nummer 11) köpfte nach Flanke von Kevin Mellmann (Nummer 8) das 2:0 (60.). In der 65. Minute trat Roschlaub zwar über den Ball, doch neben ihm stand Patrick Schumann, der das 3:0 erzielte.

Wedeler Torchancen? Fast Fehlanzeige. In der 17. Minute hatte Cihad Karakas ausnahmsweise einmal Marc-Kemo Kranich so in Szene gesetzt, wie der Torjäger das braucht. MSV-Torwart Tobias Sävke und ein Verteidiger bereinigten die Gefahr mit vereinten Kräften. In der 69. Minute schoss Kranich den Ball halbwegs aussichtsreich über das Tor. In Abwesenheit des verletzten Sascha Kuzmanov scheint es keinen zu geben, der den zu Hannover 96 wechselnden Torjäger ein bisschen in vorderster Front entlastet, auch das scheint ein Problem des TSV Wedel zu sein. Und dann muss es Berkan Algan noch schaffen, seine Teamgeführten vor Dummheiten zu bewahren. Diesmal war es Mustafa Günaydin, der nach dem Abpfiff Zoff mit dem starken Kranich-Bewacher Sebastien Mankubani suchte.

Spieler beider Teams trennten die Streithähne, sonst müssten die Wedeler jetzt auf einen weiteren Stammspieler verzichten. "Nur gut, dass jetzt eine Woche Pause ist. Vielleicht kommen wir wieder zur Kräften", sagte Manager Walter Zessin. "Und zur Besinnung", wird sich Berkan Algan wünschen.