Bernd Hester sieht bei seinem 400. Spiel in Folge ein 0:1 der Oberliga-Fußballer. Rugenbergen siegt 1:0 in Barmbek

Wedel. Spielertrainer Berkan Algan wischte mit der rechten Hand über den Rasen, Stürmer Marc-Kemo Kranich kreiste ein bisschen mit dem Becken (Dehnübungen), ein paar klatschten in die Hände: "Auf gehts." Doch dann ging nicht viel bei den Oberliga-Fußballern des TSV Wedel, die sich mit den üblichen Ritualen auf den zweiten Durchgang eingestimmt hatten. Beim 0:1 (0:0) im Nachholtreffen gegen den SV Curslack-Neuengamme bekamen sie nach fünf Spielen ohne Niederlage erstmals Grenzen aufgezeigt.

Stadionsprecher überreicht dem Jubilar Polo-Hemd mit dem Vereinsnamen

Damit war es ein trauriges Jubiläum für Bernd Hester. Der 54 Jahre alte Wedeler begleitete seinen geliebten TSV zu 400 Ligaspielen nacheinander. Bei Wind und Wetter steht er da im Kreise der anderen Unentwegten, in guten wie in schlechten Zeiten, unerschütterlich in seinem Glauben ans Team - eine seltene Treue, die dem Verein eine kleine Aufmerksamkeit wert war. Stadionsprecher Peter von der Born überreichte Hester ein dunkelfarbenes Polo-Hemd mit aufgedrucktem Vereinsnamen. "Dieses Spiel gewinnen wir", tippte der Geehrte. Doch dann zeigten diese 90 Minuten, dass man die Schraube der Erwartungen nicht überdrehen sollte - jedenfalls nicht, wenn der Drittletzte auf den Tabellenvierten trifft. Die Gäste präsentierten sich vorzüglich auf die Wedeler eingestellt. Holte Algan mal zum Schuss aus, dann hatte sich schon längst einer in den Weg gestellt, den Ball abzublocken. Wedeler Flanken in die Mitte kamen schon al gar nicht an beim Mitspieler, da beanspruchten die kantigen Curslacker die Lufthoheit für sich. Blieben noch die Versuche des nicht zu Unrecht gelobten Kranich, dieser Partie irgendwie seinen Stempel aufzudrücken. Der in den vergangenen Wochen stark in den Blickpunkt gerückte Stürmer prüfte Torwart Frederic Böse sehr ernsthaft mit einem harten Schuss aus halbrechter Position (39.). In der 85. Minute nötigte Kranich dem Keeper per Freistoß eine Flugparade nicht nur für die Galerie ab.

Zwischendurch (81.) hatten alle nach einem Rempler an Kranich auf einen Pfiff gehofft, doch Schiedsrichter Michael Ehrenfort (TuRa Harksheide) interpretierte die Szene als nicht elfmeterreif. Überlegter trugen die Curslacker ihre Angriffe vor. Bei einem Lattenschuss (fünfte Minute), bei Kopfbällen des langen Sinisa Veselinovic und in der 58. Minute, als Kevin Höricke das Netz nur von außen ins Visier nahm, demonstrierten sie Torgefährlichkeit. Den entscheidenden Treffer verdankten sie allerdings einer klitzekleinen Nachlässigkeit von Mesut Cetinkaya, der auf der rechten Abwehrseite einen Zweikampf verlor. Vier Curslacker spielten drei Wedeler schwindelig, ehe dann Marco Theetz frei vor Nick Gyateng auftauchte und dem Torwart keine Abwehrmöglichkeit gewährte - 0:1 (67.). "Verdient verloren", sagten alle. Aber die Wedeler spielten nicht so schlecht, als dass sie sich am Sonntag um 15 Uhr gegen Eintracht Norderstedt nun gar keine Chance ausrechnen dürfen. Bernd Hester wird selbstverständlich natürlich wieder dabei sein und seine Sympathie für Grün und Weiß (diesmal Schwarz) wie immer mit lauten Anfeuerungsrufen zum Ausdruck bringen, in Spiel 401.

Wo der SV Rugenbergen steht, da kommen die Wedeler aber nicht mehr hin. Es ist inzwischen das untere Mittelfeld, nachdem die Bönningstedter mit eiserner Disziplin einen 1:0-Erfolg gegen den USC Paloma aus Barmbek davontrugen. Dabei war es Christian Miessner, der mit seinem Treffer in der 28. Minute nach einem Abwehrfehler das große Flattern bei den "Tauben" um den Klassenerhalt auslöste, den eigenen Trainer deshalb aber noch lange nicht in Sicherheit wiegte.

Rugenbergens Trainer befürchtet langen Weg ans rettende Ufer

"Es bleibt ein langer Weg ans rettende Ufer", glaubt Ralf Palapies, der im Heimtreffen am kommenden Sonnabend um 13 Uhr noch um den Einsatz der auf dem Grand an der Brucknerstraße lädierten Jan Melich und Christian Dirksen bangt. Fehlen wird erneut Abwehrchef Tim Vollmer, nachdem der Sportstudent während der Vorbereitung auf eine Turnprüfung beim Pferdsprung unglücklich aufgetreten war - Kapselriss im linken Sprunggelenk. An seiner Stelle half der ebenfalls kopfballstarke Stefan Wehrheim mit, das Flanken- und Eckballgewitter des USC im zweiten Durchgang unbeschadet zu überstehen. Als Dennis Schultz bei einem Eckball schon geschlagen war, sah der Unparteiische ein Foul am SVR-Keeper, kein Tor (54.). "In dieser Szene Glück gehabt, hart gearbeitet, Charaktertest bestanden", bilanzierte Ralf Palapies im Stenogramm-Stil.