Sie träumen nicht und sie rechnen nicht. Noch nicht.

Wedel. Aber es ist nicht mehr ausgeschlossen, dass der Tag kommt, an dem die Fußballer des TSV Wedel ernsthaft auf den Klassenerhalt in der Oberliga hoffen dürfen. Was hat Spielertrainer Berkan Algan denn bloß aus dieser Mannschaft gemacht, der vor seinem Amtsantritt das Attribut anhaftete, ein "charakterloser Haufen" zu sein?

Das 2:1 (1:1) beim Oststeinbeker SV war schon ihr dritter Sieg mit dem früheren Profi des 1. FC Köln in verantwortlicher Rolle, zwei Partien endeten unentschieden. Liegt's daran, dass Algan die Sprache der Spieler spricht, und damit ist nicht nur "Steilpass" und "Querpass" auf türkisch gemeint? Der Spielertrainer weiß genau, was er zu antworten hat, wenn er darauf angesprochen wird. Er tritt auf die Euphoriebremse, um ja keine zu hohen Erwartungen zu schüren. "Ich bin einfach nur froh über unsere Entwicklung", sagt er.

Doch Berkan Algan will mehr, noch mehr Siege, den nächsten am liebsten schon im Heimtreffen am Dienstag um 18.15 Uhr gegen den SV Curslack-Neuengamme, was sonst? Zu diesem Zweck versammelte er seine Spieler gestern um 14 Uhr im Elbestadion um sich und äußerte im Anschluss an das gemeinsame Training Kritik.

Es ging darum, dass die Wedeler in der Endphase des Gastspiels beim OSV mehrfach vielversprechende Gegenangriffe und Überzahlsituationen vertändelten. Das Passspiel, die Laufwege, das blinde Verständnis, all das haperte noch - Defizite, die auch einmal in negativer Hinsicht den Ausschlag geben können. Wenn dann Marc-Kemo Kranich abgemeldet ist, dann wird es nicht mehr so gut enden wie auf dem Oststeinbeker Kunstrasen, wo der ehemalige A-Jugendspieler des SC Concordia die Partie nach 0:1-Rückstand (6.) mit einem sehenswerten Freistoßtreffer (1:1/23.) und mit einem weiteren Tor nach blitzsauberem Zuspiel von Sascha Kuzmanov (2:1/37.) drehte.

"Er verfügt über ein extrem hohes Potenzial", lobt Berkan Algan den zweifachen Torschützen, der im Spiel davor schon die Abwehr des FC St. Pauli II (1:1) vor Probleme gestellt hatte. Die Fachwelt scheint aufmerksam geworden zu sein. Auf dem Oststeinbeker Sportplatz sollen sich jedenfalls auch Talentspäher von Bundesliga-Klubs eingefunden haben, Wedels Juwel im Flutlicht glänzen zu sehen.