Esingens scheidender Coach Kay Germann wechselt sich beim 33:28 in Ellerbek selbst ein

Ellerbek/Tornesch. An der Stätte, an der er im Laufe seiner Handball-Laufbahn am häufigsten zum Spielgerät gegriffen hat, gab Kay Germann möglicherweise seine Abschiedsvorstellung auf dem Parkett. 42 Minuten waren im Hamburg-Liga-Derby zwischen den von ihm betreuten Männern des TuS Esingen und dem TSV Ellerbek II in der Harbig-Halle gespielt, als Gästetorhüter Isaac Luarte Correas beim Zwischenstand von 19:18 für vehementes Reklamieren gleich zwei Zwei-Minuten-Strafen aufgebrummt bekam. Angesichts einer drohenden vierminütigen Unterzahlsituation streifte sich der 44-jährige Coach kurz entschlossen ein TuS-Trikot über und wechselte sich selbst ein. Am Ende gewannen die Tornescher nicht zuletzt dank der beruhigenden Wirkung ihres spielenden Trainers und eines in der Schlussphase kaum zu stoppenden Dennis Lißner 33:28 (11:10) und festigten Platz drei (29:11 Punkte).

Vielleicht hat Kay Germann, der mit Unterbrechungen über 20 Jahre für den TSV Ellerbek aktiv war und Mitte der 1990er-Jahre mit dem THW Kiel zweimal deutscher Meister wurde, das letzte Mal mit seinen Esinger Jungs gespielt. In Zukunft dürften ihn allerdings seine vier Söhne, dazu das Eigenheim und ein stattlicher Garten reichlich auf Trab halten. Im Verbund mit gestiegenen beruflichen Anforderungen sind dies die Gründe dafür, dass der Familienvater nach sechsjähriger Tätigkeit in Tornesch als Trainer aufhört - "mit einem lachenden und einem weinenden Auge", wie er sagt: "Ich habe die Mannschaft gern trainiert, aber jetzt habe ich abends frei." Um die Zukunft seines Teams sorgt sich Germann nicht: "In Tornesch sind Know-how und Personal vorhanden, um die bisherige Arbeit fortzusetzen."

In der Tat steht sein Nachfolger bereits parat: Jan-Henning Himborn, der sowohl in Ellerbek als auch in Tornesch unter dem Coach Kay Germann in der Regionalliga spielte, wird neben der ersten Frauenmannschaft auch die Hamburg-Liga-Männer des TuS übernehmen. Die männliche A-Jugend seines Klubs muss der viel beschäftigte 34-jährige Sportwissenschaftler zwar abgeben, doch auch hier wurde schnell Ersatz gefunden. Claas-Peter Schütt, ein Weggefährte Himborns aus gemeinsamen Ellerbeker Regionalliga-Tagen, übernimmt die Talente des Tornescher Klubs. Bevor er diese Trainertätigkeit zum 1. Mai antritt, eröffnet der 33-jährige Physiotherapeut aber am 1. April erst einmal eine eigene Praxis in seiner Heimatstadt Elmshorn.

Dass ausgerechnet sein stark dezimiertes Hamburg-Liga-Team die favorisierten Tornescher in Verlegenheit brachte und dadurch Germanns (Selbst)-Einwechslung provozierte, wertete Ellerbeks Trainer Marcus Kröning als Erfolg. Aufgrund vieler Ausfälle hatte er ein Team zusammenwürfeln müssen, das so noch nie zusammengespielt hatte und zudem durch die Kehlkopfverletzung von Jacob Wehmeier weiter geschwächt wurde. "Wir haben von der 37. bis zur 48. Minute geführt und 50 Minuten sehr gut gespielt", lobte der Coach, der dann aber in der Schlussphase mitansehen musste, dass seine Mannschaft den starken Lißner trotz Manndeckung nicht stoppen konnte und im Angriff oft überhastet abschloss.

Am Sonnabend (18 Uhr, KGST-Halle) empfängt Esingen zum vorletzten Mal mit Germann auf der Bank den TV Fischbek, die Ellerbeker (Siebter/19:21) gastieren tags darauf (17 Uhr) bei der HG Norderstedt.

Tore/Siebenmeter: Ellerbek II: Yannik Giles (8), Niels Joentvedt (6), Fabian Trox (5/2), Matthias Menzel (3), Matthias Menzel (3), Olivier Lehmann, Thorsten Müller (je 2), Sebastian Strahl, Tobias Wichmann (je 1).

Esingen: Dennis Lißner (9), Julian Biehl (7/2), Jan-Philipp Merkl, Christoph Bökeler (je 6), Daniel Günter, Timo Kreckwitz (je 2), Daniel Quilitzsch (1).